Israelischer Panzer in Syrien
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Angriffe in Syrien: Diese Ziele verfolgt Israel

Angriffe in Syrien: Diese Ziele verfolgt Israel

Binnen weniger Tage hat Israel den Großteil der militärischen Hinterlassenschaft des gestürzten Assad-Regimes zerstört: Raketen, Kampfflugzeuge, Panzer, Kriegsschiffe. Was steckt hinter der De-facto-Entwaffnung Syriens durch Israel?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

In der Nacht von Samstag auf Sonntag, als die ersten Meldungen vom Sturz des Diktators um die Welt gingen, gab Israels Premierminister Benjamin Netanjahu grünes Licht für "die größte Operation, die die israelischen Streitkräfte je durchgeführt haben". So bezeichnen es heute israelische Zeitungskommentatoren nahezu überschwänglich.

Innerhalb der letzten 72 Stunden seien die "wichtigsten Kapazitäten der syrischen Armee" zerstört worden. Das sei ein in jeder Hinsicht "beispielloses Ereignis", wie es in der auflagenstarken Zeitung "Israel Hayom" heißt. Der Angriff sei mit Blick auf den Umfang und das Ausmaß der angerichteten Schäden "sogar noch größer als der Angriff", mit dem Israels Präventivschlag den Sechs-Tage-Krieg von 1967 eröffnet habe. Denn: Das syrische Militär sei jetzt "zurück auf die Startlinie" geschickt worden, "beraubt von allen bedeutenden strategischen Fähigkeiten."

Das machtpolitische Kalkül der israelischen Regierung: Jede Möglichkeit auszuschließen, dass das umfangreiche Waffen- und Rüstungsarsenal des untergegangenen Assad-Regimes in die falschen Hände gelangen könnte. Israel nutzte das Machtvakuum in Syrien aus, das mit dem Untergang des syrischen Gewaltherrschers und dem Sieg der islamistischen Rebellenmiliz HTS (Hajat Tahrir al-Scham) entstanden ist.

Was wurde zerstört?

Die Liste der zerstörten Waffensysteme des ehemaligen Assad-Regimes ist lang und detailliert: Dazu gehören nach Angaben des israelischen Online-Portals "Walla" bislang unter anderem die Bestände der syrischen Luftwaffe, von MiG-29-Kampfjets über ältere MiG-Modelle, die gesamte Hubschrauber-Flotte, von Transporthubschraubern bis zu Kampfhubschraubern, die komplette syrische Luftabwehr, von russischen S-300-Batterien bis zu mobilen BUK-Systemen, Hunderte von Boden-Boden-Raketen und Tausende von schweren Raketenmodellen, die gesamte Kriegsmarine, von Raketenbooten über Küstenschiffe, Landungsboote und Minenlegern. Zudem seien auch die Produktions- und Entwicklungsstätten der syrischen Raketeneinheit in Damaskus zerstört worden, ebenso wie die Panzer- und Artilleriebestände.

Welches Kalkül Israels steht hinter der Entscheidung?

Es dürften im Wesentlichen zwei Gründe gewesen sein, die Premierminister Netanjahu und die israelische Armeeführung nach dem abrupten Kollaps des Assad-Regimes zu einem sofortigen Angriff bewogen haben. Zum einen hätte Syriens erhebliches Militärpotential eine Bedrohung für Israel darstellen können, "wenn es in unverantwortliche Hände fallen" würde. Und zum zweiten: Die Skepsis gegenüber der siegreichen islamistischen Rebellenmiliz der HTS, die trotz ihrer Bemühungen, sich als gemäßigte neue Kraft Syriens darzustellen, letztendlich ihrer dschihadistischen Ideologie anhängen würde. Einer Ideologie, die gegen Israels Existenz gerichtet sei. Das Fazit: "Die Kombination dieser beiden Faktoren führte zu der sofortigen Entscheidung, in Syrien alles Mögliche zu zerstören", wie es Netanjahus Lieblingszeitung "Israel Hayom" formuliert.

"Verteidigungszone im Süden Syriens"

Zeitgleich mit der massiven Bombardierungskampagne der israelischen Streitkräfte in Syrien rückten israelische Einheiten auf syrisches Gebiet vor. Sie okkupierten die bislang von UN-Soldaten kontrollierte demilitarisierte Pufferzone auf syrischem Territorium. Wie weit der Vorstoß gehen wird, ist derzeit Gegenstand unterschiedlicher, nicht überprüfbarer Darstellungen.

Israel nutzt das Machtvakuum aus, das mit dem Fall des Diktators in Damaskus entstanden ist. Bevor sich unter der Führung der islamistischen Rebellenmiliz HTS eine politische Neuordnung in Syrien entwickelt, verwandelt Israels Regierungschef das Nachbarland in eine de facto entmilitarisierte Zone. Israels Verteidigungsminister Katz erklärte, "im Süden Syriens eine Verteidigungszone ohne Waffen und terroristische Bedrohungen" einzurichten. Aber nicht dauerhaft, fügte Katz hinzu.

Im Video: BR-Korrespondent Dake zur Rolle Israels

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