Der Fußballverein Illertissen ist immer für eine Überraschung gut. Schon viermal konnte sich der Regionalligist für den DFB-Pokal qualifizieren und sich mit Gegnern aus höheren Ligen wie Frankfurt oder Bremen messen. Dass sich viele Zuschauer beim letzten Heimspiel des FV Illertissen (FVI) vor der Winterpause erneut die Augen rieben, hatte etwas mit einem Tor im DFB-Pokal-Spiel gegen Düsseldorf zu tun: Fans von Manchester United hatten vor der ersten Runde des Wettbewerbs einen Plan gefasst – von dem in Illertissen aber keiner wusste.
Manchester-Fans kaufen Fanshop in Illertissen leer
Am Samstag spielte der FV Illertissen sein letztes Heimspiel vor der Winterpause. Es ging gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg und von den Rängen kam ungewohnte Fanunterstützung: Eine Gruppe mit Anhängern des Premier League-Klubs Manchester United ist überraschend angereist. "Die haben sich gleich mit Schals und Trikots eingedeckt und den ganzen Fanshop leergekauft", sagt Wilhelm Schmid, der als Sportreporter für die Illertisser Zeitung im Stadion war.
Kurze Zeit später stimmen die Gäste von der Insel lautstarke Fangesänge und Sprechchöre wie im "Old Trafford" an. Doch was treibt Fans eines Premier League-Clubs und Champions League-Teilnehmers in das Stadion einer schwäbischen Kleinstadt?
Ungewöhnliche Wette in Manchester
Am 13. August nahm alles seinen Anfang. Mark Whiteley sitzt mit Freunden und Bekannten in einem Pub, im Fernsehen läuft der deutsche Pokal. Dann treffen sie eine Abmachung. "Wir haben vereinbart, nach Deutschland zu fahren, und zwar in die Stadt, in der das erste Tor fällt", erzählt Whiteley. Und dieses erste Pokal-Tor fällt an jenem 13. August beim Spiel gegen Düsseldorf in Illertissen.
Düsseldorf liegt 1:0 vorn – geschossen aber hat das Tor der FV Illertissen: Es ist ein Eigentor des FVI. Am Ende verliert Illertissen gegen Düsseldorf mit 1:3. Doch die englischen Fans haben nun ein Ziel: das Vöhlinstadion in der kleinen Stadt an der Iller im Landkreis Neu-Ulm.
Premier League-Fans heizen ein
Mit dem Flugzeug geht es zunächst nach Memmingen und von dort nach Illertissen. 18 Fans sind angereist, um sich mächtig ins Zeug zu legen. "Diese Gruppe war lauter als die anderen vierhundert Zuschauer, die im Stadion waren", sagt Rainer Bleser, der Vorstandsvorsitzende des FV Illertissen. Er ist von der Fankultur begeistert. Zwar gebe es oft tolle Spiele im eigenen Stadion, aber manchmal herrsche nicht die richtige Atmosphäre.
Die Gruppe aus England habe gezeigt, wie es eigentlich geht. "Die hatten auch eine besondere Taktik, eine Hälfte war im Vereinsheim und hat getrunken und sich aufgewärmt, während die anderen draußen gesungen haben", sagt Nikita Schleicher, der Marketingleiter des FVI. Die Unterstützung von den Premier-League-Fans zeigt Wirkung. Mit 3 :1 besiegte Illertissen die Gäste aus Nürnberg.
Testspiel gegen Manchester?
Inzwischen sind die Briten wieder zurück in der Heimat – nur zwei Tage dauerte der Kurztrip nach Deutschland. Aber der Kontakt zu Illertissen soll bestehen bleiben. "Unser Trikot hängt jetzt im Pub in Manchester. Und wer weiß, vielleicht springt ja auch ein Testspiel raus", so Schleicher. Denn sogar Manchester-Legende Paul Scholes hat die Reise der eigenen Fans auf Social Media geteilt und damit für große Aufmerksamkeit gesorgt.
Einer weiteren Reise nach Illertissen wäre man nicht abgeneigt, sagt Mark Whiteley: "Wir hatten so viel Spaß. Die Stadt, Bayern, die Menschen und das Bier – alles wunderbar. Wir kommen gerne wieder."
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