Temperaturen um die 30 Grad und große Trockenheit gab es diesen Sommer auch im Bayerischen Wald. In vielen Gärten wurde der Rasen braun und Waldbrandgefahr herrschte auch in dieser Region. Trotzdem trockneten die Wälder nicht so extrem aus wie zum Beispiel in Franken oder der nördlichen Oberpfalz. Trotzdem wären ein feuchter Herbst und Winter wichtig, sagen Experten.
- Zum Artikel: "Wetterbilanz des DWD - Der Sommer der Rekorde"
Boden konnte Feuchtigkeit speichern
Im Bayerischen Wald war genug Wasservorrat im Boden. Er sammelte sich durch den Regen im Frühjahr und durch die Schneedecke im Winter an. Das sei konserviertes Wasser, das bei einer langsamen Schneeschmelze die Chance hat, richtig einzusickern, erklärt Jürgen Völkl, Leiter des Forstbetriebs Bodenmais, der für die Staatsforst-Wälder zwischen Arber und Deggendorf zuständig ist. "Das heißt, das Wasser läuft in den Boden, während zum Beispiel bei einem Gewitterregen mit 50 Litern in der Stunde das meiste Wasser oberflächlich weg läuft."
- Zum Artikel: "Trockenheit - Auch Regen gleicht die Dürre nicht aus"
Die Niederschlagsmengen zeigen den Unterschied: In Würzburg wurden von Januar bis Anfang September 2022 insgesamt knapp 319 Milliliter pro Quadratmeter gemessen. Im Arbergebiet mehr als doppelt so viel, nämlich fast 730 Milliliter pro Quadratmeter. In beiden Gebieten fiel aber weniger Niederschlag als 2021.
An den Bergen stauen sich die Wolken
Die Region profitiert auch von ihrer Höhenlage. Am 1.456 Meter hohen Großen Arber taut der Schnee erst im April und Mai. Er sickert also langsam und damit nachhaltig ein. Im Sommer wird es weiter oben nicht ganz so heiß wie im Tal und in den Bergen stauen sich oft die Wolken. Das gelte auch für den Unteren Bayerischen Wald, so Gudula Lermer, Leiterin des Forstbetriebs Neureichenau. Es habe auch im Sommer immer wieder mal einen Gewitterschauer oder nachts etwas Regen gegeben.
"Der Bayerische Wald ist glimpflich durch diesen trockenen Sommer gekommen." Gudula Lermer, Leiterin des Forstbetriebs Neureichenau
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Sattgrüne Bäume statt dürrer Äste
Wanderer merken und spüren es. Vor allem jetzt, wo es nochmal ergiebig geregnet hat, wirken die meisten Wälder hier sattgrün. Nur wer die Gegend genauer kennt, sieht, dass in den Gräben und kleinen Waldbächen weniger Wasser fließt.
Fast dschungelartig wirken die Windwurfflächen, auf denen 2007 der Orkan Kyrill fast alle Bäume umgeworfen hatte. Hier sind inzwischen junge Bäume so dicht nachgewachsen, dass man stellenweise nicht mehr durchgehen könnte.
Bäume haben Feuchtigkeit und Wärme ausgenutzt
In den Hochlagen über 1.000 Meter, wo es sonst eher kühl ist, hat die Wärme dem Baumwachstum sogar gut getan. Vielleicht wären die jungen Bäume 60 bis 70 Zentimeter gewachsen, wenn der Sommer etwas nasser gewesen wäre. Aber auch so ist der heurige Gipfeltrieb 40 bis 50 Zentimeter hoch, zeigt Jürgen Völkl. Die Bäume haben also das, was an Feuchtigkeit und Wärme da war, ausgenutzt. Wärme sei hier in den Hochlagen sonst der Minimumfaktor. Wenn es nass und kalt ist, wachsen die Bäume auch langsam, so Völkl.
Dicke Brombeeren und rare Schwammerl
Er beobachtet, dass die Brombeeren heuer größer sind als in anderen Jahren. Die Brombeerstauden haben offenbar von dem Wetter profitiert. Eher bescheiden war die Lage dagegen bei den Heidelbeeren, und Schwammerlsucher im Bayerischen Wald hatten es ganz schwer. Für das Pilzwachstum müsste es länger regnen. Dann könnten es in Verbindung mit den milden Temperaturen klappen, meint der Schwammerlexperte Sepp Hoffmann aus Arnbruck.
Grundwasserspiegel noch immer zu niedrig
Trotzdem trügt das Bild. Der Bayerische Wald kommt nur dann wirklich glimpflich durch diesen Sommer, wenn der Herbst nicht zu trocken wird und auch im Winter genug Schnee fällt. Denn die unteren Bodenschichten sind nach mehreren Hitzesommern auch hier in der Region noch immer zu trocken. Der Grundwasserspiegel ist zu niedrig.
"Ein klassischer Landregen, der einsickert, 14 Tage oder sogar vier Wochen lang, das wäre gut. Da beißen mir zwar die Touristiker die Ohrwaschel ab. Das macht aber nichts." Jürgen Völkl, Leiter des Forstbetriebs Bodenmais
Dass es insgesamt zu trocken ist, sieht man an den Laubbäumen. Bei vielen werden jetzt schon die Blätter gelb, beobachten die Forstleute, vor allem an ungünstigen Standorten. Sie gehen also vorzeitig in die Winterruhe.
Hitze war günstig für Borkenkäfer
Aufpassen muss man auch beim Borkenkäfer. Ihm hat die wochenlange Hitze gutgetan. Er konnte sich in viele Bäume einbohren. In den nächsten Wochen werde man viele Käferbäume fällen, heißt es von den Forstbetrieben Bodenmais und Neureichenau . Es werde aber ein normales "Käferjahr", kein besonders schlimmes. Für die Zukunft sind auch hier ein nasser Herbst und Winter wichtig.