Dieter Müller (l) und Matthias Neumaier (r) von der Deutschen Bahn halten nach einer Pressekonferenz einen Plan mit der Trasse für die Neubaustrecke des Brenner-Nordzulaufs in den Händen. (13.07.2022)
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Dieter Müller (l) und Matthias Neumaier (r) von der Deutschen Bahn mit Plan.

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Trotz Protest: Bahn bleibt bei Variante von Brenner-Nordzulauf

Die Bahn-Planungen für den Abschnitt zwischen Grafing und Ostermünchen sind umstritten. Doch die Kritik führt nicht zu einer neuen Planung. Das Unternehmen glaubt, auch vor Gericht wird es an der Trasse "Limone" nichts zu rütteln geben.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen am .

Die Deutsche Bahn (DB) hält an ihrer Variante für den sogenannten Brenner-Nordzulauf nördlich von Rosenheim fest. Die Vorstellung der Pläne des Unternehmens hatte im Sommer für erheblichen Ärger in den Landkreisen Ebersberg und Rosenheim gesorgt. Die Kritik führt allerdings nicht zu einer Umplanung.

Stresstest bestätigt Entscheidung für "Limone"

Ein "Stresstest" habe die Vorteile der bisherigen Auswahltrasse bestätigt, teilte die DB nun mit. "Aus Sicht der Sachverständigen und Gutachter wurden alle Kritikpunkte widerlegt." Die favorisierte Strecke habe das "beste Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis", so Matthias Neumaier, der Gesamt-Projektleiter des Brenner-Nordzulaufs, auf einer Pressekonferenz in Rosenheim. Vor allem die Punkte Lärm und Erschütterung seien den Bürgern wichtig gewesen, unter anderem sei der Vorwurf erhoben worden, man habe bei der Bestimmung der Lärmbelastung durch Limone die Bestandsstrecke außer Acht gelassen. Und deswegen, so Neumaier, habe man die lärmtechnischen Berechnungen von externen Gutachtern unter die Lupe nehmen lassen.

Ergebnis: Alle Kritikpunkte, die von Bürgern und Politikern vorgetragen wurden, seien widerlegt worden. Zwar habe sich die sogenannte Bürgertrasse "Türkis", die einen Ausbau der Bestandsstrecke vorsieht, nach dem Stresstest um einen Punkt verbessert, so Neumaier, insgesamt bleibe aber Limone die Trasse mit den meisten Vorteilen. Er verwies darauf, dass die Bahn nur gemäß den verkehrlichen Zielen, die die Politik vorgegeben habe, planen könne. Die mit Limone gewählte Umfahrung von Ortschaften und Siedlungen bedeute eine große Entlastung von Gemeinden wie Aßling.

Weniger Güterzüge, mehr Nahverkehr auf der Bestandsstrecke

80 Prozent des jetzigen Güterverkehrs auf der Bestandsstrecke, so heißt es in der aktuellen Präsentation der Bahn, würden auf die neue Strecke verlagert. Statt wie jetzt 146 würden dann nur noch 28 Güterzüge auf der vorhandenen Strecke verkehren. Und damit werde es möglich, den Nahverkehr auf den bestehenden Gleisen zu verdichten.

Wie Dieter Müller, Projektabschnittsleiter für den Bereich zwischen Grafing und Ostermünchen, erklärte, werde es nach Fertigstellung des Nordzulaufs entlang der Bestandsstrecke deutlich leiser. Und die neue Trasse Limone verlaufe überwiegend entlang von Einschnitten und durch lange Tunnel, so dass die Lärmbelastung niedrig bleibe. Müller sagte, es gebe von Bürgern in Aßling auch viel Zuspruch für die von der Bahn bestimmte Auswahltrasse.

Heftiger Widerstand im Landkreis Ebersberg

Die Bahn hatte im Juli dieses Jahres vier andere Varianten, darunter die sogenannte Bürgertrasse "Türkis, die entlang der Bestandsstrecke verlaufen würde, ausgeschlossen. Viele Bewohner und Politiker in der Region hatten gegen die Festlegung der DB protestiert.

"Wir sind entsetzt darüber, mit welcher Arroganz und Ignoranz sich die Bahn über die gemeinsamen Vorschläge von Kreistag, Gemeinden, engagierten Bürgern und Landwirtschaft für einen bestandsnahen Ausbau hinwegsetzt", sagte der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU).

Bahn: Trassen-Variante juristisch wasserdicht

Nach dieser Kritik hatte die Bahn eine nochmalige "ergebnisoffene Überprüfung" zugesichert. Nunmehr sei aber das Trassenauswahlverfahren für den Abschnitt Grafing-Ostermünchen abgeschlossen, betonte die Bahn. "Das Ergebnis wird aus Sicht der DB sowohl im späteren Planfeststellungsverfahren als auch einer juristischen Überprüfung standhalten."

Genau das bezweifeln Gegner der Festlegung auf die Trasse Limone. Florian Solfrank von der Bürgerinitiative Brennernordzulauf Ebersberg verweist darauf, dass die Bahn immerhin zugegeben habe, bei den Berechnungen zur Lärmbelastung einen Fehler gemacht zu haben.

Gegner schöpfen Hoffnung wegen Berechnungsfehler

Tatsächlich hat DB-Gesamtprojektleiter Matthias Neumaier bei einer Pressekonferenz in Rosenheim am 25.11. zugegeben, dass es bei diesen Berechnungen einen "kleinen Fehler" gegeben habe. Die Korrektur habe aber keine Auswirkungen auf das Gesamtergebnis gehabt, wonach die Trasse Limone bei 11 von 14 Kriterien die besten Ergebnisse erzielt habe. Genau dieser Fehler aber gibt den Gegnern dieser Trasse Hoffnung.

Florian Solfrank sagte dem BR-Studio Rosenheim, mit dieser Bestätigung, dass man sich verrechnet habe, mache sich die Bahn im Planfeststellungsverfahren angreifbar. Man werde den sogenannten Stresstest genau überprüfen - und dabei weitere Fehler finden. "Das war´s noch nicht", so Solfrank wörtlich. Der Widerstand gehe weiter, unter anderem mit einer Mahnfeuerkette entlang der geplanten Trasse Limone am 3. Dezember.

CSU und Freie Wähler positionieren sich

In dieser Woche machten die Regierungsfraktionen im Landtag in München erneut klar, dass sie eine andere Trasse als die Bahn bevorzugen. Die DB solle die geplante Trasse für den Brenner-Nordzulauf neu priorisieren, forderte die CSU. Die Freie-Wähler-Fraktion betonte, es sei wichtig, dass solch ein Projekt von den Menschen vor Ort akzeptiert werde. Beide Parteien sprachen sich für die Variante aus, die sich stark an der bisherigen Bahnlinie orientiert.

Die etwa 15 Kilometer lange Strecke ist Teil des gesamten Brenner-Nordzulaufs von München bis Kiefersfelden. Der Brenner-Basistunnel wird in Österreich und Italien gebaut und soll etwa in zehn Jahren fertig sein. Der deutsche Zulauf zum Tunnel soll allerdings erst deutlich später in Betrieb gehen, etwa in zwei Jahrzehnten.

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Die Deutsche Bahn (DB) hält an ihrer umstrittenen Variante für den sogenannten Brenner-Nordzulauf bei Rosenheim fest.

Projektleiter: Beste und verträglichste Variante

Die Deutsche Bahn hatte ihre Entscheidung bereits im Juli für die Auswahltrasse begründet. Das Ergebnis sei am Ende eindeutig gewesen, sagte Gesamtprojektleiter Matthias Neumaier bei der Präsentation in Ebersberg. Sie sei die beste und verträglichste Lösung für die Region. Kein Wohnhaus müsse dafür abgerissen werden, betonte Matthias Neumaier. Die Trasse Limone sei eine Umfahrung und vermeide Ortsdurchfahrten.

Die Strecke ist insgesamt 15,7 Kilometer lang und beinhaltet den 1,57 Kilometer langen Salachtunnel sowie zwei Brücken, die 990 Meter und 130 Meter lang sind. Tunnel und Einschnitte würden das Landschaftsbild schonen. Die Strecke liege niedriger als das Gelände und sei aus Fußgängerperspektive nicht sichtbar.

Eine andere Variante, die bestandsnahe "Bürgertrasse", die nach Vorschlägen von zwei Bürgern in die Planungen der Deutschen Bahn mit aufgenommen worden war, liege in den Bereichen Lärm und Erschütterung auf dem letzten Platz.

Mit Informationen von dpa

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