Bei Autoreparaturen spart der Einbau gebrauchter Ersatzteile nicht nur Kosten, sondern ist auch erheblich weniger schädlich für die Umwelt. Zu diesem Schluss kommt eine von den Unfall- und Verkehrsforschern der Allianz veröffentlichte Studie aus Großbritannien.
Am Beispiel der Tür eines Volkswagen ID.3 haben die Autoren berechnet, dass die Reparatur des beschädigten Teils die niedrigsten CO₂-Emissionen verursacht. Ist die Reparatur nicht mehr möglich, verursacht der Einbau einer gebrauchten Autotür demnach um 19 Prozent höhere Emissionen des Treibhausgases. Doch setzt die Kfz-Werkstatt eine neue Tür ein, erhöhen sich die Emissionen des klimaschädlichen Treibhausgases noch einmal um 157 Prozent, also im Vergleich zum gebrauchten Teil um mehr als das Zweieinhalbfache.
Stahlherstellung verursacht großen Teil der CO₂-Emissionen
Verfasst wurde die Studie von Fachleuten der britischen Vehicle Recyclers’ Association (VRA), der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Unternehmensberatung Oakdene Hollins und dem Recycling-Unternehmen Synetiq.
Die Autoren bezogen 33 Schritte in ihre Analyse ein und berechneten die CO₂-Belastung jedes einzelnen dieser Schritte. Am Anfang steht die Fahrt mit dem Abschleppwagen zum Unfallort, am Ende die Montage des Ersatzteils. Ebenfalls einbezogen wurden die geschätzten CO₂-Emissionen der Verpackung beim Transport. Hauptemissionsquelle bei der Verwendung gebrauchter Ersatzteile ist demnach das Lackieren inklusive des Aushärtens. Bei neuen Teilen hingegen ist es laut Studie vor allem die energieintensive Stahlherstellung, die die CO₂-Bilanz verschlechtert.
Versicherer klagen über hohe Kosten
Die Allianz hatte die Verwendung gebrauchter Ersatzteile bei Autoreparaturen ihrer Kundinnen und Kunden vor einem knappen Jahr zugelassen. Sicherheitsrelevante Teile wie Lenkungen oder Achsen werden dabei nicht verwendet. In einem Interview sagte Allianz-Vorstandschef, Frank Sommerfeld, im Februar dem "Tagesspiegel". Angesichts von 32.000 Automodellen brauche es einen funktionierenden Ersatzteilmarkt, an dem sich möglichst viele Menschen beteiligen.
Als Beispiel nannte Sommerfeld damals die Überschwemmungen in Süddeutschland 2024: Viele Autos seien damals Totalschäden gewesen, Türen oder Kotflügel hätten teilweise aber nichts abbekommen. "Warum soll man diese Teile nicht bei einem anderen Unfallfahrzeug einbauen?", sagte der Allianz-Chef. Bereits 50 Prozent der Kundinnen und Kunden würden das Angebot zur Reparatur mit gebrauchten Original-Ersatzteilen annehmen.
In Großbritannien sind Reparaturen mit gebrauchten Teile schon länger üblich. Dabei geht es nicht nur um die CO₂-Bilanz. Die deutschen Kfz-Versicherer klagen seit Jahren über ausufernde Reparaturkosten, bei denen die hohen Preise neuer Ersatzteile eine maßgebliche Rolle spielen.
Mit Informationen von dpa
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