Der seit drei Wochen vermisste russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner Sprecherin in eine Strafkolonie in der russischen Polarregion verlegt worden.
Nawalny nun in Strafkolonie in Polarregion
Nawalny befinde sich in der Strafkolonie Nummer drei der Ortschaft Charp in dem im hohen Norden Russlands gelegenen autonomen Kreis der Jamal-Nenzen, erklärte die im Exil lebende Sprecherin Kira Jarmisch am Montag im Online-Netzwerk X, vormals Twitter. Dem Kreml-Kritiker gehe es gut, sein Anwalt habe ihn am Montag besucht.
"Wir haben Alexej gefunden", teilte sein Mitarbeiter Iwan Schdanow mit. Er sei im Straflager "Polarwolf", in einer der nördlichsten und am entlegensten Kolonien überhaupt. "Die Bedingungen dort sind brutal", sagte Schdanow. Dort herrsche auch Dauerfrost. Es sei sehr schwer, dorthin zu gelangen; es würden keine Briefe in das Lager zugestellt. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass Moskaus Machtapparat den Gegner von Kremlchef Wladimir Putin vor der Präsidentenwahl am 17. März isolieren wolle. "Sein Aufenthaltsort wurde geheim gehalten", kritisierte Schdanow.
Angehörige mehrere Wochen ohne Kontakt zu Nawalny
Mitte des Monats war Nawalny nach Angaben seiner Unterstützer aus einem Gefängnis nahe Moskau an einen unbekannten Ort gebracht worden. Ein Gericht habe Nawalnys Anwalt mitgeteilt, dass der Kreml-Kritiker "die Region Wladimir verlassen" habe, in der er inhaftiert gewesen sei, hatte Jarmisch mitgeteilt.
Nawalnys Angehörige hatten seit dem 6. Dezember nichts mehr von dem Oppositionellen gehört. Im Sommer war Nawalnys Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht worden, zusätzlich zu den elfeinhalb Jahren, die er gerade absitzt. Insgesamt summieren sich jetzt die Strafen auf 30 Jahre Strafkolonie.
Überführungen in andere Strafanstalt dauern in Russland oft Wochen
Verurteilt ist er unter anderem wegen angeblichem Extremismus. Nawalny ist deshalb international als politischer Gefangener eingestuft. Ein Gericht ordnete zudem seine Überführung in ein Gefängnis mit schärferen Haftbedingungen an. Überführungen von einer Strafanstalt zur anderen dauern in Russland häufig mehrere Wochen.
Nawalny gilt als schärfster innenpolitischer Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Nach einem Giftanschlag, für den er den Kreml verantwortlich macht, war er zu seiner Behandlung nach Deutschland ausgereist. Westliche Labore gingen vom Nervengift Nowitschok aus. Nawalny beschuldigte Präsident Putin, das Attentat auf ihn beim Geheimdienst FSB beauftragt zu haben. Im Januar 2021 kehrte Nawalny nach Russland zurück und wurde sofort verhaftet.
Mit Informationen von AFP, dpa
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