Tutzing, Bayern, Deutschland 21. Dezember 2023: Ein Wintertag in Tutzing (Landkreis Starnberg). Hier der Blick von der Brahmspromenade auf den Starnberger See bei stürmischem Wind, windig, Orkan, Wolken, trüb, Wetterbild, stürmisch, Wellen, Wellengang, Gischt, Ufer, Wasserspritzen, Wucht, Naturgewalt, Wassermassen
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Sturm, Dauerregen, Hochwassergefahr: In den kommenden Tagen wird es ungemütlich in Bayern.

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Sturm und Dauerregen in den kommenden Tagen: Wetterdienst warnt

Die kommenden Tage werden ungemütlich in Bayern: Wegen des Sturms und des Dauerregens steigen Hochwasser- und Lawinengefahr. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor orkanartigen Böen. Bayern bereitet sich auf die stürmisch-nassen Vorweihnachtstage vor.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es stürmt bereits kräftig, und das wird auch noch eine Zeitlang so bleiben: Bis Heiligabend wird es weiter wehen. Verantwortlich für diesen ungewöhnlich langandauernden Sturm ist ein Azorenhoch, dass sich nicht von der Stelle bewegt, und ein starker Jetstream, der ein Sturmtief nach dem anderen zu uns bläst. Die Folge dieser Wetterlage ist nicht nur starker Wind, sondern auch starker Regen. Die verschiedenen Sturmtiefs könnten uns bis Heiligabend immense Niederschläge bescheren. Bisher ist die Lage in Bayern zweigeteilt: Im Norden droht Hochwasser, im Süden wütet der Orkan. Der Deutsche Wetterdienst warnt am Freitagabend vor Orkanböen in den Hochlagen der Mittelgebirge (ab 1000m) und in den Alpen sowie verbreitet vor Sturmböen und vor ergiebigem Dauerregen im Oberallgäu. Gebietsweise gibt es auch in den Mittelgebirgen und am Alpenrand Dauerregen oder Schnee.

Vier Tage Dauersturm

Besonders in Höhen über 800 Metern, also in den Alpen und dem Bayerischen Wald, werden immer wieder Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometer pro Stunde erwartet. Im restlichen Bayern sprechen die Wetterexperten von Sturmböen um 70 Kilometer pro Stunde. Bayern liegt derzeit zwischen zwei Wettersystemen: einem Azorenhoch im Südwesten mit hohem Luftdruck und einem Sturmtief über Skandinavien mit besonders wenig Luftdruck. Dieses Druckgefälle ist ein Grund für die heftigen Winde. Dazu kommt der Jetstream, der in 7.000 Metern Höhe gerade mit 200 Kilometern pro Stunde bläst.

Dabei gebe es auch ein ganz spezielles, weihnachtliches Problem, sagt Michael Sachweh, Wetterexperte des Bayerischen Rundfunks: "Ausgerechnet in diesen Wochen haben wir ja vielerorts Weihnachtsmärkte. Diese sind natürlich dem Wind besonders exponiert." Er fürchte, dass diese Weihnachtsmärkte nicht ausreichend sturmsicher seien. "Ich sehe also ein größeres Potenzial für Verletzungen bei Menschen und sturmbedingte Schäden als bei einer Sturmwetterlage zu anderen Zeiten."

Vorkehrungen in ganz Bayern

Unter anderem aus diesem Grund werden in ganz Bayern Vorkehrungen getroffen: Die Stadt München etwa schließt bis einschließlich Sonntag alle städtischen Friedhöfe und am Donnerstagabend auch das Winter-Tollwood. In Augsburg bleiben der Botanische Garten und die städtischen Friedhöfe bis einschließlich Samstag geschlossen. Der Weihnachtsmarkt in Rothenburg ob der Tauber wird derzeit vorsorglich geräumt. Im Bayerischen Wald sind einige Lifte außer Betrieb, ebenso im Ober- und im Ostallgäu.

Bis einschließlich Heiligabend kann es außerdem stark regnen. In ganz Nordbayern führt das voraussichtlich schon heute zu Hochwasser, etwa von Main und Regen. Extremniederschläge erwarten die Meteorologen im Laufe der nächsten Tage, besonders in Staulagen von Alpen und Bayrischem Wald. Das tatsächliche Ausmaß ist laut Hochwassernachrichtendienst (HND) Bayern wegen des Zusammentreffens von Orkan und Starkniederschlag in den kommenden Tagen schwer vorhersagbar. Darum sei auch im Bereich kleinerer Gewässer Vorsicht geboten.

Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über Wetterlagen und gibt auch im Ernstfall amtliche Unwetterwarnungen heraus. Abgestuft werden diese in vier Kategorien:

Stufe 1 (gelb): Gewitter: elektrische Entladung, auch in Verbindung mit Windböen ab 50 km/h.

Stufe 2 (orange): Starkes Gewitter: in Verbindung mit Sturmböen, schweren Sturmböen bis 104 km/h, Starkregen oder Hagel

Stufe 3 (rot): Schwere Gewitter: mit Hagelschlag, heftigem Starkregen oder orkan(artigen) Böen bis 119 km/h, ggf. Tornadogefahr (rot)

Stufe 4 (dunkelrot): Extremes Gewitter: mit Hagelschlag, extrem heftigem Starkregen oder extremen orkan(artigen) Böen ab 120 km/h, ggf. Tornadogefahr.

Lila: Hitzewarnung / Rosa: UV-Warnung / Grün: Keine Warnung / Schraffiert: Vorab-Warnung

Sturm und Hochwassergefahr in Oberfranken

Die größte Hochwassergefahr bayernweit besteht derzeit in Oberfranken. Dem HND zufolge sind die Landkreise Coburg, Kronach, Lichtenfels und Bamberg am stärksten betroffen. An der Steinach in Fürth am Berg im Landkreis Coburg wurde die erste Meldestufe 3 erreicht. Hier liegt der Wasserpegel bei 2,53 Metern. Auch mit Sturmböen bis 100 Kilometern pro Stunde muss gerechnet werden. Außerdem warnt der DWD im östlichen Oberfranken und in den östlichen Teilen der Kreise Nürnberger Land und Erlangen-Höchstadt bis einschließlich Heiligabend vor Dauerregen.

Regensburg und Passau bereiten sich vor

In Regensburg wurden an der Donau bereits die ersten Hochwasserschutzelemente aufgebaut, am Freitag kommen weitere dazu. Gemäß den Vorhersagen des Wasserwirtschaftsamts Regensburg wird für den ersten Weihnachtsfeiertag in den frühen Morgenstunden für den Pegel Eiserne Brücke die höchste Meldestufe (Meldestufe 4) erwartet.

Die Dreiflüssestadt Passau hat am Donnerstagnachmittag eine Hochwasserwarnung herausgegeben. An Donau und Ilz erwarte man zum Wochenende steigende Pegel. Der Donaupegel soll laut Prognosen kontinuierlich ansteigen und am Montag einen Hochwasserscheitel von etwa acht Metern erreichen. Der Pegel der Ilz soll am Samstag bis zur Meldestufe 4 steil ansteigen, am Sonntag soll der Scheitel über 4 Metern liegen. In den nächsten Tagen müsse wegen des drohenden Hochwassers mit Sperrungen und verschiedenen Maßnahmen gerechnet werden, so die Stadt.

Warnungen in Niederbayern und der Oberpfalz

Für die Stadt Weiden und die Landkreise Neustadt/Waldnaab, Schwandorf, Cham und Neumarkt warnen die zuständigen Wasserwirtschaftsämter vor Ausuferungen und Überschwemmungen. Manche Pegel können demnach die erste Hochwasser-Meldestufe erreichen, ganz vereinzelt die zweite. So haben der Regen in Cham und die Haidenaab in Pressath am Freitag die Meldestufe 2 erreicht. Vorwarnungen vor Hochwassergefahr gelten für die Landkreise Regensburg, Amberg-Sulzbach, Tirschenreuth, Straubing-Bogen, Deggendorf, Regen, Freyung-Grafenau sowie für Stadt und Landkreis Passau.

Waldspaziergänge vermeiden

Der Sturm hat auch Folgen für die Wälder: Erstens rüttelt der Wind nicht, wie üblich, nur einen Tag an den Ästen, sondern gleich vier. Dadurch könnten viele Bäume brechen, die einem kürzeren Sturm standgehalten hätten. Zweitens weicht der viele Regen den Boden auf. Die Bäume verlieren den Halt und können leichter umstürzen. Darum sollten Wälder in den kommenden Tagen für Spaziergänger tabu sein.

"Die Niederschläge werden ab Weihnachten nachlassen, aber die Hochwassergefahr wird weiter zunehmen, zumindest im Alpenvorland", sagt Michael Sachweh. Dann werden die Pegel durch Tauwetter in den Alpen steigen. Sachweh erwartet Temperaturen um die acht Grad bis Heiligabend. "Am wärmsten wird es am ersten Feiertag mit 7 bis 13 Grad sein und besonders im Süden auch recht sonnig", so Sachweh weiter. Dadurch werde die Schneedecke in den Alpen abschmelzen und die Flusspegel ansteigen lassen.

Es gibt auch Sonne

Es gibt aber auch Lichtblicke: Wer einen Weihnachtsausflug plant, sollte das am ersten Weihnachtsfeiertag tun. Sicherlich ist es dann noch recht windig, aber der Sturm ist abgeflaut und besonders in Südbayern könnte immer wieder die Sonne herauskommen, bei Temperaturen bis 13 Grad. Waldgebiete sollte man aber auch dann noch meiden.

Mit Informationen von dpa

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