Veranstaltungen fanden online statt, Dienstreisen fielen aus, Urlaub wurde in Europa gemacht – in den ersten beiden Pandemie-Jahren ging der Flugverkehr in Deutschland enorm zurück. Doch 2021 ließen viele Länder ihre Reisebeschränkungen fallen. Die Anzahl der schweren Fälle und damit die Angst vor einer Infektion gingen zurück. Viele Menschen packte das Fernweh.
Der Flughafen München verzeichnete wohl auch deshalb in den ersten drei Quartalen 2022 vergleichsweise hohe Passagierzahlen: mit 23,2 Millionen Fluggästen dreimal so viele wie 2021. Das teilte der Flughafen am Donnerstag mit. Die Zahl der Flugbewegungen, also der Starts und Landungen, stieg um 126 Prozent auf 211.890.
Flughafen erreicht 74 Prozent der Vor-Corona-Werte
"Die Menschen haben die Chance, endlich wieder fliegen zu können, in sehr großer Zahl genutzt", sagte Flughafen-Chef Jost Lammers. Die Zahlen aus dem Vor-Pandemie-Jahr konnte der Flughafen dennoch nicht erreichen. Wie im Frühjahr angekündigt, wird dies bis 2024 erwartet. Selbst im Sommer, dem besonders verkehrsreichen dritten Quartal, lag der Wert nur bei 74 Prozent des Vorkrisenniveaus.
Trendwende geschafft
Immerhin sei aber die Trendwende nach Corona geschafft. Die Zahl der Starts und Landungen stieg von Januar bis September auf 212.000 Flugbewegungen. Das sind laut Lammers doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.
Bis zum Ende des Jahres rechnet der Flughafen auf Basis der bisherigen Entwicklung mit mehr als 30 Millionen Fluggästen. 2019 lag der Rekord bei 47,9 Millionen Passagieren. Die Luftfracht inklusive Luftpost hat sich zudem verdoppelt – 2022 verzeichnete der Münchner Flughafen 200.000 Tonnen.
Flughafenchaos teilweise auch in München
Lammers schlug auch kritische Töne an: Der enorme Anstieg habe das Gesamtsystem Luftverkehr "an seine Grenzen geführt". Viele Unternehmen hätten im Rahmen der Pandemie Personal entlassen müssen, jetzt aber nicht schnell genug wieder aufstocken können. Zudem hätten im Luftverkehr Probleme an einer Stelle auch Auswirkungen auf andere Standorte und Akteure. Dadurch habe sich ein Gesamtbild ergeben, "das von durcheinander gewirbelten Flugplänen, Verzögerungen und Servicedefiziten geprägt war".
Auch in München sei es zu Störungen gekommen. Vor allem Personalengpässe sowie ein hoher Krankenstand bei einem privaten Dienstleister hätten dazu beigetragen, "dass viele Gepäckstücke von Passagieren nicht planmäßig verladen beziehungsweise entladen wurden". In München sei die Situation jedoch "vergleichsweise stabil" gewesen und es habe "keine allzu langen Schlangen vor den Kontrollen" gegeben. Zudem habe sich die Situation inzwischen verbessert, betonte Lammers.
Lichtblick für alle, die noch auf ihre Koffer warten
Für Flughafen-Passagiere, die noch auf ihre Koffer warten, gibt es dabei womöglich einen Lichtblick: In den bevorstehenden verkehrsschwächeren Zeiten bleibe sicher mehr Zeit, um den Kofferberg abzubauen, sagte Flughafen-Chef Jost Lammers heute im Presseclub. Aktuell werden zwar immer wieder Gepäckstücke zugeordnet, dafür kommen wieder andere neu hinzu. Für die Lagerung der zuletzt bis zu 5.000 Koffer hat die Flughafen München GmbH eine Halle zur Verfügung gestellt. Die Zuordnung der Koffer und die Auslieferung an die Passagiere seien aber Sache der Airlines, wurde in dem Pressegespräch betont.
Gepäcksammlung im Erdinger Moos
Etwa drei Viertel der Koffer sind übrigens ursprünglich gar nicht in München liegengeblieben, sondern an anderen Flughäfen in Deutschland und Europa. Sie werden laut Flughafen München GmbH trotzdem erst einmal ins Erdinger Moos gebracht, weil der Flughafen dort als Drehkreuz viele Verbindungen in alle Richtungen hat, über welche die Koffer dann zu den Besitzern gebracht werden können.
(Mit Informationen von dpa)
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