Am 24. November sind im Landkreis Neustadt an der Waldnaab die Eslarner bei einem Bürgerentscheid aufgerufen, über eine Straßenumbenennung abzustimmen. Die Georg-Zimmermann-Straße ist nach einem Theologen und verurteilten Missbrauchstäter benannt. Der Marktrat hat für eine Umbenennung der Straße gestimmt, die Anwohner allerdings sind dagegen.
Neun Missbrauchsopfer haben sich gemeldet
Inzwischen ist die Zahl der Betroffenen gestiegen. Laut dem Sprecher des Betroffenenbeirats des Bistums Regensburg, Manuel Druminski, hätten inzwischen neun Menschen gegenüber dem Gremium oder auch einer Rechtsanwältin angegeben, dass sie Opfer von Missbrauch durch den Theologen und einstigen Diözesanmusikdirektor sind. Im August waren es drei Betroffene. Georg Friedrich Zimmermann wurde 1969 zu einer Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Die Betroffenen, die sich nun gemeldet haben, berichten von Missbrauchstaten nach dieser verbüßten Haftstrafe, unter anderem, als der Theologe und Musiker im bischöflichen Knabenseminar in Weiden eingesetzt war.
Eslarner sollen Belastung für die Betroffenen verstehen
Bei einer Diskussionsveranstaltung des SPD-Ortsverbandes in Eslarn vergangene Woche waren sechs Vertreter des Betroffenenbeirats des Bistums Regensburg anwesend, um mit den Eslarnern zu diskutieren. Der Sprecher des Betroffenenbeirats, Manuel Druminski, will den Fokus auf die Betroffenen des Missbrauchs durch den Eslarner Theologen legen, sagte er dem BR. Er wünscht sich eine inhaltliche Diskussion, keine argumentative, nämlich dass die Eslarner verstehen, welches Paket Betroffene ein Leben lang mit sich tragen.
Der Betroffenenbeirat hatte eine Umbenennung der Straße initiiert. Die Rechtsanwältin Ulrike Möstl aus Eslarn verlas eine Aussage eines Betroffenen, der von Georg Friedrich Zimmermann im bischöflichen Knabenseminar in Weiden Anfang der 70er Jahre sexuell schwer missbraucht und vergewaltigt worden ist. Der Mann hatte sich an sie gewandt und sprach damit in "seinem 60. Lebensjahr" zum ersten Mal Dinge aus, für die er jahrzehntelang keine Worte fand, zitierte Möstl den Betroffenen.
Marktgemeinderat stimmt für Umbenennung
Die Meinungen der Einwohner der Marktgemeinde Eslarn gehen zur Straßenumbenennung auseinander. Der Theologe hat in Eslarn als Musiker gewirkt, viele Kinder und Jugendliche musikalisch gefördert und einen Chor und eine Musikschule gegründet. Deshalb wurde 1993 eine Straße nach ihm benannt. Diesen Schritt wollte der Marktgemeinderat nun korrigieren und hatte im Mai beschlossen, die Straße umzubenennen und die Kosten dafür zu übernehmen.
Anwohner fürchten organisatorischen Aufwand und Kosten
Die Anwohner der Georg-Zimmermann-Straße hatten ein Bürgerbegehren dagegen initiiert, weil sie großen organisatorischen und finanziellen Aufwand durch eine Straßenumbenennung fürchten. Sie verurteilen die Taten des Theologen und jeglichen Missbrauch, hätten sich aber mehr Transparenz und eine bessere Kommunikation der Gemeindeverwaltung im Vorfeld der Beschlüsse zur Umbenennung gewünscht.
Alternativvorschlag: Zusatzschild mit mehr Informationen
Sie schlagen als "kleinsten gemeinsamen Nenner" vor, am Straßenschild ein Zusatzschild mit einem QR-Code anzubringen, über den Informationen über den Namensgeber und seine Taten zu erfahren sind. Damit wären die Taten des Theologen nicht einfach ausradiert, sondern würden als Mahnmal erhalten bleiben.
Am 24. November stimmen die Eslarner bei einem Bürgerentscheid ab, ob die Georg-Zimmermann-Straße auch künftig so heißt oder umbenannt wird.
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