Das ehemalige Kloster Maria Schnee in Lülsfeld im Landkreis Schweinfurt, in das die Gemeinschaft "Go&Change" 2017 zog.
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Prozess am Landgericht Schweinfurt gegen mutmaßlich führendes Mitglied der spirituellen Gemeinschaft "Go&Change"

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Vergewaltigungs-Prozess gegen Leiter einer Lebensgemeinschaft

Vergewaltigungs-Prozess gegen Leiter einer Lebensgemeinschaft

Die Ermittler sprechen von körperlichen Züchtigungen, Duldung sexueller Handlungen, Drogenkonsum. Am Landgericht Schweinfurt hat der Prozess gegen ein mutmaßlich führendes Mitglied der spirituellen Lebensgemeinschaft "Go&Change" begonnen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Im Gerichtssaal ist die Rede von Züchtigungen, Dämonen, Lichtwesen, psychischem Druck, Drogenkonsum und vielem mehr: In der spirituellen Lebensgemeinschaft "Go&Change" im unterfränkischen Lülsfeld bei Schweinfurt dreht sich offenbar seit Jahren viel um Macht, Gewalt und Sex. Das wird zum Auftakt eines Prozesses um Vergewaltigung und gefährliche Körperverletzung deutlich. Bis Anfang April sind insgesamt acht Verhandlungstage angesetzt.

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Vorwurf: Vergewaltigung und Misshandlung

Angeklagt ist ein 42-jähriger Mann. Er soll im Mai 2023 seine ehemalige Lebensgefährtin mehrfach vergewaltigt und misshandelt haben. Bei dem Angeklagten handelt sich um ein führendes Mitglied der spirituellen Gemeinschaft, das Opfer soll laut Anklage ebenfalls zeitweise in der Gemeinschaft gelebt haben.

Zu Prozessauftakt kamen zahlreiche Anhänger des Angeklagten und versuchten, in den Gerichtssaal zu gelangen – für die meisten war allerdings kein Platz. Auch die Sektenbeauftragten der katholischen und der evangelischen Kirche waren da.

Dämonen austreiben als Vorwand?

Konkret wirft die Staatsanwaltschaft dem Mann vor, ein weibliches Mitglied der Gemeinschaft viermal vergewaltigt und dutzendfach geschlagen zu haben. Laut Anklage soll er den Vorwand genutzt haben, mit sexuellen Handlungen einen Dämon aus der Frau auszutreiben. "Die Geschädigte erlitt durch die Schläge, Tritte und das Würgen des Angeklagten mehrere Prellungen, Hämatome und Schwellungen am Körper", sagte Staatsanwältin Melanie Roth vor dem Landgericht Schweinfurt.

Die Anklage listet genau auf, an welchem Tag der Mann die Frau auf welche Weise zu sexuellen Handlungen gebracht haben soll und auch, wie er gewalttätig geworden sein soll. Laut Anklage soll er die Frau mehrfach während des Geschlechtsverkehrs geschlagen haben, laut Anklage mindestens 33 Mal. Außerdem soll er sie mehrfach bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben.

Angeklagter schweigt zu Prozessbeginn

Der Angeklagte – in weißem Hemd, schwarzem Anzug und Krawatte – sagte zu Prozessbeginn zunächst nichts. Vielmehr stellten seine Verteidiger mehrere Anträge, etwa auf die Ladung von Zeugen, die das mutmaßliche Opfer als Mensch mit zwei Gesichtern darstellen würden. So sei die Frau manipulativ und habe extreme sexuelle Gewaltfantasien. "Sie wollte den Angeklagten brechen", sagte ein Anwalt des 42-Jährigen. Der Verteidiger verwahrte sich zudem gegen Behauptungen, die Gruppe agiere wie eine Sekte. "Dies trifft auf die Gemeinschaft nicht zu."

Ermittlungen zur Rolle von Drogen in der Lebensgemeinschaft

Drogen wie Kokain und LSD spielten den Ermittlungen zufolge in der Gruppe eine wichtige Rolle, etwa um Mitglieder von "Parasiten" zu befreien oder vermeintliches Fehlverhalten zu erkennen. "Zu den Methoden des Angeklagten gehören hierbei auch körperliche Züchtigungen und – soweit es insbesondere Frauen betrifft – die Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen mit und von dem Angeklagten", sagte Roth.

Sektenbeauftragter: "sozial-utopische Gemeinschaft"

Der Sektenbeauftragte der evangelischen Landeskirche, Matthias Pöhlmann, hat die Lebensgemeinschaft vor ein paar Jahren besucht und mehrfach mit ehemaligen Mitgliedern gesprochen. Pöhlmann bezeichnet die Gruppe gegenüber der Deutschen Presseagentur als sozial-utopische Gemeinschaft. Autoritärer Führungsstil, Gruppendruck, Verlust der Intimsphäre, stundenlange Tribunale, bei denen sich Einzelne rechtfertigen müssten – davon hätten ihm Ehemalige berichtet.

"Go&Change" seit acht Jahren in Lülsfeld

In der Wohngemeinschaft leben nach deren Angaben ein bis zwei Dutzend Menschen. Ziel sei es, Menschen auf ihrem Weg der Heilung und des Wachstums zu unterstützen. Was genau damit gemeint ist, ist unklar.

Der Angeklagte gilt als Anführer der spirituellen Gemeinschaft. Hinter der Gemeinschaft steht der Verein "Gemeinschaft(s)formen e.V.". Dem Vereinsregister nach wurde der Verein 2016 in Halle an der Saale gegründet. Die spirituelle Gemeinschaft in Lülsfeld gibt es seit dem gleichen Jahr. Zu dem Zeitpunkt wurde ein Verein gegründet, das zeigen Auszüge aus dem Vereinsregister und Einträge bei Facebook. 2017 ist die Gemeinschaft dann in das ehemalige Kloster Maria Schnee in Lülsfeld im Landkreis Schweinfurt gezogen, auch das zeigt das Vereinsregister.

Mit Material von der dpa.

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