Ein Schauspiel in luftigen Höhen: Zwei große orange Ballons steigen in der Früh neben der denkmalgeschützten Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke in München-Neuhausen in den Himmel. Sie haben einen Durchmesser von vier Metern und schweben auf genau 155 Metern Höhe. Genau so hoch sollen die beiden Hochhaustürme werden, die die Stadt dort bauen möchte.
Die mit Helium gefüllten Fesselballons sind am Boden an einem schweren Fahrzeug festgemacht. Als Sicherheitsmaßnahme ist innen ein Drahtgestell verbaut. Das kann man zum Glühen bringen, sodass das Helium entweicht und der Ballon kontrolliert den Sinkflug beginnt.
Ballons zeigen, von wo die Türme sichtbar wären
1.100 Wohnungen und Büros für rund 3.000 Arbeitsplätze sollen mit den beiden Hochhaustürmen geschaffen werden. Das Architektenbüro Herzog & de Meuron hat die Umbaupläne für das Areal entwickelt. Doch die Pläne sorgen schon seit Langem für Zündstoff.
Kritiker befürchten, das Stadtbild könnte unter den neuen Türmen leiden. Sie wären etwa vom Nymphenburger Schlossrondell aus zu sehen. Mithilfe der Ballons konnten sich die Münchnerinnen und Münchner heute nun anderthalb Stunden lang ein Bild machen, wie hoch 155 Meter tatsächlich sind – und wie man die Hochhaustürme - etwa von Nymphenburg oder vom Olympiaberg aus - sehen würde.
Anwohnerinnen und Anwohner interessiert
An der Paketposthalle bleiben am Morgen immer wieder Passanten stehen und schauen nach oben zu den Ballons. "Das wird hoch", sagt ein Anwohner. "Da seh ich dann die Abendsonne nicht mehr." Trotzdem sei er ein Befürworter der Hochhäuser. München müsse nun mal in die Höhe bauen. Eine andere Passantin ist verblüfft, dass die 155 Meter gar nicht so hoch wirken wie gedacht. "Aber das ist auch ein trügerischer Eindruck", meint sie. Die massigen Hochhäuser würden dann ja schon nochmal ganz anders wirken, als die an dünnen Schnüren befestigten Ballons.
126 Münchner sollen Bürgergutachten erstellen
Die Ballons dienen auch als Hilfestellung für 126 Bürgerinnen und Bürger, die im Auftrag der Stadt ein Bürgergutachten erstellen sollen. Dafür treffen sie sich ab 5. Oktober regelmäßig zu Vorträgen und Workshops, um ihre Empfehlung abzugeben, wie das große Areal mit Wohnungen und Büros bebaut werden soll.
Ob die Türme dann tatsächlich 155 Meter hoch werden, darüber diskutieren die durch Zufall ausgesuchten 126 Münchnerinnen und Münchner ab Oktober. In dem Bürgergutachten soll es aber auch darum gehen, wie die Paketposthalle konkret genutzt werden soll und wie ein lebenswertes Viertel außen herum aussehen könnte. Die Ergebnisse sollen dann in die weiteren Planungen einfließen.
Immer wieder Diskussionen um Hochhäuser in München
In München gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Diskussionen um den Bau neuer Hochhäuser. Richtmaß für deren Höhe war über Jahrhunderte die Frauenkirche im Zentrum mit 99 Metern - kein Bauwerk sollte sie überragen. Das hat sich geändert. Seit 2004 steht ein 146 Meter hohes Gebäude am Georg-Brauchle-Ring. Damals wurden auch die Highlight Towers mit Höhen von 126 und 113 Metern fertig. Aus Sorge um das historische Stadtbild gab es deshalb 2004 einen Bürgerentscheid. Er verpflichtete die Stadt, 100 Meter Höhe nicht zu überschreiten, war aber nur ein Jahr lang rechtlich bindend.
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