Am Dienstag (5. November) entscheidet sich, ob der Republikaner Donald Trump zum zweiten Mal US-Präsident wird oder ob mit der Demokratin Kamala Harris die erste Frau ins Weiße Haus einzieht. Laut den Umfragen wird es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen kommen. In den vergangenen Wochen hatte in Umfragen mal Harris die Nase vorn, mal Trump.
Am Sonntags-Stammtisch im BR Fernsehen erklärte der Politik-Chef der Süddeutschen Zeitung Stefan Kornelius: "Wenn Trump gewinnt, dann passiert wenig Planbares."
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Trump "völlig unberechenbar"
Kornelius gilt als einer der renommiertesten Außenpolitik-Journalisten Deutschlands, während der Präsidentschaft von Bill Clinton berichtete er für die SZ als Korrespondent aus Washington, er publizierte Bücher über Al Gore und Barack Obama.
Kornelius sagte am Sonntags-Stammtisch, eine mögliche Präsidentschaft Trumps sei "unheimlich schwer vorzubereiten", der Republikaner sei völlig unberechenbar. Selbst auf seine Kern-Wahlversprechen – etwa Migranten auszuweisen – gebe es keine Garantie: "Vielleicht macht er es stärker, vielleicht schwächer", so Kornelius.
Motto seit 2016: "Make America Great Again"
Donald Trumps Wahlversprechen unterscheiden sich kaum von jenen, die ihn 2016 zur Präsidentschaft verhalfen: Unter der immer gleichen Parole "Make America Great Again" verspricht er seinen Wählern eine America-First-Politik: Erst die USA und die US-Amerikaner, dann alles und jeder andere. Dies will er durch eine restriktive Migrationspolitik, massive Strafzölle auf Importwaren aus China und Mexiko sowie eine auf Öl und Gas basierende Energiepolitik erreichen.
Die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch sieht einen Vorteil darin, dass sich Deutschland und die Welt diesmal besser auf einen möglichen Wahlsieg Trumps einstellen können. 2016 hatte der Republikaner noch völlig überraschend und trotz schlechter Umfragewerte den Sieg geholt. "Damals hat er ja nicht mal selbst damit gerechnet", so Münch am Sonntags-Stammtisch im BR Fernsehen.
Trump sagt den Eliten den Kampf an
Dieses Mal scheint niemand Trump zu unterschätzen. Und das, obwohl der Republikaner ein verurteilter Straftäter und Lügner ist. "Das interessiert die republikanische Wählerschaft nicht", sagte Münch. Viel wichtiger sei den Trump-Wählern "dieses Durchsetzungsvermögen, diese Führungsstärke". Trump gebe den Menschen das Gefühl, "den Eliten, diesen ganzen Akademikern, diesen Besserwisser und Besserwisserinnen", den Kampf anzusagen, so die Politikwissenschaftlerin.
Trumps Politik richte "sich auch ganz stark gegen Frauen." Eine Frauenfeindlichkeit, die dem Republikaner in die Karten spielt, wie Münch erklärt, weil "diese Leute die Rhetorik, diese Inhalte schätzen". Viele Menschen in den USA hätten die Minderheiten-Politik der vergangenen vier Jahre unter Joe Biden satt.
Auch Kornelius hob hervor, dass Trumps Frauenfeindlichkeit, Lügen und Skandale ihm nicht zwingend schaden dürften: "Der Trump stellt sich unter eine Uhr und sagt, es ist 11.00 Uhr, dabei ist es 12.00. Und da oben kann 12.00 stehen und die Leute glauben es ihm trotzdem."
Harris-Euphorie scheint mittlerweile geschwunden
Mit Kamala Harris steht Donald Trump im Rennen um das Weiße Haus zum zweiten Mal eine Frau gegenüber. 2016 besiegte er Hillary Clinton. 2024 könnte Kamala Harris am Republikaner scheitern. Sie ist erst im Juli in den Wahlkampf gestartet – zuvor war der amtierende US-Präsident Joe Biden vorgesehen.
Harris hatte also auch weniger Zeit, sich klar zu positionieren und ihre Inhalte zu definieren. Ein Nachteil, wie die Politikwissenschaftlerin Münch und der Journalist Kornelius finden. Am Sonntags-Stammtisch waren sich die Gäste einig: Die Euphorie, die Harris anfangs noch auszulösen schien, ist mittlerweile geschwunden.
"Sie hat toll gestartet, muss man sagen. Die Euphorie war irre. Sie hat tatsächlich zwei, drei Punkte aufgeholt über den Sommer", erinnert Kornelius. Ende September aber sei dann plötzlich "Ruhe" gewesen. "Wo ist bitte deine Botschaft? Warum soll ich dich wählen? Was ist deine Vision für Amerika. Da kam nichts", sagte Kornelius. Münch pflichtete ihm bei: Harris fehlten die Inhalte.
Endgültiges Ergebnis könnte auf sich warten lassen
Am Dienstag müssen die US-Amerikaner entscheiden: Trump oder Harris? Die endgültige Entscheidung könnte aber auf sich warten lassen. Wird das Rennen so knapp wie erwartet, dann könnten die Wähler in den USA, aber auch der Rest der Welt, Tage oder Wochen auf das Ergebnis warten müssen.
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