Die Blaskapelle hat wieder einen Proberaum, der Theaterverein eine Bühne und der Gartenbauverein kann endlich eine eigene Jugendgruppe aufbauen. Das neue Bürgerhaus, das am Freitag offiziell eingeweiht wird, ist ein Segen für die Vereine in Aidenbach im Landkreis Passau.
"Die Räumlichkeiten sind schon vor der Eröffnung ziemlich ausgebucht. Daran merkt man, wie notwendig diese Einrichtung war", freut sich Bürgermeister Robert Grabler (CSU). Die Einrichtung war früher ein Krankenhaus.
Gut für Nachwuchsarbeit
Ulrike Schütz kommt ins Schwärmen, wenn sie auf der Bühne des neuen, 150 Personen fassenden Bürgersaals steht: "Wir kriegen sogar einen Vorhang, der elektrisch auf- und zugeht. So einen Luxus hatten wir noch nie. Das wird genial."
Die Vorsitzende des zuletzt "heimatlosen" Theatervereins sieht auch Vorteile in der Nachwuchsarbeit. Es sei nicht möglich, mit Kindern in einem Wirtshaus ohne Heizung zu proben. Im Bürgerhaus dagegen fänden auch die ganz jungen Schauspieler beste Bedingungen vor.
Ähnlich sieht es Karl Wimmer vom Gartenbauverein: "Wir haben vor, eine Jugendgruppe zu gründen. Hier in den Beeten vor dem Haus können sie alles ausprobieren – vom Anpflanzen und Säen bis zum Ernten. Und drinnen haben wir endlich Gruppenräume." Wimmer erhofft sich dadurch einen Aufschwung für seinen Verein.
Aus Alt mach Neu in fünf Jahren
Nach der Schließung im Jahr 1995 wurde das alte Krankenhaus im Zentrum von Aidenbach unter anderem für Mietwohnungen genutzt. Zeitweise stand das Gebäude auch leer. Die Gemeinde habe 2019 alles richtig gemacht, als sie das ganze Gelände für 365.000 Euro ersteigert und sofort mit den Planungen für ein Bürgerhaus begonnen habe, erinnert sich Bürgermeister Grabler.
2021 war Startschuss für den Umbau. Der Altbau wurde weitgehend erhalten und kernsaniert. Anstelle eines Seitenanbaus entstand ein moderner Bürgersaal. Gebaut worden sind auch Säle für Musikvereine und Ausstellungen, ein größerer Turnraum sowie Räumlichkeiten für Tagungen und Meetings.
"Die hochwertige Ausstattung war nur möglich, weil ein Großteil der Kosten von der Städtebauförderung übernommen wurde", berichtet Grabler. 4,3 Millionen Euro habe das Projekt insgesamt gekostet. 1,1 Millionen davon zahle Aidenbach. Jeder Euro sei es wert, so der Bürgermeister. Etwa 30 Vereine gebe es in der Gemeinde, die Hälfte davon habe bis jetzt keine feste Bleibe.
"Vereine sind Motoren der Gesellschaft"
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es in Bayern noch kein flächendeckendes Vereinssterben. Im Gegenteil: Die Zahl der Vereine ist laut einer Studie des Bundesjustizministeriums von 2012 bis 2022 sogar um zehn Prozent gestiegen. Aidenbach will dazu beitragen, dass der gute Trend anhält. Bürgermeister Grabler: "Vereine sind die Motoren der Gesellschaft. Das geht bei den Jugendgruppen los. Hier entstehen Freundschaften und Kontakte, die für eine intakte Gemeinschaft immens wichtig sind."
Der Name bleibt
Das Gebäude direkt neben dem Aidenbacher Marktplatz weckt bei vielen älteren Bürgern Erinnerungen. Karl Wimmer, der 69-jährige Vorstand des Gartenbauvereins, denkt gerne an seine Einsätze als Ministrant in der Krankenhauskapelle zurück. Und Robert Grabler wurde hier geboren und getauft. Auch wenn es jetzt eine andere Funktion habe – viele Einheimische werden das neue Bürgerhaus weiterhin "oides Krankenhaus" nennen, ist der Bürgermeister überzeugt.
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