Seit rund 21 Jahren gibt es das "Legoland" in Günzburg. Für die neue Saison wurde der Freizeitpark jetzt noch vergrößert. Eine Fläche von 1,2 Hektar und Kosten über 15 Millionen Euro machen die Fabelwelt "Mythica" zur bislang größten Erweiterung, die die erfolgreiche Geschichte des Parks fortsetzen soll. Highlight ist die "Wing Coaster"-Achterbahn, in der die Fahrgäste kopfüber fahren. Viele Menschen in der Region Günzburg hoffen, dass sie in Zukunft weiterhin vom Erlebnispark am Stadtrand profitieren können.
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Experte: "Selbe Liga wie Schloss Neuschwanstein"
"Mit zwei Millionen Besuchern pro Jahr spielt das Legoland in derselben Liga wie Schloss Neuschwanstein", sagt Markus Hilpert von der Universität Augsburg. Der Geograph hat bereits die Entstehung des Freizeitparks vor fast 25 Jahren wissenschaftlich begleitet. Günzburg hatte sich damals gegen Konkurrenten wie die japanische Millionenmetropole Tokio durchgesetzt. "Süddeutschland ist natürlich finanzstark und es gab keine vergleichbaren Themenparks in der Nähe. Das hat eine wichtige Rolle für die Entscheidung gespielt“, so Hilpert. Hinzu kam die verkehrsgünstige Lage an der Bahnlinie München- Stuttgart und vor allem den Autobahnen A7 und A8.
Neun Mal mehr Übernachtungen
Die haben über die Jahre viele Urlauber nach Günzburg gespült. Der Verlauf der Übernachtungszahlen in der Stadt zeigt steil nach oben. Von 61.000 im Jahr 2001 auf nunmehr 564.000 im vergangenen Jahr. Profitiert haben aber auch Ortschaften, die gut eine halbe Stunde vom Freizeitpark entfernt liegen, wie Breitenthal. Die Familie Lecheler vermietet dort mehrere Ferienwohnungen: "Das Legoland ist schon unser Aufhänger. Manche Gäste haben eine Dauerkarte und gehen dann jeden Tag in den Park“, sagt Sigrid Lecheler. Manch andere Gastwirte sehen aber durchaus mit Sorge, dass das Legoland die eigenen Übernachtungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut hat. Im Feriendorf finden inzwischen fast 3.000 Gäste Platz. Zuletzt wurde das "Ninjago"-Quartier eröffnet, bei dem Besucher in die Welt der Ninjas eintauchen können.
Größere Bekanntheit für Günzburg
"Es ist natürlich ein gesamtheitlicheres Erlebnis, wenn man nicht nur in einen Park geht, sondern auch in einem Themenhotel übernachtet. Das können aber auch Schäferwägen oder Baumhäuser sein“, sagt Jürgen Gevers, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen. Bleiben Besucher länger auf dem Gelände geben sie dort in der Regel auch mehr aus. In der Stadt Günzburg kommt trotzdem einiges an. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig freut sich nicht nur über Gewerbesteuereinnahmen oder die Gäste, die auch in den Geschäften der Innenstadt einkaufen oder in Restaurants und Gasthäusern essen gehen. "Durch das Legoland hat Günzburg auch einen enormen Imagegewinn und Bekanntheitsgrad erreicht. Das hätten wir selbst mit viel Geld für Werbung und Hochglanzprospekte nicht schaffen können“, so Jauernig.
Wie Freizeitparks und Verkehrsaufkommen zusammenhängen
Vor dem Bau des Legolands hatte es allerdings auch viele Vorbehalte gegeben, vor allem aus Sorge vor mehr Verkehr. "Natürlich kommen jetzt mehr Autos und Lastwagen in die Region“, sagt Thomas Frey vom Bund Naturschutz. Er sieht Infrastrukturprojekte - wie den geplanten Ausbau der B16 - auch als Konsequenz von immer mehr Gästen, die über die Bundesstraße anreisen. Er wünscht sich, dass bei der geplanten Verwirklichung der ICE-Neubautrasse zwischen Ulm und Augsburg ein direkter Halt am Legoland angedacht wird, damit mehr Reisende mit dem Zug kommen. Unter Experten ist es umstritten, ob Freizeitparks generell zu mehr CO2-Ausstoß führen. Denn manch einer verbringt seinen Urlaub mit den Kindern in der Region statt vielleicht ins Ausland zu fahren, um dort ein tolles Erlebnis zu haben.
Auffällig ist: Viele Parks zieht es in eher ländliche Regionen. Das hat nicht alleine mit den günstigeren Preisen für Grundstücke zu tun und der Möglichkeit, einen Park leichter erweitern können. "Ist ein Raum schon urbanisiert, also gibt es schon konkurrierende Angebote wie in einer Stadt, dann hat es ein Freizeitpark auch schwerer als auf dem flachen Land“, sagt Geograph Hilpert. Oft sei ein Park die einzige Attraktion in einem weiten Umkreis.
Ringen um Arbeitskräfte
Gerade in der Region um Günzburg fällt es allerdings nicht immer leicht, genügend Personal zu finden. Denn die Arbeitslosenquote ist selbst für Schwaben niedrig. Rund 270 festangestellte Mitarbeiter hat das Legoland, dazu kommen in Spitzenzeiten bis zu 1.800 saisonal Beschäftigte. Der Freizeitpark wirbt auf großen Plakaten und rekrutiert auch aus dem Ausland Arbeitskräfte, die Deutschkurse bekommen und für die es zum Teil auch eigene Mitarbeiterwohnungen gibt. Jürgen Gevers vom Verband der Freizeitparks lobt die Einrichtung solcher Unterkünfte und kritisiert gleichzeitig das Steuerrecht: "Die Mitarbeiter müssen so eine Wohnung in Deutschland versteuern. In anderen Ländern ist das anders und deshalb gehen manche Arbeitskräfte lieber dorthin." Gerade für viele ältere Schülerinnen und Schüler oder auch Studierende ist der Park aber eine gute Möglichkeit, durch einen Ferienjob etwas dazu zu verdienen.
Wie das Legoland innovativ bleiben will
Am Samstag startet das Legoland nun in sein 21. Jahr. Neben der normalen Saison soll zwischen Ende November und Anfang Januar auch im Winter geöffnet werden. Welche Bereiche zugänglich sein werden und wieviel der Eintritt kosten soll, ist noch offen. "Wir machen das auch, um die Mitarbeiter langfristig an uns zu binden und das Resort besser nutzen zu können", sagt Legoland-Geschäftsführerin Manuela Stone. Neben dem "Mythica"-Themenbereich sind bereits ein neues Hotel und ein Restaurant im Feriendorf geplant. Bei den Erweiterungen geht auch darum, immer wieder Neues bieten. Denn laut einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums sind 70 bis 80 Prozent der Gäste Besucher, die schon einmal im Park waren.
"Du fliegst einfach durch die Luft“, "Als wir kopfüber gefahren sind, das war richtig cool“, erzählen Kinder nach der ersten Fahrt mit der Achterbahn. Die Generalprobe des Themenbereichs scheint also geglückt. Für den Park ein gutes Zeichen, denn die Erfolgsgeschichte dürfte erst einmal weitergehen. Auch weil Namensgeber Lego gerade bei vielen Kindern und auch Erwachsenen angesagt ist. Die Stadt Günzburg hat der dänische Konzern jedenfalls "steinreich" gemacht: Gleich 57 Millionen der bunten Klemmbausteine sind im Park verbaut.
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