Bayern trauert um den früheren Landtagspräsidenten Alois Glück. Er starb am Morgen im Alter von 84 Jahren in einer Münchner Klinik, wie der Landtag mitteilte.
Alois Glück saß 38 Jahre lang für die CSU im bayerischen Parlament. In der Ära von Edmund Stoiber war er mächtiger CSU-Fraktionschef, oberbayerischer Bezirksvorsitzender und Leiter der CSU-Grundsatzkommission. Von 1986 bis 1988 gehörte er als Staatssekretär für Landesentwicklung und Umweltfragen der bayerischen Staatsregierung an.
In der Tagespolitik aktiv war Glück zuletzt, als er im Auftrag von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Runden Tisch Artenschutz moderierte. Jenseits der Politik engagierte er sich unter anderem im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), dessen Präsident er von 2009 bis 2015 war.
Aigner: Konservativer Vordenker - Kondolenzbuch ab Dienstag
Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) zeigte sich bei BR24live "sehr bestürzt" über die Nachricht vom Tod Glücks, weil sie ihn "über alles geschätzt" habe. Er sei eine "Ausnahmeerscheinung" gewesen, da er einerseits ein großer konservativer Vordenker und andererseits ein Versöhner gewesen sei. "Er hat immer auch versucht, Parteien zusammenzubringen, die sich vielleicht erstmal unversöhnlich gegenübergestanden haben."
Um allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, ihre Trauer auszudrücken, wird im Landtag ein Kondolenzbuch ausgelegt. Als Erste wird sich am Dienstagmittag Aigner gemeinsam mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek eintragen. Ab 13 Uhr steht das Kondolenzbuch dann allen Bürgern offen, in den folgenden Tagen täglich von 9 bis 16 Uhr. Gäste werden gebeten, dafür den Westeingang des Maximilianeums auf der Seite zur Isar hin zur nutzen. Ein digitales Kondolenzbuch steht bereits jetzt hier zur Verfügung.
Söder: "Eine starke Stimme"
Ministerpräsident Söder betonte, Glück sei einer der größten und bedeutendsten Politiker der CSU gewesen. "Als Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion und Landtagspräsident, aber auch als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken war er stets eine starke Stimme und moralische Instanz, die fehlen wird."
Der Chef der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber, schrieb im Kurnachrichtendienst X, Glück habe die Politik als Katholik immer vom Menschen her gedacht. Veränderung habe er nicht als Bedrohung, sondern als Chance und Normalität begriffen. Für den CSU-Fraktionsvorsitzenden Klaus Holetschek war Glück "ein leuchtendes politisches Vorbild". Als intellektueller Vordenker habe er wie kaum ein anderer in der CSU für Generationengerechtigkeit gestanden.
Parteiübergreifende Würdigungen
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz schrieb auf X: "Mit Alois Glück verlieren wir nicht nur einen überzeugten Demokraten, sondern auch einen Mann der Sozialpolitik und einen engagierten Laien in der katholischen Kirche, der eine große Lücke hinterlässt." Mit "großer Trauer" reagierte der Chef der Freie-Wähler-Landtagsfraktion Florian Streibl. Alois Glück sei über viele Jahrzehnte klar und überzeugend für christliche Werte eingetreten. "Werte, die in unserer krisengeprägten Zeit wichtiger sind denn je." Der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) würdigte Glück als einen "wackeren, geradlinigen bayerischen Patrioten und Politiker".
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) bezeichnete den CSU-Politiker als einen Brückenbauer. "Politisch und ökumenisch war ich ihm sehr verbunden. Persönlich habe ich ihn für seinen Scharfsinn und Humor geschätzt. Er fehlt." Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze verwies darauf, dass Glück nicht müde geworden sei, auf die Sorgen der jungen Generation in Zeiten der Klimakrise hinzuweisen. "Alois Glück war Politiker mit Format, der auch mir fehlen wird."
Betroffen zeigte sich auch SPD-Landeschef Florian von Brunn. "Er war ein absolut integrer, engagierter Politiker, der über die Parteigrenzen hinaus nicht nur den Dialog geführt hat, sondern auch über die Parteigrenzen hinaus gedacht hat", schrieb von Brunn auf X. "Er war also ein Politiker, wie sich ihn die Menschen wünschen."
Bischofskonferenz "dankbar"
Trauer herrscht auch in Kirchenkreisen. "Alois Glück war ein begnadeter Politiker, überzeugter Staatsbürger und engagierter Katholik", teilte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mit. Die Bischofskonferenz sei ihm zutiefst dankbar für seine auf Ausgleich und Dialog ausgerichtete Präsidentschaft des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
Als "einen tiefgläubigen Menschen, dem, fest verwurzelt in seiner Heimat, der Ausgleich und der Gemeinsinn in der Gesellschaft immer ein Herzensanliegen waren", würdigte der Münchner Kardinal Reinhard Marx den Verstorbenen. Glück habe entscheidend an "einer neuen Gesprächskultur auch in der katholischen Kirche Deutschlands" mitgewirkt.
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte, Glück habe einen Dialogprozess zwischen Bischöfen und Laien forciert, "an den wir mit dem Synodalen Weg angeknüpft haben". Seine Stimme sei Mahnung und Ansporn, "nicht nachzulassen im Engagement für ein zukunftsfähiges Christsein".
Knobloch: "Schwerer Verlust"
"Ein schwerer Verlust für Bayern" ist der Tod von Alois Glück für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. "Glück hat über Jahrzehnte hinweg die Politik innerhalb und außerhalb des Landtags geprägt und dabei nie die Menschen aus dem Blick verloren, denen er verpflichtet war." Die jüdische Gemeinschaft verliere mit ihm einen langjährigen Mitstreiter für eine freie und offene Gesellschaft. "Das Jüdische Zentrum in München würde es ohne sein Zutun nicht geben."
Trauer in seiner Chiemgauer Heimat
Besonders getroffen hat Glücks Tod auch die Menschen in seiner Chiemgauer Heimat. "Er war einer von uns, ein echter Bayer", so drückt es eine Passantin in der Traunsteiner Innenstadt im Gespräch mit dem BR aus. "Er hatte so eine ehrliche Art, die bei Politikern selten geworden ist", eine andere. Der Traunsteiner Landrat Siegfried Walch (CSU) erklärt, dass mit Alois Glück eine der bedeutendsten Söhne des Landkreises verstorben sei. Walch hebt hervor, dass sich Alois Glück bis zuletzt in der Region engagiert hat, zum Beispiel bei dem stationären Hospiz: Als Vorsitzender des Hospiznetzwerks Südostbayern hat er sich stark für ein gemeinsames Hospiz der Landkreise Traunstein, Berchtesgaden und Rosenheim eingesetzt. An seinem Heimatort Traunwalchen, einem Ortsteil von Traunreut, erinnert sich der zweite Bürgermeister, Reinhold Schroll (CSU), an seinen ehemaligen Nachbar: "Ich werde die alltäglichen Gespräche mit ihm über die Entwicklungen in unserer Stadt, aber auch über die Weltpolitik, sehr vermissen. Er war einer, der zuhören konnte und verwurzelt war in der Basis."
- Politiker, Christ, Vordenker - Ein Nachruf auf Alois Glück: Heute um 22 Uhr im BR Fernsehen
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