Corona-Impfaktion in München.
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Corona-Impfaktion in München.

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Zustimmung zu Impfpflicht wächst in Oberbayern

Der Widerstand gegen eine Corona-Impfpflicht schwindet bei führenden politischen Mandatsträgern. Das ist das Ergebnis einer BR-Umfrage. Tenor: An einer zumindest teilweisen Impf-Verpflichtung führt kein Weg vorbei.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die dramatisch steigenden Inzidenzwerte hätten die Debatte grundlegend verändert, antwortet der Altöttinger CSU-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer, dem Bayerischen Rundfunk.

Seine Schlussfolgerung: "Eine obligatorische Impfpflicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in bestimmten Berufsgruppen oder Einrichtungen, beispielsweise im Krankenhaus- und Pflegebereich, halte ich für eine notwendige Maßnahme."

Impfpflicht auch für Fußballprofis

Mayer möchte darüber hinaus auch Bundesliga-Fußballer zum Impfen verpflichten. "Wenn für die Zuschauer die 2G-Regel gelten soll, sollte im Umkehrschluss auch von den Fußballprofis erwartet werden, dass sie geimpft am Spielbetrieb teilnehmen", so der CSU-Politiker. Für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht plädiert Mayer zwar nicht explizit, er will sie aber "deutschland- und bayernweit" nicht ausschließen.

Sein Traunsteiner Parteifreund Klaus Steiner will auch diesen Schritt jetzt gehen: Der Landtagsabgeordnete war selbst erkrankt und leidet nach eigener Aussage immer noch massiv an Long-Covid-Symptomen. Man müsse alle Register ziehen, um diese Welle abzufangen und dürfe nicht alle Maßnahmen zerreden. "Nur so haben wir in den letzten 150 Jahren die großen Geiseln der Menschheit wie Pocken und Kinderlähmung besiegt", so Steiner.

Impfpflicht - "Nicht nächstes Jahr, nicht irgendwann, sondern jetzt"

Dem Landsberger CSU-Landtagsabgeordneten Alex Dorow fällt es nach eigener Aussage nicht leicht, für eine staatliche Impflicht zu plädieren, weil diese einen schwerwiegenden Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der Bürger darstelle. Allerdings ist er auch Kreischef des Bayerischen Roten Kreuzes. Dabei erlebe er täglich, wie Rettungszeiten wegen Überlastung länger werden.

Dorows Fazit: "Für unser medizinisches Personal, für unsere Wirtschaft, für unsere Familien, Schüler und Kinder und auch für das Klima in unserer Gesellschaft, das immer mehr zerbricht, bin ich mittlerweile für eine schnelle Einführung einer Impfpflicht. Nicht nächstes Jahr, nicht irgendwann, sondern jetzt."

Niedrige Impfquote im Chiemgau - Suche nach den Gründen

Eine ähnliche Haltung findet sich bei den Grünen im Chiemgau: Die Landtagsabgeordnete Gisela Sengl kann die dort vergleichsweise niedrige Impfquote nicht nachvollziehen. Sie glaubt aber, dass eine allgemeine Impfpflicht auch vielen Menschen die Entscheidung erleichtern würde, die sich bis jetzt noch nicht ganz sicher waren, ob die Impfung sinnvoll ist. Darüber hinaus fordert Sengl wörtlich: "Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung und dauerhaft einen leichten Zugang zu Impfmöglichkeiten!"

Grüne: Friedliche und gewaltfreie Meinungsäußerung

Ein weiteres Problem: Der gesellschaftliche Zusammenhalt droht weiter geschwächt zu werden. Stephan Mayer, zu dessen Stimmkreis auch die besonders betroffene Region Mühldorf gehört, kann sich zwar auch "verschärfte Diskussionen" vorstellen. Er beobachtet aber andererseits eine steigende Impfbereitschaft und hofft auf das Verantwortungsgefühl der Bürger.

Sein Parteifreund, der Altöttinger Landtagsabgeordnete Martin Huber, findet, dass eine Einführung offen diskutiert werden müsse. Am Ende entscheide aber die Mehrheit, so Huber.

Grünen-Politikerin Sengl rechnet - ähnlich wie in Österreich - mit Demonstrationen und verteidigt die freie Meinungsäußerung als "Grundpfeiler unserer Demokratie". Diese müsse aber gewaltfrei und friedlich sein.

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