Ein Teilnehmer Waldarbeiter-Meisterschaften hält eine Motorsäge in der Hand, im Hintergrund Zuschauer
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Bei den Waldarbeiter-Meisterschaften gibt es fünf Disziplinen. Eine davon ist das Entasten.

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Waldarbeiter-Meisterschaft – wer ist der Beste an der Säge?

Sie sehen aus wie Ritter in orangefarbener Rüstung: Mit Helm, das Visier heruntergeklappt und mit einer Motorsäge als Schwert. Sie kämpfen sich durch die bayerische Meisterschaft der Waldarbeiter und zeigen dabei, was sie im Wald zu tun haben.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Julian Schwender lässt seine Motorsäge warmlaufen. RängRängRäng. Gasgeben, Auslaufen lassen. Gasgeben, Auslaufen lassen. Viermal, fünfmal. Der Zweitakter knattert und blubbert. Es riecht nach Gemisch. Dann ist die Säge warmgelaufen. Der Unterfranke will bayerischer Meister der Waldarbeiter werden. 49 andere wollen das an einem Juni-Wochenende im oberfränkischen Schwarzenbach am Wald auch. Die Konkurrenz ist hart. Deutsche Meister, Weltmeisterschaftsteilnehmer, regionale Meister sind in der Konkurrenz. Sie kommen aus Norwegen, Italien, den Niederlanden und ganz Deutschland hierher in den Landkreis Hof.

Bei der bayerischen Waldarbeitermeisterschaft ging es zur Sache. BR–Reporter Christoph Röder war dabei und hat sich gefragt: Wer ist der Beste an der Säge? Zu sehen ist die BR24 vor Ort-Reportage im folgenden Video:

Waldarbeiter-Meisterschaft
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Waldarbeiter-Meisterschaft

Zielfällen als erste Disziplin bei Waldarbeiter-Meisterschaft

Das Zielfällen ist die erste Disziplin. Ein 20 Meter langer Fichtenstamm muss in drei Minuten genau auf einen 15 Meter entfernten, rot angestrichenen, Holzpflock gefällt werden. Jeder Zentimeter Abweichung gibt Minuspunkte. Windstärke und -richtung sowie Neigung des Baumes spielen da eine Rolle. Der 31 Jahre alte Julian Schwender war schon mehrfach Meister in dieser Disziplin. Wenn er die Königsdisziplin vergeigt, wird der Kampf um den bayerischen Meistertitel 2024 schwer.

Herausforderung: Das markierte Ziel mit dem Baum genau treffen

Die hier gesammelten Minuspunkte sind kaum aufzuholen. Julian nimmt Maß, die Motorsäge knattert. Startsignal. Julian sprintet die zwei Meter zum Baum: Richtungsschnitte setzen, Fällkerbe, Stamm fast durchsägen, Keil reinhämmern, Warnruf, letzter Schnitt und der Stamm fällt. Klingt einfach, geht aber nur mit jahrelanger Erfahrung.

Der Baum liegt 40 Zentimeter neben dem Ziel. "Der Wind", meint Julian. "Ich wollte vorhalten, weil es hier ziemlich pfeift. Doch jetzt war plötzlich Flaute." Mit einem kurzen Schimpfwort lässt er seinen Ärger raus.

Wettkampf und Werbung für den Beruf im Bereich Forst

Die Meisterschaften der Waldarbeiter sind reine Berufswettkämpfe. Teilnehmen dürfen Forstarbeiter, Mitarbeitende der Staatsforsten oder der privaten Forstunternehmer, Menschen aus den sogenannten "Grünen Berufen" und – eine bayerische Besonderheit – Waldbauern, erklärt Sandra Schwender vom Verein "Waldarbeitsmeisterschaften 1996" und Julians Mutter. Ihr Sohn hat nach der Schule eine Ausbildung zum Forstwirt gemacht, danach ein Studium angehängt und ist jetzt hauptberuflich Revierleiter bei den Bayerischen Staatsforsten.

Zu Hause im unterfränkischen Gräfendorf im Landkreis Main-Spessart betreibt die Familie ein Forstunternehmen. Eine typische Karriere im Wald. Solche Wettkämpfe sollen das Interesse an den Berufen im Wald wecken. Ausbildungsbetriebe stellen sich vor, lassen ihre Auszubildenden Vorführungen machen. 100 beginnen in Bayern jedes Jahr ihre Ausbildung zum Forstwirt bei den Staatsforsten. In Schwarzenbach am Wald gibt es mittlerweile eine weitere Berufsschule neben Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz.

Problem wegen Trockenheit im Wald: der Borkenkäfer

Clara Wunner ist in ihrem ersten Lehrjahr beim Forstbetrieb in Nordhalben im Landkreis Kronach. Eigentlich wollte sie ins Büro, doch das war ihr schnell zu langweilig. Sie zeigt den Besucherinnen und Besuchern auf dem Festplatz in Schwarzenbach ihre Geräte und Maschinen und erzählt von ihrem Arbeitsalltag. Im Moment ist das vor allem der Kampf gegen den Borkenkäfer, der, als Folge der Trockenheit, besonders den Fichten im Norden Bayerns zusetzt. Ein Viertel des Frankenwaldes ist bereits abgeholzt. Nur noch jeder fünfte Baum sei gesund, heißt es im aktuellen Waldzustandsbericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Aufforstung mit klimabeständigen Bäumen ist wichtig

Clara Wunners Familie besitzt auch ein Waldstück. Der Zustand des Waldes geht ihr nahe. Die junge Frau interessiert sich besonders für die Wiederaufforstung: Welche Bäume kommen mit dem Klimawandel zurecht, wie wird der Frankenwald in Zukunft aussehen. Dazu will sie ihren Beitrag leisten. Clara ist eine von etwa 5.000 Menschen allein im Öffentlichen Dienst, die in Bayern im und mit dem Wald zu tun haben. Dazu kommen noch die privaten Firmen und Dienstleister. Bayern ist mit 2,6 Millionen Hektar Fläche das waldreichste Bundesland. Über die Hälfte davon ist im Privatbesitz.

Meisterschaft in Schwarzenbach: fünf Disziplinen

Zurück bei den Waldarbeiter-Meisterschaften in Schwarzenbach. Hier gibt es fünf Disziplinen: Zielfällung, Kettenwechsel, Kombinations- und Präzisionsschnitt und schließlich das Entasten. Den kompletten Kettenwechsel an der Motorsäge schafft Julian Schwender in 12,09 Sekunden. Dann ist seine Säge wieder einsatzbereit. Verstellen darf er jetzt für Kombi- und Präzischnitt, wie sie es nennen, nichts mehr. Eine Scheibe groß wie eine Familienpizza von einem Baumstamm absägen und zwar von oben und unten. Noch eine Scheibe absägen, ohne den Boden zu berühren – der Präzisionsschnitt. Und schließlich an einem weiteren Baumstamm 30 Äste absägen – das Entasten.

Titel geht nach Unterfranken

Julian Schwender holt auf. Er wird Dritter beim Kettenwechsel und beim Kombinationsschnitt und er ist der Schnellste beim Entasten. Doch einen Ast hat er leider übersehen, er ist mit der Säge zu schnell über die Ziellinie. Das bringt massig Punktabzug und deshalb reicht es für den Bayerischen Meister in diesem Jahr nicht. Den Titel holt sich Marco Trabert – auch ein Unterfranke.

Julian Schwender schafft diesmal Platz elf. Der mehrfach ausgezeichnete regionale, deutsche und Europameister nimmt es locker. Immerhin zwei Bronzemedaillen in den Einzelwertungen. Eine zu holen, war sein Ziel. Viel an die Säge kommt er nicht mehr, seit er Revierleiter ist. Die Meisterschaften sind ein Hobby. Ende Juni gibt es eine neue Chance für Julian Schwender, dann folgen schon die hessischen Waldarbeiter-Meisterschaften.

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