Auch wenn es die vergangenen Tage etwas geregnet hat – es ist viel zu trocken in Bayern. Darunter leiden auch die zahlreichen Rasenplätze. Der Klimawandel ist bei den Sportvereinen längst angekommen. Ein Beispiel aus dem Landkreis Passau.
Zwei Plätze hat der FC Fürstenzell für seine etwa 200 Fußballer und Fußballerinnen. Der neue Hauptrasen sieht halbwegs frisch aus. Der Trainingsplatz hat dagegen mehr braune als grüne Stellen. Platzwart Michael Kapfhammer macht sich Sorgen: "Man sieht schon, dass die Trockenheit den Plätzen brutal zusetzt. In den letzten acht Wochen hat es keine zehn Liter geregnet. Das ist das Schlimmste, was einem Rasenplatz passieren kann."
50.000 Liter pro Bewässerungsgang
Kapfhammer geht in den Technikraum und startet per Knopfdruck die Bewässerungsanlage. Elektronisch gesteuerte Düsen spritzen Wasser auf den Platz. "Wir brauchen pro Bewässerungsgang etwa 50.000 Liter", sagt der Platzwart. Der Rasen muss entsprechend - meist frühmorgens - gewässert werden, weil sich Graswurzeln die Feuchtigkeit von weiter unten ziehen, erklärt er: "Wenn wir nicht regelmäßig und ausreichend spritzen, gehen die Plätze kaputt." Das Wasser komme aus einer Zisterne, die von einer kleinen Quelle gespeist werde. In Hitzephasen reiche diese Menge nicht für beide Sportplätze. Der FC muss kostbares Nass dazukaufen.
Teures Wasser vom Zweckverband
Vorstand Josef Hauser kommt dazu und zeigt auf einen Hydranten neben dem Vereinsheim. Hieraus fließt Wasser vom Zweckverband zum Preis von 4,17 Euro pro Kubikmeter. Ein Bewässerungsgang kostet also etwa 200 Euro. "Am Ende des Jahres beläuft sich das auf einige Tausend Euro," befürchtet Hauser. Wer hilft? Der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) teilt dem BR mit, dass nur der Bau von Grundwasserbrunnen und Zisternen bezuschusst würde. Hohe Wasserkosten würden nicht erstattet.
Experte: "Wasserverbrauch zu hoch"
Bei den zuständigen Behörden ist das Thema Sportplatzbewässerung längst angekommen. Dr. Rainer König, Bereichsleiter für die Wasserversorgung im Wasserwirtschaftsamt Deggendorf, lässt im BR-Interview durchblicken, dass sich Vereine weiter auf hohe Wasserkosten einstellen müssen. Und darauf, dass Wasser – wie in der Landwirtschaft - künftig nicht mehr uneingeschränkt zur Verfügung steht: "Wir haben nur bestimmte Mengen zu vergeben. Insofern sind 50 bis 100 Kubikmeter, die ein Verein pro Tag für die Bewässerung seiner Rasenplätze braucht, aus unserer Sicht definitiv zu viel."
Rückhaltebecken und Zisternen
Die Lösung? Der Hydrogeologe rät, als Überbrückungsmöglichkeit möglichst viel Regenwasser aufzufangen, zu speichern und Zisternen zu bauen. Der SV Neukirchen, ein Nachbarverein des FC Fürstenzell, hat das bereits umgesetzt. Die Gemeinde Neuburg/Inn hat direkt neben dem Sportplatz ein Regenrückhaltebecken errichtet, das mit Niederschlagswasser aus einer neuen Siedlung gefüllt werden soll. Bis die dafür notwendige Pumptechnik in Betrieb ist, muss der Sportverein Wasser aus den Leitungen des Zweckverbands hernehmen. Die Kosten: in einem heißen Monat etwa 2.500 Euro.
Kunstrasen als Problemlöser?
Wären Kunstrasenplätze die Lösung des Problems? Vielleicht. BLSV-Geschäftsführer Thomas Reiner schreibt dem BR, dass Kunstrasen bei Nachhaltigkeitsthemen im Sport eine Rolle spiele. Es müssten allerdings auch Aspekte wie Bodenversiegelung oder Einsatz von Granulat beachtet werden. Reiner verweist auf Kunstrasenplätze neuerer Bauart mit speziellen Drainagen.
An einen Kunstrasen denkt auch der FC Fürstenzell. Vorstand Josef Hauser: "Das wäre schon eine Lösung. Wir bräuchten weniger Wasser und könnten immer drauf spielen." Möglichkeiten wären auch ein zweiter Wasserbehälter oder die Erschließung einer weiteren Quelle. Fest steht, dass Platzwart Michael Kapfhammer zunächst weiter mehrmals in der Woche die Bewässerungsanlagen einschalten und jedes Mal 50.000 Liter auf die Plätze spritzen muss, "weil ergiebiger Regen in den nächsten Tagen nicht in Sicht ist."
- Vom BR in der ARD Mediathek: Maulwürfe legen Sportplätze lahm - Quer
Im Video: Hitze auf Fußballplätzen
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