Eigentlich sollte die neue Halle bald stehen. Als die Projektgesellschaft im Dezember 2021 den Bauantrag für die neue Multifunktionsarena in Würzburg einreichte, waren die Verantwortlichen optimistisch. Bereits bis Herbst 2024 könnte die Halle fertiggestellt werden, so die damalige Hoffnung. Doch gebaut wird momentan nicht. Die Finanzierung steht auf der Kippe. In Würzburg macht sich die Sorge breit: Schon bald könnte es kaum mehr passende Stätten für größere Veranstaltungen und Konzerte geben. Denn eine weitere Halle steht vor dem Aus, eine andere ist in die Jahre gekommen.
Halle schließt, andere sanierungsbedürftig
Da ist zum einen die Posthalle. Sie fasst bis zu 3.000 Besucher. Doch der Mietvertrag läuft Anfang 2026 aus. Das Areal wird neu bebaut. Ein Wohn- und Büroquartier soll entstehen. Der Betreiber der Veranstaltungshalle hat nach einer Ausweichspielstätte gesucht. Auch Stadträte haben nach einer Lösung gesucht. Doch ohne Erfolg.
Bleibt für unbestuhlte Konzerte mit mehreren hundert Besuchern die "TecTake"-Arena. Sie ist etwas größer als die Posthalle. Die Würzburg Baskets tragen dort ihre Bundesliga-Heimspiele aus. Doch die Halle gilt als sanierungsbedürftig.
Gleichzeitig gibt es für die neue Multifunktionsarena ein geeignetes Grundstück in Nähe des Bahnhofs. Eine gemeinnützige Stiftung – von Würzburger Geschäftsleuten ins Leben gerufen – hat die Planungen vorangebracht. 2021 hat die Stadt einen Zuschuss in Höhe von 16 Millionen Euro zugesagt. Doch dann kam der Krieg in der Ukraine. Die Kosten sind deutlich gestiegen.
Kostensteigerung in Millionenhöhe
"Es hakt derzeit daran, dass die Finanzierung nicht mehr steht", sagt Thomas Oehler, Geschäftsführer der Arena Würzburg Projektgesellschaft. Im Herbst 2021 lagen die Gesamtprojektkosten für die Multifunktionshalle noch bei 51 Millionen Euro. Inzwischen sind es 82 Millionen Euro. Wie im Stadtrat nun bekannt gegeben wurde, ist dadurch eine Finanzierungslücke entstanden. Sie beläuft sich derzeit auf immerhin 22 Millionen Euro.
Die Nachricht sorgte im Würzburger Stadtrat erwartungsgemäß für Diskussionen. Die Haushaltslage ist angespannt. Doch gleichzeitig soll die Arena die neue Heimspielstätte für die Basketballer werden. Kongresse sollen darin stattfinden, Konzerte mit bis zu 7.000 Besuchern. Auch die Würzburger Hotellerie und Gastronomie könnte profitieren – jährlich in zweistelliger Millionenhöhe, erwarten die Verantwortlichen.
Stadt will sich für Förderprogramm bewerben
Doch unklar ist nun, wie die Mehrkosten finanziert werden sollen. Die Stadt hofft unter anderem auf Mittel vom Bund. Eine Mehrheit im Stadtrat sprach sich am Donnerstagabend für einen Antrag der Freien Wähler aus. Demnach will sich die Stadt auf ein Förderprogramm des Bundes bewerben. Darüber könnten bis zu 6 Millionen Euro finanziert werden – sofern Würzburg einen Zuschlag erhält. Doch auch dann beliefe sich die Finanzierungslücke nach derzeitigem Stand noch auf 16 Millionen Euro. Einzelne Stadträte äußerten Zweifel, inwieweit es möglich ist, diesen Restbetrag durch private oder öffentliche Gelder zu begleichen.
Online-Petition fordert Multifunktionshalle
Fest steht allerdings auch: Der Wunsch nach einer neuen Kultur- und Veranstaltungshalle ist bei vielen Würzburgern offensichtlich groß.
Mehr als 1.600 Personen haben inzwischen eine Online-Petition unterschrieben und fordern den Bau einer Multifunktionshalle. Fans der Würzburg Baskets zeigten kürzlich ein Banner, auf dem sie sich für die neue Halle aussprachen. Ab der Saison 2032/33 sind nach Vorgaben der Basketballbundesliga 4.500 Plätze notwendig. In der "TecTake"-Arena finden nur um die 3.100 Personen Platz. Zudem werde es immer schwieriger national und internationale bekannte Künstler für Würzburg zu gewinnen, berichtet Konzertveranstalter Wolfgang Thiel: "Ich nenne es tatsächlich ein kulturelles Vakuum, das da droht."
Würzburg ohne mittelgroße Konzerthalle
Doch selbst wenn die Multifunktionsarena irgendwann gebaut wird: Für die Posthalle wiederum wirkt eine Perspektive derzeit unwahrscheinlich. Dabei ist sie aus Sicht Würzburger Kreativschaffender ebenso unverzichtbar: "Es braucht eine mittelgroße Spielstätte", sagt Sandy Rößer aus dem Vorstand des Dachverbands freier Würzburger Kulturträger. Vor allem für die lokale und regionale Kulturszene sei die Posthalle wichtig. Geht es mit der Halle zu Ende, gibt es in Würzburg – mit Ausnahme der "TecTake"-Arena – vorerst nur noch Hallen mit einer Kapazität bis zu 200 Personen, zumindest für unbestuhlte Konzerte.
"Da geht was verloren an der Attraktivität für die Stadt, für die Menschen“, sagt Jojo Schulz, Geschäftsführer der Posthallen GmbH. Er habe keine Hoffnung, dass es nach Ende des Mietvertrags am derzeitigen Standort weiter geht.
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