An der Fach- und Berufsoberschule in Hof gibt es neue Technik. Ab dem neuen Schuljahr wird hier mit Whiteboards gearbeitet – der Digitalpakt von Bund und Ländern macht es möglich. Die 20 alten Schultafeln wären dabei fast im Müll gelandet. Das hat Harald Prokscha verhindert: "Mich ärgert es total, dass man bei Sachen, die noch in einem Superzustand sind, sagt: 'Ich brauche sie nicht mehr und werfe sie weg.' Da fehlt mir die Wertschätzung, der Respekt vor dem Geschaffenen." Deshalb hat Prokscha im Internet die Plattform "weitergeben.org" aufgebaut.
Angebot richtet sich an Organisationen und Bildungseinrichtungen
Auf dieser Website melden sich Schulen, aber vor allem auch Firmen aus ganz Deutschland, die größere Mengen gut erhaltener Möbel loswerden wollen – von Schreibtischen, über Regale bis hin zu Akustikwänden und Stühlen. Im Gegenzug kann sich jeder, der Möbel braucht, ebenfalls kostenlos registrieren.
Das Angebot richtet sich in erster Linie an gemeinnützige Organisationen und Bildungseinrichtungen. Wenn aus diesem Kreis niemand Interesse hat, werden die Möbel gegen Spende auch an Privatleute weitergeben, damit sie nicht im Schredder landen. So könnten aus ausrangierten Schreibtischplatten zum Beispiel neue Küchenmöbel werden.
2.000 Möbelstücke aus Hamburg suchen neue Besitzer
Eines der bislang größten Projekte der Plattform aus Hof: Eine Hamburger Berufsschule hatte fast 2.000 Möbelstücke übrig. Freie Schulen und anderen Einrichtungen reservierten sich ihre Wunschmöbel auf der Plattform und holten sie sich dann ab. Harald Prokscha hat zuvor in seinem Büro in Hof diesen Austausch koordiniert. "Für die Vermittlung zahlen die Schulen in der Regel pro Teil einen Euro." Die Plattform sei in erster Linie ein soziales Projekt, getragen vom ehrenamtlichen Engagement, erklärt Prokscha, der immer wieder Helfer sucht.
Dass solche Tauschbörsen sinnvoll sind, zeigt der Blick auf die Menge an Möbeln, die allein in Europa jedes Jahr weggeschmissen werden: Zehn Millionen Tonnen sollen es sein – laut einem Bericht, der 2017 vom Europäischen Umweltbüro (EEB) in Auftrag gegeben worden war. Bei dem EEB handelt es sich um eine Nichtregierungsorganisation, die aus mehr als 160 europäischen Umweltorganisationen besteht.
Entsorgung ist teurer als Wiederverwertung über die Plattform
In Hof werden unterdessen die 20 Schultafeln übergangsweise zwischengelagert. Das Hofer Schulamt hatte erst kurzfristig durch die Beratung des Abfallzweckverbands Hof von der Nachhaltigkeitsplattform in der eigenen Stadt erfahren. Das Zwischenlagern soll aber eine Ausnahme bleiben, sagt Prokscha. Ziel sei die direkte Vermittlung über die Plattform.
Die sei nicht nur für die Umwelt gut, freut sich Burkhard Baier, der Leiter des Bereichs Schulen, Jugend, Soziales, Sport im Hofer Rathaus: "Finanziell ist das sogar wesentlich günstiger, als wenn wir die Tafeln entsorgt hätten. Das hätte bei drei Tonnen etwa 2.000 Euro gekostet. Nun zahlen wir knapp 400 Euro." Harald Prokscha hofft, dass die gut erhaltenen Schultafeln nicht lange in dem kurzfristig eingerichteten Lager bleiben, sondern über die Plattform schnell neue Nutzer finden.
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