Annalena Baerbock und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba
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Annalena Baerbock und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba

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Baerbock sagt Ukraine bei Besuch in Odessa weiter Waffenhilfe zu

Bei ihrem Besuch in der Ukraine zum zweiten Jahrestag der russischen Invasion hat Außenministerin Baerbock dem Land weitere deutsche Waffenhilfe zugesagt. Ihr ukrainischer Amtskollege Kuleba bedankte sich, sparte aber auch nicht mit Kritik am Westen.

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Zum zweiten Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock dem angegriffenen Land weitere deutsche Waffenhilfe zugesagt. Die Grünen-Politikerin traf am Samstag in der Hafenstadt Odessa ihren ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba. "Wir unterstützen Euch jeden weiteren Tag, auch mit Waffenlieferungen", sagte Baerbock bei einer Pressekonferenz an die Adresse Kulebas.

Die Ministerin räumte allerdings Schwierigkeiten bei der Beschaffung der benötigten Waffen ein: "Natürlich ist all das, was wir liefern, zu wenig", sagte sie. Nötig sei "viel mehr Munition, viel mehr Luftverteidigung, viel mehr Artillerie".

Außenministerin Baerbock bei ihrem Besuch im ukrainischen Mykolajiw
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Mehr Geld für humanitäre Hilfe

Baerbock geht nicht auf Taurus-Marschflugkörper ein

Auf den ukrainischen Wunsch nach Lieferung deutscher Marschflugkörper vom Typ Taurus ging Baerbock nicht explizit ein. Sie sagte lediglich: "Wir zerbrechen uns intensivst den Kopf, wie wir davon mehr bekommen könnten, auch von weit reichenden Waffensystemen." Die Bundesregierung lehnt Taurus-Lieferungen bislang ab. Berlin fürchtet, dass die Ukraine mit dem massiven Waffensystem auch Ziele tief auf russischem Territorium angreifen könnte.

Für Baerbock ist dies bereits der sechste Besuch in der Ukraine seit Kriegsbeginn.

Dank von Kuleba, aber auch deutliche Kritik

Kuleba dankte Deutschland und den westlichen Unterstützern für die Waffenhilfe. Ausdrücklich würdigte Kuleba die Unterstützung durch Deutschland. "Deutsche Waffen retten das Leben von Ukrainern", sagte er. Deutschland und die Ukraine seien "zu strategischen Verbündeten geworden".

Zugleich forderte er aber zugleich eine Ausweitung der Lieferungen. "Ich möchte ehrlich sagen, dass der Weg zum Ende des Kriegs in der Aufstockung der Militärhilfe liegt", sagte er. Wenn nach der russischen Invasion "alle Entscheidungen zur Unterstützung der Ukraine in Bezug auf die Waffenlieferungen schnell umgesetzt worden wären", dann hätte die Ukraine mehr besetztes Gebiet zurückerobern können, kritisierte Kuleba. "Dann wären wir heute in Luhansk und würden heute auf der Pressekonferenz über ein Europa von Lissabon bis Luhansk dort reden", sagte der Außenminister an die Adresse des Westens.

Russische Angriffe auch am Jahrestag - Baerbock in Schutzraum

Derweil gibt es in der Ukraine auch nach zwei Jahren Krieg mit vielen Zehntausend Toten keine Aussicht auf baldigen Frieden. Auch zum zweiten Jahrestag seiner Invasion überzog Russland das Nachbarland weiter mit Angriffen. Dabei war auch Odessa abermals Ziel. Nach ukrainischen Angaben wurden dort ein Mann durch eine Drohne getötet und mehrere Menschen verletzt - nur wenige Stunden, bevor Baerbock Kuleba in der Stadt am Schwarzen Meer traf.

Am Abend musste Baerbock in Odessa nach einem Luftalarm einen Schutzraum aufsuchen. Der Alarm wurde am Samstagabend um 21.48 Uhr (Ortszeit) ausgelöst. In der Hafenstadt waren Luftschutzsirenen zu hören. Um 22.07 Uhr wurde der Alarm aufgehoben. Die Grünen-Politikerin hielt sich nach Angaben eines Reporters der Deutschen Presse-Agentur gemeinsam mit Mitgliedern ihrer Delegation und anderen Gästen im Schutzraum ihres Hotels auf. Aus Delegationskreisen hieß es, es habe sich um Raketenalarm gehandelt.

Aber auch die ukrainischen Streitkräfte greifen in ihrem Verteidigungskampf immer wieder militärische Ziele und die für die Kriegswirtschaft genutzten Industrieanlagen in Russland an. So stand in der russischen Stadt Lipezk nach einem Drohnenangriff in der Nacht zum Samstag das Stahlwerk in Flammen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte am zweiten Jahrestag des russischen Angriffs den erneuten Siegeswillen seines Landes. "Wir werden siegen", sagte er am Samstag bei einer Gedenkveranstaltung mit mehreren westlichen Regierungsvertretern nahe Kiew.

Ein Fünftel der Ukraine von russischen Truppen besetzt

Derzeit stehen russische Truppen in einem Fünftel der Ukraine. Die Front verläuft auf etwa 1.000 Kilometern. Auch die Hauptstadt Kiew und die zweitgrößte Stadt des Landes, Charkiw, sind immer wieder Ziel von Angriffen.

Genau zwei Jahre vor Baerbocks Besuch, am 24. Februar 2022, hatten russische Truppen die Ukraine in einer groß angelegten Invasion überfallen. Seitdem stemmt sich die Ukraine in einem zähen Verteidigungskampf gegen die Invasoren, dabei setzt sie auch Waffen aus dem Westen ein. Deutschland zählt - nach anfänglichem Zögern - inzwischen zu den größten militärischen Unterstützern des Landes.

Mit Informationen von AFP und dpa

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

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