Es gibt nicht mehr viele Brachvögel in Bayern: Ungefähr 500 Brutpaare sind es noch. Da kommt es auf jeden einzelnen an, sagen Naturschützer. Sie befürchteten das Schlimmste, als die große Donau-Flutwelle die Wiesenbrüter-Biotope bei Wörth an der Donau, nahe Regensburg, überspülte.
Denn das Wasser kam zum ungünstigsten Zeitpunkt: Brachvogel-Küken waren teils gerade geschlüpft, teils waren sie noch in den Eiern.
Vögel mitnehmen nur mit Genehmigung
Deswegen hat Thomas Aumer vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) eine große Ausnahme gemacht – und gemeinsam mit der Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz Jungvögel und Eier zu sich nach Hause genommen – kurz bevor sie weggespült worden wären. Auch für den erfahrenen Vogelkundler war das eine Herausforderung: "Eine hohe Verantwortung, die man trägt. Die ersten zwei Nächte bin ich wirklich im Dreistundenrhythmus aufgestanden und habe nachgeschaut, ob alles passt."
Was kleinen Vögeln alles passieren kann
Die vom andauernden Regen geschwächten Jungvögel hätten umfallen und hilflos auf dem Rücken liegen können. Das Auskühlen ist eine ständige Gefahr. Das Ausbrüten von Brachvogel-Eiern alles andere als alltäglich. Aber es hat geklappt.
Vier kleine Brachvögel gedeihen prächtig, inzwischen sind sie schon beringt. In ein paar Wochen sollen sie ausgewildert werden, wenig später fliegen die Zugvögel dann in den Süden.
Bei Brachvögeln kommt es auf jeden einzelnen an
In der freien Wildbahn an der Donau hatten die Vogelschützer dagegen bei der Brachvogel-Brut einen Totalverlust durch die Flut befürchtet. Was einer Katastrophe gleich käme, denn die Brachvögel legen nur wenig Eier. Wenn ganze Brut-Jahrgänge verschwinden, ist das deshalb nur schwer auszugleichen.
Doch Beobachtungen auf den Wiesen entlang der Donau zeigen inzwischen: Die Jungvögel haben die Flut offenbar besser überstanden als befürchtet. Mehrere Brachvogel-Paare haben noch immer Junge. Sie haben es offenbar geschafft, in höhere Bereiche oder sogar über den Deich zu flüchten, als die Donau anschwoll. Verena Rupprecht, die beim LBV den Fachbereich Wiesenbrüter leitet, bilanziert: "Es freut mich sehr, dass wir hier keinen Totalausfall haben. Ich denke, in ein, zwei Wochen sind sie flügge und dann wirklich sicher."
Vögel nicht einfach mitnehmen
Generell warnen die Vogelschützer davor, scheinbar hilflose Vögel mit nach Hause zu nehmen. Viele Tierfreunde schätzen die Situation falsch ein, wenn sie Vögel auf dem Boden finden, sagt Thomas Aumer, und sammeln sie einfach ein: "Es ist aber meistens ein Erstling, der gerade eben aus dem Nest rausgeflogen ist, und die ersten paar Tage ein bisschen tollpatschig ist." Bevor man einen Vogel mitnimmt, sollte man zuerst ein Foto machen und eine Fachstelle – zum Beispiel des LBV – um Rat fragen, empfiehlt Aumer.
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