Viele Firmen sind auf gutes Personal aus dem Ausland angewiesen. Doch die Einstellungen scheitern oft daran, dass die Berufsabschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden. Das war auch eines der Hauptthemen der Nürnberger Tage der Migration im Bundesamt für Flüchtlinge und Migration.
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Fachkräfte ziehen weg
Alleine in diesem Jahr sind 800.000 Fachkräfte aus Deutschland weggezogen – rund 200.000 qualifizierte Kräfte sind aus dem Ausland zugewandert. Andreea-Lavinia Treica und ihr Mann Flavius sind schon etwas länger in Deutschland. Vor eineinhalb Jahren kamen sie über eine Zeitarbeitsfirma aus Rumänien.
Das Paar suchte eine Lebensperspektive, erzählt Andreea-Lavinia Treica: "In Rumänien haben wir viel gearbeitet, jeden Tag zehn Stunden. Aber dafür gab es zu wenig Geld." Ihr Mann ergänzt: "Es ist besser in Deutschland." In Rumänien liegen die Brutto-Verdienste im Schnitt um zwei Drittel unter dem deutschen Niveau.
Die Firma va-Q-tec Terminal Solutions, ein Würzburger Verpackungsspezialist, hat die Treicas inzwischen übernommen. Wegen ihrer Zuverlässigkeit, und weil die beiden so fleißig sind. Die Anwerbung lief über das Nürnberger Zeitarbeitsunternehmen Hofmann Personal. Der Leiter des EU-Recruitings, Christian Eichinger, weiß, worauf es ankommt: Betreuung in ihrer Muttersprache, faire Behandlung und ein faires Gehalt, "so wie jeder deutsche Mitarbeiter auch". Außerdem hilft das Zeitarbeitsunternehmen bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen.
Deutschland braucht Immigration
Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) waren im vergangenen Jahr in Deutschland 570.000 Stellen für qualifizierte Fachkräfte ausgeschrieben, für die keine entsprechend qualifizierten Arbeitslosen zur Verfügung standen. Diese Situation werde sich laut IW in den kommenden Jahren weiter verschlechtern. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente und die nachrückenden Generationen können die Lücke nicht schließen. Deshalb schlussfolgert das IW: "Deutschland braucht Fachkräfte aus dem Ausland – und zwar aus Ländern außerhalb der EU, denn andere europäische Staaten stehen vor ähnlichen Problemen."
Zwischen 2022 und 2023 haben laut IW Arbeitskräfte aus Drittstaaten 62 Prozent des Beschäftigungswachstums getragen, Deutsche nur 14 Prozent. Deutschland sei attraktiv für ausländische Fachkräfte, postuliert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in einer Mitteilung. Rund 131.200 Menschen seien im vergangenen Jahr nach Deutschland gereist, um hier zu arbeiten oder sich weiterzubilden. Die Zahl liege über dem Schnitt, der vor der Covid-Pandemie erreicht wurde.
Abschlüsse werden nicht anerkannt
Allerdings gebe es Probleme dabei, arbeitswillige Personen dann auch tatsächlich anzustellen. Va-Q-tech-Chef Joachim Kuhn findet, der Prozess, durch den Arbeitswillige die Erlaubnis zum Arbeiten erhalten, "muss deutlich vereinfacht werden". Ein Problem sei zum Beispiel, dass Berufsabschlüsse aus dem Ausland in Deutschland oft nicht anerkannt werden. Besonders schwer sei es für Fachkräfte außerhalb der EU. Kuhn nimmt die Mühen trotzdem auf sich. Menschen aus 20 Nationen sind in seiner Firma beschäftigt.
Prozesse sollten vereinfacht werden
Um diese Themen drehen sich auch die Nürnberger Tage für Migration im zuständigen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Dabei könnte die Digitalisierung helfen, glaubt Präsident Hans-Eckhard Sommer: Daten sollen in Zukunft nur einmal erhoben werden, damit das Visaverfahren schneller funktioniert.
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