Patrick Moreddu ist hoch konzentriert. Er steht mit acht anderen Rennpiloten auf dem erhöhten hölzernen Fahrerstand über dem asphaltierten Rennparcours bei der TG 1855 Neustadt, für die er auch startet. Sein Modellauto verliert Patrick nicht aus den Augen. Er startet in der Klasse Euro-Tourenwagen. In den Händen hält er eine Funkfernsteuerung, mit der er seinen Flitzer durch die Kurven jagt. Das Qualifizierungsrennen dauert fünf Minuten. So oft wie möglich soll der Wagen in dieser Zeit durch die Lichtschranke sausen.
Hobby für junge und ältere Rennpiloten
Insgesamt sind 168 Fahrerinnen und Fahrer aus dem Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland angereist, um in acht Kategorien die neuen Meister beim Deutschlandfinale des Tamiya Euro-Cups für funkferngesteuerte Modellautos zu finden. Die jüngsten Piloten sind elf Jahre alt, andere sind über 80. Gastgeber ist zum dritten Mal in Folge die Turngemeinschaft Neustadt. Deren Vorsitzender Rolf Melzer spricht von der "Tamiya-Familie, die nicht nur auf die Zeiten schaut, sondern gemeinsam und fair Spaß hat." Tamiya ist der Hersteller von Modellautos und Zubehör und veranstaltet die Rennserie mit Finalrennen seit 1990.
Acht Kategorien von "Gentleman" bis "Formel E"
In seinem kleinen Pavillonzelt hat Patrick Moreddu, genau wie alle anderen im Fahrerlager, einen Tisch aufgebaut, auf dem er seinen Modellwagen fürs Rennen vorbereitet. Da müssen Transponder gecheckt, die Reifen erneuert und Federungen geprüft werden. Kleinstarbeit mit Pinsel und Taschenlampe für alle Rennpiloten, die natürlich selbst zum Schraubenzieher greifen. Manche Fahrer stecken viel Geld in dieses Hobby. Mehrere hundert Euro kostet ein Modellwagen, nach oben gibt es kaum Grenzen. Manche Fahrer gehen sogar mit mehreren Wagen in unterschiedlichen Klassen an den Start. Zu diesen acht Kategorien gehören zum Beispiel "Gentleman" für Fahrer ab 40 Jahren, "Stock" für Einsteiger oder "Formel E". Diese Fahrzeuge sind der echten Formel 1 nachempfunden.
Spannender Boxenstopp für Zuschauer
Vor und nach jedem Rennen werden die Modellwagen von der Rennleitung kurz überprüft, damit sich niemand einen Vorteil verschaffen kann. Nach dem Check setzt Patrick seinen Wagen in der Boxengasse auf die Rennstrecke und saust hinauf auf den Fahrerstand, wo das nächste Qualifizierungsrennen per Lautsprecherdurchsage Wagen für Wagen gestartet wird.
Die asphaltierte Rennstrecke in Neustadt bei Coburg ist etwa 300 Meter lang und fünf Meter breit. Bei den Qualifikationsläufen darf jeder Fahrer und jede Fahrerin fünfmal antreten, die zwei besten Läufe werden gewertet. In fünf Minuten müssen die Autos so viele Runden wie möglich drehen. Die Fahrer stehen dabei mit ihrer Funkfernsteuerung auf einer Plattform, von wo sie die Rennstrecke komplett überblicken können. Das Finale begann offiziell am Freitag mit den ersten Qualifizierungsläufen. Am Samstag werden weitere Qualifyings ausgetragen, am Sonntag die Finalläufe in zwei Gruppen.
Fast jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin wird aus Oberfranken einen Pokal mit nach Hause nehmen. Dass seiner eine goldene Farbe haben wird, hofft Lokalmatador Patrick Moreddu.
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