Georg Ischuk studiert Wirtschaftsingenieurwesen, kommendes Jahr schreibt er seine Masterarbeit. Das Studium finanziert sich der 26-jährige Nürnberger überwiegend mit Straßenbahnfahren. Georg Ischuk ist aber kein Fahrgast, er steuert vielmehr verschiedene 40-Tonner der VAG selbst durch den Nürnberger Berufsverkehr. Ein regelrechter Traum-Studentenjob, findet er.
"Es ist einfach geil, diese riesige Maschine mit einer Hand zu steuern!" Georg Ischuk, Student und Straßenbahnfahrer
Stundenlohn 18 Euro
Heute fährt Georg Ischuk auf der Linie 10. Bis zum Wegfeld, dann nach Gibitzenhof und wieder von Vorn. Rund acht Stunden mit Pause wird er die Straßenbahn steuern. Dafür bekommt er 18 Euro pro Stunde, Bezahlung nach Tarif. Derzeit schafft Georg rund drei Schichten pro Woche. Es waren auch schon mal mehr, aber in Prüfungszeiten auch schon einmal weniger Einsätze.
Dieser Studentenjob biete ihm trotz der verbindlichen Einplanung in Dienstpläne relativ viel zeitliche Flexibilität, bilanziert der 26-Jährige. Er wolle auf jeden Fall bis zum Ende seines Studiums weiterfahren, vielleicht sogar darüber hinaus. Mal gucken. Es mache auf jeden Fall jede Menge Spaß. Mittlerweile sei es für ihn fast wie Autofahren, die Automatismen greifen, trotz aller Konzentration.
"Das Schichtmodell ist für mich als Student perfekt!" Georg Ischuk
Fünf Studenten - es fehlen die Frauen
Die Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) kämpft mit diesem Modell gegen den notorischen Fachkräftemangel an. Aktuell sind fünf Studenten als Straßenbahnfahrer im Einsatz. Die werden die Lücke nicht schließen können, es sollen generell aber mehr werden ab dem kommenden Jahr, freut sich Beate Haberler vom Fahrbetrieb und Service der VAG. Das Projekt wird fortgeführt bzw. ausgeweitet.
Vor allem Studentinnen fehlten aktuell noch. Interessierte Bewerberinnen und Bewerber sollten mindestens 21 Jahre alt sein, einen Führerschein Klasse B besitzen und sich im Nürnberger Großstadtverkehr wohl fühlen, fasst Beate Haberler zusammen. Wer sich mit dem Auto im Berufsverkehr schon schwer tue, werde auch kein guter Straßenbahnfahrer.
30 Tage Ausbildung
Studentische Straßenbahnfahrer wie Georg Ischuk durchlaufen im Vorfeld eine 30-tägige Ausbildung mit viel Theorie und Praxis – unter anderem Training im Fahrsimulator. Die erste Zeit im Regelbetrieb ist immer ein erfahrener Kollege mit dabei. Auch Städte wie München und Köln setzen bereits Studierende in den Straßenbahnen ein. Mit Erfolg. Die VAG ist gespannt, wie viele potentielle Straßenbahnfahrer sich für 2025 noch bewerben.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!