Seit etwa 40 Jahren sei er jetzt in der Landwirtschaft tätig, sagt der Dillinger Kreisobmann Klaus Beyrer. Eine so schlechte Getreideernte wie heuer habe es in dieser Zeit kaum gegeben. Und das nicht nur in den Hochwassergebieten. Der Grund: Im Frühjahr und besonders dann bei der Ausreifung der Ähren war es einfach zu nass. Die Erträge im Landkreis Dillingen sind deshalb sehr unterdurchschnittlich, und zwar egal, ob bei Weizen oder Gerste. Lediglich der Raps sei gut gediehen.
Erst zu viel Regen, jetzt zu wenig
Während die Getreideernte abgeschlossen ist, dauert es noch, bis Mais, Kartoffeln und Rüben geerntet werden können. Diese Kulturen bräuchten jetzt wiederum Niederschläge: "Ein leichter Landregen über einige Zeit", das wäre jetzt wichtig, meint Landwirt Beyrer aus Baumgarten. Der Mais sei zwar schön hochgewachsen, noch wisse man aber nicht, wie sich die Kolben entwickeln würden.
Bei den Kartoffeln hätten viele Landwirte heuer große Probleme mit der Kartoffelfäule, einem Pilz, gehabt. Dort, wo die Landwirte das in den Griff bekommen hätten, ständen die Kartoffeln gut da, meint Beyrer. Die Rüben hingegen würden schon "schlafen", sagt er. Das heißt, sie lassen die Blätter hängen. "Die wachen dann schon wieder auf, allerdings nur, wenn es bald regnet, sie also nicht zu lange schlafen", erklärt Beyrer.
Gundelfinger Gemüsebauern müssen künstlich bewässern
Die Trockenheit der vergangenen Tage macht auch den Gemüsebauern in Gundelfingen zu schaffen. In Schwabens größtem Gemüseanbaugebiet müssen sie jetzt bewässern. Sonst würden Kulturen wie Salat oder Krautköpfe eingehen. Die jüngsten Unwetter haben auch auf den Salatfeldern ihre Spuren hinterlassen.
Das nasse und kalte Frühjahr hat auch den Gemüsebauern Probleme bereitet – sogar in den Gewächshäusern: Tomaten etwa, sagt Gärtnerin Verena Seifried, würden sie zweimal pflanzen. Wegen der Kälte sei die erste Marge aber anfangs nur langsam gewachsen. Deshalb seien jetzt alle Tomaten gleich weit und es gebe eine wahre "Tomatenschwemme".
Zufrieden seien sie heuer auch mit dem Blumenkohl, Kohlrabi dagegen seien teilweise verfault. Und beim Rettich hätten sie mit der "Rettichschwärze" zu kämpfen: Von außen ist die nicht zu sehen, die Rettiche sind schneeweiß – aber innen findet man dann graue Ringe. Aber, sagt Seifried: "Wenn man mit der Natur arbeitet, wächst immer mal eine Sorte besser, dafür eine andere weniger – darauf haben wir uns eingestellt."
Totalausfälle im Überschwemmungsgebiet
Mit großen Schäden bis hin zu Totalausfällen haben unterdessen Landwirte zu kämpfen, deren Felder im Riedstromgebiet an der Donau liegen. Beim Junihochwasser wurden ihre Felder absichtlich überschwemmt, um so die Städte flussabwärts schützen zu können. Teilweise stand das Wasser tage- und an manchen Stellen sogar wochenlang auf den Feldern.
Hochwertige Kulturen wie Kartoffeln, die auf diesen Böden entlang der Donau besonders gut gedeihen, haben das nicht überlebt. Wie hoch die Schäden genau sind, ist noch nicht bekannt. BBV-Kreisobmann Beyrer geht aber davon aus, dass bis Ende nächster Woche endlich alle Felder durch offizielle Schätzer begutachtet sein werden. Im Landwirtschaftsministerium wartet man auf diese Zahl, um entscheiden zu können, wie hoch die Entschädigung für die Landwirte sein wird.
Höhe der Schäden im Riedstromgebiet soll bald feststehen
Weil man ihre Felder als Retentionsraum nutzt, um Städte zu schützen, pochen sie auf höhere Entschädigungen, als vom Landwirtschaftsministerium derzeit für die Schäden nach dem Junihochwasser vorgesehen sind. Nach dem letzten großen Hochwasser vor zehn Jahren hatten der Bayerische Bauernverband und die zuständigen Ministerien jahrelang um eine Absichtserklärung gerungen, die im Jahr 2016 geschlossen wurde.
Darin stehen zwar keine Zahlen, jedoch wollte man die Bauern in Zukunft in Anlehnung an die Schäden von 2014 entschädigen. Damals gab es 50 Prozent vom Land und 30 Prozent Entschädigung vom Bund – für schwerst betroffene Betriebe auch mehr. Jetzt hoffen die Landwirte, auch heuer ähnlich entschädigt zu werden. Ihr wichtigstes Ziel aber ist, diese Absichtserklärung in ein für die Zukunft rechtskräftiges Papier umzuwandeln. Bei der nächsten Kabinettssitzung im September könnte das wieder Thema werden.
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