Container mit dem Firmenlogo stehen im DB Schenker Logistikzentrum Hamburger Hafen
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Die Deutsche Bahn verkauft ihre Logistiktochter DB Schenker an das dänische Logistikunternehmen DSV. Wer steckt hinter DSV?

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DB-Schenker: Das ist der Käufer DSV

DB-Schenker: Das ist der Käufer DSV

Die Deutsche Bahn verkauft ihre Logistiktochter DB Schenker an das dänische Logistikunternehmen DSV. Die Dänen bieten 14 Milliarden Euro. Doch wer steckt hinter DSV?

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Wenn es um die weltweite Logistik geht, dann haben europäische Unternehmen beim Umsatz immer noch die Nase vorn. Auf Platz eins steht die deutsche DHL sowie die Schweizer Kühne + Nagel. Die dänische DSV folgt auf Platz drei, noch vor der Deutsche-Bahn-Tochter DB Schenker. Im Gegensatz zu den anderen Unternehmen ist DSV aber einer breiten Öffentlichkeit weniger bekannt.

Angeblicher DB Schenker-Käufer DSV durch Fusionen gewachsen

1976 wurde DSV durch Leif Tullberg in der Nähe von Kopenhagen gegründet. Zusammen mit anderen Spediteuren schuf er DSV, was auf Dänisch "die vereinigten Fuhrmänner" bedeutet. Zunächst vergrößerte sich DSV durch Übernahmen im dänischen Markt, später in Skandinavien und ab 2005 im gesamteuropäischen Raum.

Ein Meilenstein war schließlich 2019 die Übernahme der Schweizer Gruppe Panalpina Welttransport, die Erfahrung im Luftfrachtgeschäft einbrachte. Seitdem spielen die Dänen in der ersten Liga auch global und übernahmen 2021 noch einen Konkurrenten aus Kuwait. Nach der Fusion mit Panalpina dauerte es übrigens lediglich rund zwei Jahre, bis der Firmenname gestrichen wurde.

DSV betreibt in Aschaffenburg sein Logistikzentrum in Bayern

Die Geschäfte von DB Schenker und DSV überschneiden sich in großen Bereichen. Das sieht man schon auf den ähnlich gestalteten Internetseiten. Beide bieten die gesamte globale Logistikkette an, Straßentransport, Eisenbahn, See- und Luftfracht. DB Schenker kann aber vor allem in Deutschland noch mehr Standorte aufweisen.

In Bayern hat DSV sein Logistikzentrum in Aschaffenburg. Von dort bedient das Unternehmen den gesamten Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Bereich bis Mannheim. Zudem gibt es einen Standort in Neufahrn bei München für südbayerische Kunden und Transport- und Logistiklösungen nach Osteuropa oder Italien. DB Schenker hat mehr bayerische Standorte. Zum Teil sitzen beide Unternehmen nur wenige Kilometer voneinander entfernt.

Gewerkschaft fürchtet Stellenabbau nach DB-Schenker-Verkauf

Diese Nähe beunruhigt die Arbeitnehmervertreter. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet einen Personalabbau, wenn Doppelstrukturen abgebaut werden. Andererseits muss man sich jeden Geschäftsbereich wohl genau ansehen. Insgesamt sucht die Branche händeringend Fachkräfte, vor allem in der Lagerlogistik, ob Staplerfahrer oder Lkw-Fahrer.

Logistik als Gesamtpaket

Wichtig ist den Kunden im Bereich Transport und Logistik, dass sie sich zu einhundert Prozent auf die Dienstleistungsunternehmen verlassen können. Egal ob Grundstoffe aus der Chemie, Einzelteile für die Fahrzeugproduktion oder den Transport von Maschinen und Autos.

Alles läuft nach einem klaren Plan, Abweichungen bringen die Produktion durcheinander und erhöhen die Kosten. Logistikunternehmen sind Ansprechpartner für die gesamte Logistikkette: Dieses Unternehmen soll Ware vom Fabrikhof abholen, sie zum nächsten Containerterminal fahren, dort verladen, damit sie zum Seehafen per Bahn transportiert wird. Im Containerschiff verladen, soll die Kette dann bis zum Bestimmungsort in Asien oder Amerika bis zum Endkunden führen. Dazu bedarf es vieler Kontakte, Erfahrung, IT-Logistik und jeder Menge Waggons, Schiffe und Lastwagen samt den Beschäftigten. DB Schenker hat hier einen guten Ruf. Der Konzern DSV wird sich daran messen lassen müssen.

Bahn will mit DB Schenker-Verkauf Schulden reduzieren

Das Logistikunternehmen DB Schenker sorgt mit seinen Gewinnen bis heute für die dringend nötigen Einnahmen des hoch verschuldeten Konzerns Deutsche Bahn. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Essen und verdiente im ersten Halbjahr 2024 vor Steuern und Zinsen 520 Millionen Euro.

DB Schenker unterscheidet sich in seinen Geschäftsfeldern auch von DB Cargo, der Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn, die europaweit Güterverkehr auf der Schiene anbietet und zuletzt 261 Millionen Euro Verluste einfuhr. Sie steht unter verschärfter Beobachtung der EU-Kommission. Konkurrenten verlangen, dass die Bahn die DB Cargo nicht mehr quersubventioniert.

Der Schuldenstand bei der Deutschen Bahn ist durch marode Infrastruktur, Baumaßnahmen und Personalmangel dramatisch angestiegen. Er liegt momentan bei 32 Milliarden Euro. Deshalb gab der Aufsichtsrat der Bahn Ende 2023 den Auftrag, DB Schenker möglichst gut zu verkaufen.

Das Unternehmen wird von Experten mit 15 Milliarden Euro taxiert. Ein Verkaufspreis von 14 Milliarden gilt als Erfolg. Mit dem Verkauf von DB Schenker kann die Bahn die Schulden erheblich reduzieren. Das ist auch wichtig, um bei weiteren Investitionen bessere Konditionen bei den Banken zu erhalten.

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