Jubel bei der AfD.
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Jubel bei der AfD: Mit 14,6 Prozent hat die Partei ihr Ergebnis im Vergleich zur letzten Landtagswahl in Bayern um 4,4 Prozent steigern können.

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Wahlforscher: "Ergebnisse der Landtagswahl nicht überbewerten"

Die Stimmen der Landtagswahl sind ausgezählt. Gewinne gab es allen voran für AfD und die Freien Wähler. Von einem Rechtsruck ist die Rede. Ein Erlanger Wahlforscher will die Ergebnisse nicht überbewerten. Warum, hat er BR24 erklärt.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit am .

Der Wahlforscher und Professor für Politikwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Constantin Wurthmann, will die Ergebnisse der Landtagswahl in Bayern nicht überbewerten. Im Gespräch mit BR24 erklärt der Wahlforscher, dass Koalitionsparteien einer Bundesregierung selten mit einem großen Stimmenzuwachs bei Landtagswahlen rechnen könnten.

Wahlforscher: Vorsicht beim Begriff "Rechtsruck"

Zudem hätten die Grünen bei der Wahl 2018 überaus stark abgeschnitten. Auch der Einzug der FDP in den Landtag damals sei eher eine Ausnahme als die Regel gewesen, so Prof. Wurthmann. Bei dem Begriff "Rechtsruck" ist der Politikwissenschaftler ebenfalls vorsichtig: "Ich würde hinterfragen, welche Motive tatsächlich hinter der AfD-Wahl liegen. Ich halte es für sehr verkürzt dargestellt, davon auszugehen, dass jeder und jede, die die AfD wählt, zutiefst rechten Überzeugungen anhängt. Aber die werden zumindest von denen, die sie wählen, billigend in Kauf genommen", so Wurthmann.

Auffällig bei dieser Landtagswahl war außerdem, dass verhältnismäßig viele AfD-Kandidatinnen und Kandidaten sehr gute Ergebnisse erzielten, die vorher nicht besonders bekannt waren. Für Wurthmann ist das aber gar nicht so besonders: "Regionale Kandidatinnen und Kandidaten sind normalerweise kaum bis gar nicht bekannt. Auch wenn die CSU dem kommunikativ eine andere Rolle zuordnen möchte."

"Erst kommt das Fressen und dann die Moral"

Laut dem Wahlforscher würde die AfD vor allem deshalb gewählt, da die regierenden Parteien keine Antwort auf die vielen globalen Krisen fänden, die den Menschen ihre Ängste nehmen würden. Die Parteien müssten Politik von den Menschen her denken und den Menschen erklären, was ihre Politik ganz konkret bringe, meint der Politikwissenschaftler.

"Es stimmt immer noch der alte Ausspruch von Bertolt Brecht: 'Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral'", so Wurthmann. Demzufolge sollte Klimapolitik dahingehend kommuniziert werden: "Es geht nicht darum, das Klima zu retten, sondern wir retten das Klima und dadurch habt ihr die Kostenersparnis." Diese Logik treffe auch bei anderen Themen wie Migration zu.

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