Drei Kandidaten stehen am Sonntag zur Wahl für den Posten des Landrats im Landkreis Dillingen. Christoph Mettel von der CSU, Markus Müller von den Freien Wählern und Christoph Maier von der AfD. Alle drei wollen sie Nachfolger von Leo Schrell (FW) werden, der nach 18 Jahren nicht mehr antritt.
Ein gemeinsames Ziel aller Kandidaten ist der Erhalt beider Krankenhäuser im Landkreis sowie die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung der Menschen. Auch beim Thema der B16-Umfahrung für Höchstädt sind sie einer Meinung: Die Planungen für die Umgehung im Norden sollen fortgeführt werden.
Der Wertinger Stadtrat Markus Müller tritt für die Freien Wähler an
Über diese Umfahrung für Höchstädt wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Auch für FW-Kandidat Markus Müller ist das kein einfaches Thema: Als schwäbischer Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands kennt er die Interessen der Landwirte und will diese auch vertreten. Doch viele Landwirte sind, auch wegen des Flächenverbrauchs, größtenteils gegen den Straßenbau im Norden, wo die Straße durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet führen würde. Allerdings, so Müller, sei der Ausbau dieser Bundesstraße von überregionaler Bedeutung und müsse deshalb weiterverfolgt werden.
Markus Müller ist 44 Jahre alt, verheiratet und hat eine Tochter. Er wohnt mit seiner Familie in Wertingen, wo er auch im Stadtrat vertreten ist. Außerdem ist er Kreisvorsitzender der Freien Wähler. Mit ihm als Landrat hätten die Landwirte einen guten Draht ins Landratsamt, als Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Bauerverbands hat er viele Kontakte in die Landwirtschaft.
Doch nicht nur dorthin, wie Müller betont, der sich als "Netzwerker" präsentiert: Würde er gewählt, will er unter anderem eine regelmäßige Bürgersprechstunde einrichten. Mit den Städten und Gemeinden im Landkreis möchte er außerdem einen „engen und direkten Austausch“ organisieren. So auch im Bereich Naturschutz: Hier möchte er "Innovationskreise als Netzwerke" ins Leben rufen und so die Akteure aus den Bereichen Wirtschaft, Naturschutz und der Bürgerschaft im Landkreis zusammenbringen. Sein Motto: Miteinander könne man mehr erreichen, als einer alleine.
Haunsheimer Bürgermeister Christoph Mettel für CSU im Rennen
Christoph Mettel hat vom Kindesalter an mitbekommen, was die Arbeit in der Kommunalpolitik bedeutet: Sein Vater war bereits Bürgermeister in Haunsheim. Seit acht Jahren hat der heute 49 Jahre alte Mettel dieses Amt ebenfalls inne. Zuvor war der verheiratete Vater von zwei Söhnen für die Bundeswehr als Tornado-Pilot und anschließend an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg tätig. Dabei sei er viel herumgekommen und habe dadurch seine Heimat immer mehr zu schätzen gelernt, so Mettel.
Als eines der wichtigsten Ziele betrachtet der CSU-Kreisrat die Sanierung des Kreishaushaltes. Die Defizite der beiden Kreiskrankenhäuser müssten deshalb "drastisch" reduziert werden. Durch Wohnungsbau für Angestellte in Wertingen möchte er die Klinik attraktiver machen, außerdem eng mit den umliegenden Universitäten und dem Klinikum in Augsburg kooperieren. Im Wahlkampf ist Mettel mit einem kleinen Elektroauto unterwegs, das er mit Strom vom eigenen Dach betankt. Er will den Ausbau regenerativer Energien im Landkreis voranbringen, insbesondere mit einer Förderung von Photovoltaik-Anlagen auf Dachflächen. Das Radwegenetz zu erweitern und mit einem Verkehrsverbund über die Landkreisgrenzen hinaus das Angebot im öffentlichen Nahverkehr zu stärken, sind weitere Ziele. Der CSU-Mann könnte sich außerdem ein bundesweites Tempolimit vorstellen.
Rechtsanwalt Christoph Maier aus dem Unterallgäu ist AfD-Kandidat
Dass er nicht im Landkreis Dillingen wohnt, sieht der AfD-Kandidat Christoph Maier aus dem Unterallgäu als Vorteil. Er könne so einen neuen Blick auf die Themen in der Region werfen und eine personelle und inhaltliche Alternative bieten. Im Falle seiner Wahl würde er aber in den Landkreis Dillingen ziehen. Christoph Maier ist 37 Jahre alt, seit 2018 Landtagsabgeordneter der AfD und sitzt für die Partei auch im Memminger Stadtrat. In Pfaffenhausen im Unterallgäu ist Maier als Rechtsanwalt tätig. Er habe während seines Studiums schon ein „Landratsamt von innen gesehen“, wisse deshalb, wie es zugehe in Behörden und kenne sich dank seines Berufs in Rechtsangelegenheiten aus.
Wichtig sei es für ihn, das Thema "Asylmissbrauch" anzugehen. Im Fall seiner Wahl wolle er sich dafür einsetzen, dass "ausreisepflichtige Ausländer den Landkreis Dillingen verlassen". Man müsse die "Massenmigration stoppen“, so der Landratskandidat der AfD weiter. Den Klimawandel bezeichnet er als mediengemachte „hysterische Debatte“. Wegen der seiner Meinung nach drohenden Lebensmittelknappheit ist er gegen den Ausbau von Solaranlagen auf Ackerflächen. Das Kernkraftwerk in Gundremmingen möchte er hingegen wieder hochfahren. Bürgerproteste, etwa gegen die seines Erachtens "überzogenen" Corona-Maßnahmen, solle man ernst nehmen und sie keinesfalls kriminalisieren oder ausgrenzen.
Auf einer Veranstaltung der rechtsnationalen Gruppierung „Der Flügel“ im oberbayerischen Greding sang er gemeinsam mit anderen AfD-Mitgliedern, darunter Björn Höcke, unter anderem die erste Strophe des Deutschlandliedes. Als "Versehen" bezeichnet er das heute.
Der bisherige Landrat Leo Schrell (FW) tritt nicht mehr an
Nach 32 Jahren in der Kommunalpolitik tritt der bisherige Landrat Leo Schrell nicht mehr zur Wahl an. Jetzt könne er mit einem guten Gefühl gesund und fit seinen Abschied selbst bestimmen, so der 64-Jährige. 14 Jahre war Schrell Bürgermeister in Buttenwiesen, damals noch für die CSU. Vor der Landratswahl 2004 wechselte er zu den Freien Wählern, trat für diese Partei an und gewann die Wahl im ersten Durchgang. Seit 18 Jahren hat er dieses Amt inne. Die Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren, verkündete er im Januar. Für manche kam das überraschend, galt er doch als sehr beliebt. Allerdings, so der 64- Jährige, wolle er nun endlich mehr Zeit haben: Für die Familie, für seine Hobbys. Jetzt wolle er weniger Dienst- und mehr Städtereisen machen und mehr Bücher lesen. Seine Amtszeit endet am 12. Juli 2022.
Erhalt der beiden Krankenhäuser auch für Schrell sehr wichtig
Der Erhalt beider Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft war ihm immer sehr wichtig. Zwar musste die Geburtsstation in Wertingen schließen, es gelang ihm aber, die Station in Dillingen zu erhalten. Der von ihm favorisierte Bau eines Ärztehauses am Wertinger Krankenhaus wurde in einem Bürgerentscheid vergangenes Jahr abgelehnt.
Das Thema Hochwasserschutz und der Bau der Flutpolder hat Schrell ebenfalls über Jahre beschäftigt und wird auch für seinen Nachfolger relevant bleiben.
Im Rahmen der Verleihung des Europäischen St. Ulrichspreises, der immer in Dillingen vergeben wird, konnte Schrell Persönlichkeiten wie Wolfgang Schäuble, den ungarischen Friedensnobelpreisträger Lech Walesa oder die Geigerin Anne Sophie Mutter in Dillingen begrüßen. Am 20. Mai wird er zum letzten Mal diesen Preis überreichen - an den Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit", den Journalisten Giovanni di Lorenzo.
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