Parents Circle heißt die Organisation, die 1995 von israelischen Familien gegründet worden ist und der wenige Jahre später auch palästinensische Familien beigetreten sind. Mittlerweile sind über 600 Familien Mitglied. Die Nürnberger Fotografin Laurence Grangien hat sechs Frauen der Organisation im Westjordanland getroffen, sie porträtiert und deren Geschichte aufgeschrieben. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die aufzeigt, dass ein Miteinander zwischen Menschen aus beiden Regionen möglich ist.
Reise durch beide Regionen
Die sechs Porträtbilder zeigen Frauen aus beiden Gebieten – zu sehen sind die Palästinenserinnen Bushra Awad, Sahar Abu Ayyash und Layla Alshekh. Meytal Ofer, Tal Kfir Schurr und Tsurit Sarig stammen aus Israel. Unter den jeweiligen Porträts hängt ein Bild des Angehörigen, den sie verloren haben. Laurence Grangien hat die Frauen im April und Mai im vergangenen Jahr getroffen, also noch bevor sich der Konflikt zwischen Israel und der terroristischen Vereinigung Hamas weiter verschärft hat. Die Fotografin, die ursprünglich aus Frankreich stammt, reist schon seit vielen Jahren in Krisengebiete, um dort mit den Menschen in Kontakt zu kommen und deren Geschichten zu erzählen. Auf die Organisation Parents Circle ist sie durch Zufall aufmerksam geworden und war gleich begeistert davon. Die Kontaktaufnahme war zunächst aber nicht einfach. Vor allem einen Ort zu finden, an dem sich alle gemeinsam treffen konnten, sei eine Herausforderung gewesen, erzählt sie.
Die Geschichten der sechs Frauen sind zwar unterschiedlich, aber sie alle haben Angehörige durch den Konflikt verloren. Bushra Awads Sohn wurde getötet, als israelische Soldaten in ihren Ort eindrangen und auch zu ihr nach Hause kamen. Tal Kfir Schurr verlor ihre jüngere Schwester, die an einer Bushaltestelle starb, nachdem sich ein palästinensischer Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte. Die Geschichten aller sechs Frauen sind erschreckend und berührend zugleich. Laurence Grangien bewundert vor allem, dass es ihnen gelungen ist, trotz der Trauer und der Wut bereit für eine Versöhnung zu sein und menschlich zu bleiben. Sie seien letztendlich in ihrem Leid verbunden, hätten aber Größe bewiesen und zeigten einen Weg auf, wie ein Miteinander funktionieren kann.
Kämpfen für den Frieden
Die Frauen und auch die inzwischen rund 600 Familien, die Mitglied im Parents Circle sind, setzen sich für eine friedliche Lösung des Konflikts ein. Doch das sei nicht einfach, sagt Grangien. Beide Regionen wollen nicht, dass sich die Mitglieder untereinander treffen, glaubt sie. Oft stünden auch die Familien dazwischen, die keinen Austausch möchten. Dennoch veranstaltet die Organisation regelmäßige Treffen, um ein Miteinander und einen Austausch zu fördern. Georg Escher, Journalist und Mitglied der Nablus-Initiative (INNA), weiß, wie schwierig die Lage vor Ort aktuell ist. Er hat die Regionen schon mehrmals besucht und hofft, dass sich schnell etwas ändert. Ohne internationale Vermittlung würde es aber nicht gehen, glaubt er. Die Organisation Parents Circle sei gerade in diesen Zeiten besonders wichtig, um trotz des großen Leids auf beiden Seiten eine Verbindung zu schaffen. Die Mitglieder dort hätten bemerkt, dass sie der Hass, den sie spürten, auf Dauer nicht weiterbringen würde, so Escher.
In Kontakt mit den Frauen
Laurence Grangien steht bis heute mit den sechs Frauen in Kontakt, sie sei mit allen gut befreundet. Die Fotografin hofft, dass die Ausstellung, die zuvor auch schon in Ulm zu sehen war, in weiteren deutschen Städten zu sehen sein wird. Es sei wichtig zu vermitteln, dass die Menschen aus Israel und Palästina miteinander leben könnten, wenn sie wirklich wollten, so Grangien.
Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Mai im Foyer des Heilig-Geist-Spitals zu sehen und wird vom Verein Nablus-Initiative (INNA) veranstaltet. Nablus ist eine Partnerstadt Nürnbergs im Westjordanland.
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