US-Präsident Joe Biden hat die Angriffe der Hamas in Israel als "den tödlichsten Tag für Juden seit dem Holocaust" bezeichnet. Die Angriffe seien "pure Grausamkeit" gewesen, so Biden in Washington vor führenden Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Gemeinden in den USA. "Und ich würde behaupten, dass dies der tödlichste Tag für Juden seit dem Holocaust ist", fügte er hinzu.
Die Hamas habe nicht nur "Terror, sondern auch das schiere Böse in die Welt gebracht". In einigen Fällen überträfen die Taten der Hamas sogar die Gräueltaten der islamistischen Terrororganisation Islamischer Staat (IS). "Die letzten Tage haben uns eindringlich daran erinnert, dass der Hass nie vergeht", so Biden. Er verstecke sich nur, bis man ihm ein wenig Sauerstoff gebe. Er hätte sich nie vorstellen können, dass er Bilder von Terroristen, die Kinder enthaupteten, sehen und bestätigt bekommen würde. Biden betonte, dass seine Regierung Antisemitismus weiter mit allen Mitteln bekämpfen werde.
Biden: Israel muss nach den "Regeln des Krieges" handeln
Zugleich forderte Biden Israel auf, nach den "Regeln des Krieges" zu handeln. "Ich kenne Bibi seit über 40 Jahren und habe eine sehr offene Beziehung zu ihm, ich kenne ihn gut", sagte Biden über den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den er beim Spitznamen nannte. Es sei wirklich wichtig, dass Israel trotz all des Ärgers und des Frusts nach den Regeln des Krieges handele, so Biden in seiner Rede. "Und es gibt Regeln des Krieges", fügte er hinzu.
Biden hatte US-Medien zufolge den israelischen Premier bereits in Gesprächen aufgefordert, die Zahl der zivilen Opfer in Gaza so gering wie möglich zu halten und nach dem Völkerrecht zu handeln. In einer Rede am Dienstag sagte Biden mit Blick auf Netanjahu: "Wir haben auch darüber gesprochen, dass Demokratien wie Israel und die Vereinigten Staaten stärker und sicherer sind, wenn wir nach rechtsstaatlichen Grundsätzen handeln."
Guterres fordert schnelle Hilfe für Menschen im Gazastreifen
In der Nacht setzte Israel seine Luftangriffe im Gazastreifen fort. Dort steht möglicherweise eine Bodenoffensive Israels bevor. Angesichts des Leidens der Zivilbevölkerung und der massiven Zerstörungen durch die israelischen Luftangriffe forderte UN-Generalsekretär António Guterres schnelle Hilfe für die Menschen in dem nur 40 Kilometer langen und zwischen sechs und zwölf Kilometer breiten Küstenstreifen. Lebenswichtige Hilfsgüter – darunter Treibstoff, Lebensmittel und Wasser – müssten in den Gazastreifen gelangen können.
Biden warnt Teheran: "Seid vorsichtig"
Biden richtete auch eine Warnung an den Iran: "Wir haben es den Iranern klargemacht: Seid vorsichtig." Vertreter des Weißen Hauses hatten zuvor erklärt, sie hätten keine Beweise für eine direkte Beteiligung des Irans an der Planung oder Ausführung des Hamas-Angriffs gesehen.
Biden betonte zudem, seine Regierung werde alles tun, um die von der Hamas verschleppten US-Amerikaner in Sicherheit zu bringen. Über die Details könne er allerdings nicht sprechen. Mindestens 22 US-Bürgerinnen und -Bürger wurden bei den Angriffen der islamistischen Hamas in Israel getötet.
Die Hamas, die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft wird, hatte am Samstag vom Gazastreifen aus bei einem Großangriff auf israelisches Grenzgebiet das schlimmste Blutbad unter Zivilisten seit Israels Staatsgründung angerichtet. Auf israelischer Seite töteten die Angreifer nach vorläufigen Angaben mehr als 1.200 Menschen. Das palästinensische Gesundheitsministerium gab in einer neuen Bilanz die Zahl der Toten im Gazastreifen mit ebenfalls 1.200 an.
- Zum Artikel: Angriff auf Israel: Wer ist die Hamas und was will sie?
Mit Informationen von dpa, AFP
Im Video: Israel bombardiert weiter Hamas-Ziele im Gazastreifen
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