In Bayern haben rund 39.000 Menschen keine Wohnung. Eine erschreckend hohe Zahl, wie auch Sozialministerin Ulrike Scharf betont: "Wir sehen an den Statistiken, die es übrigens erst seit 2022 gibt, dass sich die Zahl der wohnungslosen Menschen sehr stark erhöht hat." Etwa 40 Prozent davon sind Frauen, das sind 15.800. Die BR-Redaktion mehr/wert hat mehrere wohnungslose Frauen getroffen und die Frage gestellt, wo diese Menschen Hilfe bekommen.
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Astrid weiß nie, wo sie die nächste Nacht schlafen kann
Wenige Grad über null hat es Mitte Dezember in München. Doch Astrid (sämtliche Namen wurden auf Wunsch der Betroffenen von der Redaktion geändert) muss den Tag draußen verbringen, denn die Rentnerin hat keine Wohnung. Sie übernachtet abwechselnd bei Bekannten. Aber das klappt nicht immer. "Ich habe auch schon ein paar Mal im Keller übernachtet, wo ich mein Zeug untergestellt habe", berichtet Astrid. Auch in der Bahnhofsmission kam sie unter.
"Dann hangle ich mich so durch", sagt Astrid, immer mit dem Handy in der Hand und der Frage, wo sie die nächste Nacht verbringen kann. Seit sie 2019 eine Eigenbedarfskündigung bekam, findet sie keine bezahlbare Wohnung. Sie ist es leid, soziale Anlaufstellen abzuklappern. Astrid ist eine von vielen wohnungslosen Frauen.
Verein "Aktion Brücke" hilft
Ehrenamtliche des Vereins "Aktion Brücke" packen jeden Samstag im oberbayerischen Germering Spenden für Obdachlose: Kleider, Lebensmittel, Hygieneartikel und mehr. Auch Marion hilft mit. Sie hat selbst einige Jahre auf der Straße oder in Unterkünften verbracht. "Das schlimmste sind diese Übergriffe, ob es von anderen Obdachlosen war oder eben auch von Fremden", berichtet Marion. Was sexuelle Übergriffe angehe, habe sie selbst Glück gehabt. Doch sie kenne viele Frauen, die Opfer wurden.
Aktionsplan 'Hilfe bei Obdachlosigkeit'
Nicht nur in den Städten steigt die Nachfrage nach Wohnraum, vor allem günstige Wohnungen fehlen. Die Folge ist mehr Wohnungslosigkeit. Mit dem Bayerischen Aktionsplan "Hilfe bei Obdachlosigkeit" will Sozialministerin Ulrike Scharf etwas dagegen tun: "Wir wissen, es braucht auch rechtzeitig die Beratung und die Unterstützung. Dazu gibt es auch noch die Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern."
Caritas-Haus St. Rita in Regensburg
Im Caritas-Haus St. Rita in Regensburg werden bis zu acht Wohnungslose intensiv betreut. Auch Mia hat traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Die vierfache Mutter und arbeitsunfähige Köchin ist zum zweiten Mal hier. "Ich hätte wirklich keinen anderen Platz irgendwo gekriegt, geschweige denn eine Wohnung." Im Frühjahr werden die Frauen in das renovierte Caritas Marienheim ziehen. Dort wird es neben einer Beratungsstelle auch die erste Notunterkunft in der Oberpfalz nur für Frauen geben.
In Regensburg leben offiziell über 500 Wohnungslose. Hinzu kommt eine Dunkelziffer. Eine Sozialwohnung kriegt nur etwa jeder fünfte berechtigte Haushalt.
Flexi-Heim in München
Im Münchner Stadtbezirk Freiham ist Ursula in einem sogenannten "Flexi-Heim" untergekommen. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm der Landeshauptstadt München zur vorübergehenden Unterbringung Wohnungsloser. Vor drei Jahren kam die Krankenpflegerin nach München, seitdem zog sie 24 Mal um.
"Ich habe schon sämtliche Häuser durchgemacht, habe natürlich zwischendurch auch gearbeitet oder in Hotels gewohnt", berichtet Ursula. Dann landete sie wieder im Obdachlosenheim. Dort durfte aber ihre Hündin nicht mit. Also schlief sie mit ihr im Auto oder im Zelt. Im Flexi-Heim hat sie endlich ein Einzelzimmer.
In der Unterkunft mit 95 Zimmern ist ein Stockwerk nur für Frauen reserviert. Frauen sind häufiger Gewalt ausgesetzt und brauchen geschützte Räume, wie auch die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, betont. Der Bedarf an speziellen Unterkünften und bezahlbaren Wohnungen ist groß. In München sind rund 26.000 Haushalte mit Anspruch auf eine Sozialwohnung registriert. Doch nur etwa 3.000 können jedes Jahr vergeben werden.
Im Video: Wohnungslosigkeit - Was dringend passieren muss
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