"Wenn alle zusammenarbeiten, kommt etwas Schönes zustande", so fasst der frühere Bundespräsident und amtierende Präsident des Deutschen Chorverbands, Christian Wulff, den Grundgedanken eines Chors zusammen. Jeder könne mitmachen, man brauche keine schweren Instrumente, seine Stimme habe jeder und jede immer dabei. Dadurch komme man besonders niederschwellig zusammen.
Vielfältige Gesellschaft, vielfältige Chöre
Die Gesellschaft sei vielfältiger denn je, fuhr Christian Wulff bei der Pressekonferenz zum Deutschen Chorfest 2025 in Nürnberg fort. Das spiegele sich auch in den Chören, die die Norisstadt kommendes Jahr "zum Klingen bringen" sollen, wider. Pop- und Jazzchöre sowie Mächen-, Frauen- und Männerchöre seien klassisch dabei. Aber auch queere und Geflüchteten-Chöre sollen "in Zeiten von wachsendem Hass ein Zeichen für Demokratie und das Miteinander setzen", so der Verbandspräsident weiter.
Wulff: "Musik bringt Menschen zusammen"
Auf dem Chorfest werde es auch viele Mitsingangebote geben, bei der die Bevölkerung gemeinsam singen soll. Er beobachte einen zunehmenden Mangel an Empathie und Rücksichtnahme in der Gesellschaft, so Wulff weiter und dabei sei es "extrem bedeutsam, dass die Menschen zusammenkommen und erkennen: 'Es verbindet uns viel mehr als uns trennt' und das kann Chorsingen in einer Weise zum Ausdruck bringen, wie ich es mir kaum anders vorstellen kann".
Nürnberg mit historischer Bedeutung
Warum das Chorfest nach Nürnberg kommt? Für Christian Wulff zeigt die Stadt mit ihrer Geschichte in zweierlei Hinsicht, wozu Menschen in der Lage sind – an Positivem und an Schrecklichem. Laut Wulff wird ein Land von zivilgesellschaftlichem Engagement zusammengehalten und das leisten Chöre.
Der frühere Bundespräsident wünscht sich somit, dass es im kommenden Jahr auch Veranstaltungen auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände gebe. Dort "wo die Nazis versucht haben, die Kultur in Deutschland zu vernichten und dass wir diesen Platz zurückerobern, ein Gegengewicht setzen und sagen: 'Dieses Deutschland ist bunt und vielfältig'". Das könne in Nürnberg zum Ausdruck gebracht werden.
Konzerte im Halbstundentakt – "Nicht nur wo es schön ist"
Vom 29. Mai an erwartet die Stadt Nürnberg vier Tage lang bis zum 1. Juni rund 400 Chöre mit 10.000 Sängerinnen und Sängern aus ganz Deutschland. Jede halbe Stunde wollen die Konzertsäle und Kirchen der Stadt von den Chören und Ensembles bespielt werden, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Zudem wird ein Chorwettbewerb in 13 Kategorien – darunter Klassik, Jazz, Kinder- und Jugendchöre sowie Vokalensembles – ausgetragen, zu der sich jeder Chor anmelden kann.
Geplante Spielstätten des Chorfestes sollen unter anderem die Meistersingerhalle, die Katharinenruine, die Kulturwerkstatt "Auf AEG" sowie der Z-Bau und auch der Historische Rathaussaal sein. Spielstätten werden aber "nicht nur Orte sein, wo es schön ist", sagt die 2. Bürgermeisterin Julia Lehner (CSU). Sondern auch die Justizvollzugsanstalt oder soziale Brennpunkte, denn "die kulturelle Praxis steht für die Stärkung der Demokratie".
Söder: "Chorfest endlich in Nürnberg"
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigt sich über die Wahl Nürnbergs als Ausrichterstadt des Deutschen Chorfests erfreut und sieht es als "Auszeichnung", auch da das Fest nur alle paar Jahre stattfinde. Aber es sei "höchste Zeit" gewesen, zuletzt gab es das Fest des Deutschen Sängerbundes, dem Vorgänger des Deutschen Chorverbandes, im Jahr 1912 in Nürnberg. Auch Söder sieht in der Musik ein die Menschen verbindendes Element, das die Seele berühre und so trägt der Freistaat Bayern 600.000 Euro Förderung bei. Weitere 500.000 Euro kommen direkt von der Stadt Nürnberg, sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU). Neben Bardentreffen und Klassik Open Air wolle er Nürnberg weiter als Festival-Stadt ausbauen und so ein "Sommermärchen der Musik" feiern.
Wulff und Söder im Chor auf Social Media?
Auf die Frage aus dem Publikum, ob genug dafür getan werde, das Chorfest auch in jüngeren Kreisen bekannt zu machen, schlug Markus Söder scherzhaft einen Chor bestehend aus Christian Wulff, Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König, der 2. Bürgermeisterin Julia Lehner () und ihm vor. Verbreitung solle das als Video in den Sozialen Medien finden. Auf die Rückfrage von BR24 entgegnete der Ministerpräsident, er könne sich das super vorstellen, auch wenn die anderen drei besser sängen als er.
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