"Heute früh ist Glück im Alter von 84 Jahren in einer Münchner Klinik verstorben", teilte der Bayerische Landtag am Montag unter Berufung auf die Familie des CSU-Politikers mit. Mit Alois Glück ist eine prägende Persönlichkeit der bayerischen Politik gestorben.
Soziale Prägung durch behinderte Familienmitglieder
Alois Glück stammte aus einem kleinen oberbayerischen Bauernhof in Hörzing im Landkreis Traunstein. Geprägt in der reformorientierten katholischen Landjugendbewegung der 60er-Jahre schaffte er es 1970 für die CSU in den Bayerischen Landtag. Sein Motto: ein Leben lang neugierig sein und mit der Bereitschaft dazuzulernen, höhere Bildungsabschlüsse ausgleichen.
Der gelernte Landwirt und Agrarjournalist kümmerte sich im Landtag anfangs ums Soziale, schließlich saß seine Schwester nach Kinderlähmung im Rollstuhl, sein Sohn Thomas ist schwerstbehindert. Gerade das habe ihn "stark geprägt und gegen das Vordergründige des öffentlichen Lebens immunisiert", so Glück einst im Bayerischen Rundfunk. Durch diese Erfahrungen bekomme "das Leben eine andere Balance".
Andere Meinungen respektieren und Lösungen suchen
Sein familiärer Hintergrund erklärt, warum Alois Glück trotz aller Durchsetzungsfähigkeit und seinen Karrieren in CSU, Landtag und katholischer Laienbewegung nie als skrupellos oder machtgierig galt. Der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Steiner war 18 Jahre lang Glücks engster Mitarbeiter als Büroleiter in CSU-Fraktion und Landtagspräsidium.
Für Steiner zeichne Glück vor allem aus, dass er andere Meinungen respektiere, auf Menschen zugehe und als "Brückenbauer" immer Lösungen gefunden habe. Nicht umsonst habe er auf Wunsch von Ministerpräsident Markus Söder 2019 den Runden Tisch zum Volksbegehren "Rettet die Bienen" moderiert.
Sein letzter großer Einsatz: Moderator Runder Tisch Artenschutz
Dort vertrauten Glück Bauernverband und Grüne gleichermaßen – schließlich war er einst Umweltausschussvorsitzender und Umweltstaatssekretär. Sein Appell: Man müsse Natur und Zusammenhänge verstehen und lernen, Natur nicht mehr nur zu konsumieren.
CSU-Generalsekretär Markus Blume wusste deshalb genau, was CSU und Staatsregierung Alois Glück verdanken – im Sommer 2019 – bei der relativ reibungslosen Annahme der Artenschutzgesetze durch den Bayerischen Landtag. Für Blume war Glück auch mit 80 immer noch "ein zeitloser Vordenker". Die CSU sei froh, ihn in ihren Reihen zu haben.
Gerissener Machtpolitiker und guter Zuhörer
Neben seiner Rolle als sozialer Reformer und Brückenbauer war Alois Glück aber auch immer Machtpolitiker. Als langjähriger Vorsitzender des größten CSU-Bezirksverbandes Oberbayern und Fraktionschef verhalf er etwa Edmund Stoiber gegen Theo Waigel ins Ministerpräsidentenamt. Im Landtag organisierte er die absolute CSU-Mehrheit.
Margarete Bause, seine damalige Gegenspielerin von den Grünen, sah in Glück deshalb "eine spannende Mischung aus bayerischer Hinterfotzigkeit und Einsichtsfähigkeit, Vordenken." Wenn es nötig gewesen sei, habe er sehr wohl alle Register gezogen, um sein Ziel zu erreichen – abseits der Bühne Landtagsplenum sei Glück aber immer ansprechbar gewesen und ein guter Zuhörer.
Statt Ruhestand: Präsident der katholischen Laien
Vom CSU-Fraktionschef wechselte Glück 2003 auf den Sessel des bayerischen Landtagspräsidenten, bis 2008 bekleidete er das Amt. Aber schon ein Jahr später war sein Vorruhestand vorbei. Der gelernte Hörzinger Landwirt ließ sich 2009 zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken wählen.
Sechs Jahre lang beschäftigte er sich dort bis 2015 mit der zunehmend kritischen Kirchenbasis und dem Missbrauchsskandal. Aber schließlich sei Daumendrehen nicht seine Welt, so Glück damals im BR. Davon würde er eher krank und nur in die Berge gehen könne man auch nicht. Deshalb habe auch dieses Ehrenamt für ihn "gepasst".
Beitrag zum Hören: Alois Glück im Gespräch (2023)
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