Hannes (hier mit seiner Mutter) noch in zivil. Sein Kostüm ist nämlich geheim.
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Hannes (hier mit seiner Mutter) noch in zivil. Sein Kostüm ist nämlich geheim.

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Ungewöhnlich: Ein Bub wird in Viechtach zum Christkind

Ungewöhnlich: Ein Bub wird in Viechtach zum Christkind

Weihnachtsmärkte werden oft von einem "Christkind" eröffnet, zum Beispiel in Nürnberg, wo alljährlich eine junge Frau in die begehrte Rolle schlüpft. Auch sonst sind es immer Mädchen. In Viechtach dagegen spielt heuer ein Bub das Christkind.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Aus der Paul-Maurer-Schule in Viechtach kam schon öfter das "Christkind", das zusammen mit dem Bürgermeister den Weihnachtsmarkt eröffnet. Aber dieses Jahr waren die Mädchen alle "zu schüchtern" für den Auftritt, erzählt Schulleiterin Birgit Heigl-Venus. So kam sie auf den neunjährigen Hannes.

Mit seinen hellbraunen Locken und den blauen Augen konnte sie sich den Bub gut für die Rolle vorstellen. Hannes hatte im Sommer erfolgreich beim Schultheater mitgespielt, als Paradiesvogel. Der Neunjährige sagte dann auch sofort zu. Mama Christiane Bielmeier zögerte erst.

"Mein erster Gedanke war: bitte keine Langhaarperücke in Gold oder so was." Christiane Bielmeier

Aber dann fand sie den Gedanken gut, dass auch mal ein Bub die Rolle bekommt.

Ist das Christkind männlich oder weiblich?

Die Schulleiterin kam ins Nachdenken, warum die Christkindl auf den Weihnachtsmärkten eigentlich immer Mädchen sind. "Das Jesuskind war ja auch ein Junge und es kommt an Weihnachten", sagt sie. Deshalb müsse das Christkind eigentlich sowieso immer schon ein Junge sein.

Der Glaube ans Christkind

Woher der Volksglaube an das "Christkind", das auch heute noch in vielen Familien – statt Mama, Papa, Opa oder Tante – die Geschenke bringt, kommt, zeigt das Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland. Laut "Katholisch.de" (Externer Link) galt ursprünglich der "Heilige Nikolaus" als Geschenkebringer im Christentum. Deshalb fand die Bescherung im Mittelalter nicht an Weihnachten statt, sondern am 6. oder am 28. Dezember. Konkurrenz bekam der Nikolaus erst im 16. Jahrhundert.

Wer hat's erfunden?

Martin Luther gilt "mit hoher Wahrscheinlichkeit" als Erfinder des Christkinds. Die Geburt Christi sollte stärker ins Zentrum des Weihnachtsfests rücken. Der Nikolaus wurde durch den "Heiligen Christ" als Geschenkebringer ersetzt, die Bescherung auf den 25. Dezember verlegt. Das ursprüngliche Christkind ähnelte optisch tatsächlich dem neugeborenen Jesuskind. Später entwickelte sich im Brauchtum die Vorstellung eines engelsgleichen Wesens. Denkbar ist dabei auch eine Verbindung zum Brauch der Heiligen Lucia in den skandinavischen Ländern. Mädchen tragen dort am 13. Dezember, dem Luciatag, weiße Gewänder und einen Lichterkranz auf dem Kopf.

Hannes wird nicht als Mädchen verkleidet

Hannes wird für seinen Auftritt nicht in Mädchenkleider gesteckt. Er wird zwar Flügel tragen und eine Art Ministrantenrobe, aber keinesfalls eine blonde Perücke. Er selbst sieht das Ganze nur als Rolle, für die er fleißig mehrere Strophen Text gelernt hat, den "Prolog". Damit eröffnet er am Freitag, 29. November, um 17 Uhr auf dem Stadtplatz in Viechtach den "Adventsmarkt", wie der Weihnachtsmarkt in seiner Heimatstadt heißt. Außerdem wird er dort am Sonntagnachmittag die Kinder beschenken.

Trotzdem dürfen seine jüngeren Geschwister daheim weiterhin glauben, dass ihnen das "echte Christkind" am Heiligabend die Geschenke bringt. Mama Christiane Bielmeier will ihnen nicht diese schöne Vorstellung nehmen. Ihr Trick: Sie hat den Kleinen erzählt, dass sie diesmal "besonders brav sein müssen, weil ihr Bruder heuer einen direkten Draht zum Christkind hat".

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