"Wir fliegen jetzt über Dietenhofen", sagt Pilot Holger Donner und zeigt über das Cockpit hinweg auf eine Ortschaft am Boden. Von hier oben ist die Sicht unglaublich. Donner ist seit rund 25 Jahren für die Luftrettungsstaffel als Einsatzpilot zusammen mit einem Luftbeobachter der Feuerwehr und einem Förster in den heißen Sommermonaten unterwegs - alles ehrenamtlich. "Die Fliegerei ist meine Leidenschaft und wenn man dabei noch eine Aufgabe hat, die man zusammen mit den Kollegen bewältigen kann, dann mache ich das natürlich gerne", so Donner.
Zusammenspiel zwischen Team und Leitstelle
Damit das Zusammenspiel zwischen allen Beteiligten im Ernstfall gut funktioniert, kamen alle auf dem Flugplatz Ansbach-Petersdorf zu einer umfangreichen Übung zusammen. Thomas Brüchert, Luftbeobachter von der Feuerwehr Erlangen, war gerade in der Luft und erklärt eine Teilübung, den sogenannten Orientierungsflug: "Wir wussten nicht, wo es hingeht und die entsprechenden Richtungswechsel mussten wir dann herausbekommen." Anschließend mussten die Luftbeobachter diese Koordinaten an die simulierte Leitstelle am Boden weitergeben. Denn im Ernstfall hängt viel davon ab, wie schnell die Feuerwehr am Boden über den Brand informiert ist und wie genau Lage und Ausmaß des Feuers von oben eingeschätzt wurden.
Brand oder aufgewirbelter Staub?
"Gerade im Sommer kommt es vor, dass Traktoren über die Felder fahren und dabei Staubfahnen aufwirbeln. Das wird dann auch erkundet, ob es sich um ein Feuer handelt", sagt Feuerwehrler Thomas Brüchert. Mit der Zeit können Luftbeobachter dies gut unterscheiden.
Feuer in Nürnberg war über große Distanz sichtbar
Wie gut der Blick aus dem Flugzeug ist, zeigt ein Beispiel von Brüchert: Damals war er mit seinem Team auf Höhe des Brombachsees unterwegs - trotz der Entfernung fiel ihnen im Norden Nürnbergs eine Rauchsäule auf. Die Leitstelle in Nürnberg bestätigte den Brand. Brüchert und seine Kollegen konnten damals weitere Brände im Bereich des Marienbergparks aus der Luft ausschließen. Eine enorme Unterstützung für die Kolleginnen und Kollegen am Boden.
Luftbeobachter müssen die Feuerwehr lotsen
Wetter- und höhenabhängig habe man Sichtweiten von 40 Kilometern und mehr, betont auch Wernher Geistmann, der Flugbereitschaftsleiter für Mittelfranken. Bei der zweiten Teilübung lotsen die Luftbeobachter die Piloten zu festgelegten Punkten wie Autobahnkreuzen, Ortschaften und zu einem simulierten Flugzeugabsturz. Die Punkte gilt es schnell zu finden. "Es ist auch wichtig, wenn es einen Brand gibt, dass man vor Ort bleibt", so Geistmann. "Wenn das zum Beispiel im Wald ist, dann muss man die Feuerwehr da genau hinlotsen, damit der Brand bekämpft werden kann."
Regierung ordnet Flüge präventiv an
Fünf Stützpunkte der Luftrettungsstaffel gibt es in Mittelfranken. Die Einsätze finden im Zeitraum von März bis Oktober statt, sie werden von der Regierung Mittelfranken angeordnet. Ab Waldbrandstufe 4 am Wochenende oder ab Waldbrandstufe 5 unter der Woche werden die ehrenamtlichen Teams zum Einsatz gerufen. Im Jahr 2023 seien die mittelfränkischen Luftbeobachter an zehn Tagen in der Luft gewesen, so Wernher Geistmann.
Bis zu 35 Grad im Flugzeug
Das Team ist dann für den kompletten Regierungsbezirk zuständig. Eine Flugrunde gehe auf einer festgelegten Route "großräumig" um Nürnberg und dauere rund eineinhalb Stunden - eine große Anstrengung, denn: "Es wird sehr heiß im Flieger, es gibt keine Klimaanlage darin, nur eine Lüftung. Da hat es dann schon mal 35 Grad in dem Flugzeug", so Geistmann.
Es wird immer früher immer trockener
Vor Ort berichten viele, dass man in den vergangenen Jahren gemerkt hätte, dass es immer früher immer trockener sei. Der Klimawandel macht sich hier extrem bemerkbar. "Wir wollen dabei helfen, dass wir unsere Natur und Landschaft so erhalten wie sie ist - das ist unsere Motivation", sagt Geistmann. Das treibt viele der Teams an. Bisher habe sich immer jemand gefunden, der einen Tag am See ausfallen lässt, um von oben nach Waldbränden Ausschau zu halten.
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