Endspurt beim Münchner Oktoberfest. Was für die Besucher vor allem Spaß bedeutet, macht hinter den Kulissen viel Arbeit. Zum Beispiel auf einem versteckten Areal am Rande der Theresienwiese nahe der Bavaria kann man sehen, was "backstage" abläuft. Denn dort kaufen diejenigen ein, die dann die Gaudi am Laufen halten.
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Laden und Werkstatt fürs Personal
Die Bedienungen und Kellner kommen zu Marina Gwechenberger. In ihrem "Gastrokönig"-Anhänger, der Laden und Werkstatt zugleich ist, finden sie praktisch alles für ihre Arbeit im Bierzelt – vom Gürtel über Schuhe bis zum Geldbeutel. Aber die Salzburgerin hat auch eine große handbetriebene Nähmaschine dabei. In der zweiten Wiesn-Hälfte muss sie besonders oft Lederhosen flicken und Gürtel kürzen, erzählt sie. Die kraftzehrende Arbeit in den Festzelten lässt zwar nicht zwingend die Kilos purzeln, aber der Bauchumfang schrumpft um zwei bis drei Zentimeter, wie eine junge Kundin schmunzelnd erzählt.
Von der Wasserpistole bis zur Plüsch-Avocado
Der "Gastrokönig" ist Teil einer kleinen Wagenburg. Normale Wiesnbesucher dürfen da nicht hin. Kerstin Münch schon. Ihr gehört das "Taucherspringen" – eine Bude, an der vor allem Kinder mit Bällen Seerosen versenken und Preise gewinnen. Diese besorgt sich die Betreiberin wiederum bei Rainer Bausch, von dem sie sich erst mal beraten lässt. "Was hast denn da?", fragt sie. Am Angebot wird es auch diesmal nicht scheitern.
In Lastwagen und unter einem Zeltpavillon stapeln sich Kisten mit Plüschfiguren, Wasserpistolen und Plastikeiswaffeln, mit denen man Schaumstoffkugeln fängt. Es müssen Tausende Artikel sein. "Wir haben ja auch viele verschiedene Kunden", sagt Rainer Bausch und erzählt von Buden, an denen man schießen, kugelstechen oder büchsenwerfen kann. Als Preise besonders beliebt seien in diesem Jahr "Plüsch-Avocados mit Gesicht".
Lieferung auf die Minute
Ein paar Meter weiter verwaltet Demir, wie er einfach genannt werden möchte, mit seinen Kollegen sozusagen ein ganzes Gebäck-Lager der Bäckerei Ratschiller. Allein 6.000 bis 7.000 Semmeln seien gerade als Reserve da, schätzt er. Dreimal am Tag wird das Lager mit frischer Ware aufgefüllt, damit die Gastro-Betriebe auf der Wiesn jederzeit etwas holen können. "Anruf genügt", erklärt Demir, und im selben Moment vibriert schon sein Handy. Ein Wirt braucht ein paar Kisten Semmeln zu den Bratwürsten. Das wird sofort erledigt.
Beim "Gastrokönig" steht da gerade eine Bedienung, die einen dickeren Gürtel will, weil das Gewicht sonst so "auf den Hüftknochen hängt", wie sie mittlerweile weiß. Sich erst mal nur umsehen wollen die beiden Kellner, die gerade von der Betriebskantine herüberschlendern. Dort können die Wiesn-Mitarbeitenden essen, wenn sie nicht gerade für das Essen oder den Spaß der Wiesnbesucher sorgen. Lang sind die Pausen nicht – wirklich zur Ruhe kommen alle erst daheim.
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