Da geht noch deutlich mehr. So etwa lassen sich die Ergebnisse der Untersuchung des IT-Branchenverbandes Bitkom auf den Punkt bringen. Der Verband hat gut 1.000 Personen zu ihren Erfahrungen im Kontakt mit deutschen Behörden befragt. Die Menschen sind demnach zumindest nicht komplett unzufrieden; 65 Prozent der Befragten haben sogar großes Vertrauen in die deutschen Behörden.
Und auch bei der Digitalisierung scheint es in der Wahrnehmung der Menschen voranzugehen. Bitkom führt die Umfrage seit Jahren immer wieder durch. Zum ersten Mal findet jetzt über die Hälfte, dass die Digitalisierung in den Städten und Gemeinden vorankommt. Das sei ein deutlicher Fortschritt, erklärt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
Kaum mehr als Termine und Mails
Trotzdem scheint vieles ziemlich stecken geblieben zu sein. So hatte ein Viertel der Befragten noch nie via Internet Kontakt zu den Behörden. Ansonsten beschränkt sich der Online-Kontakt im Prinzip auf die Terminvereinbarung und das Schreiben von E-Mails. Dass man eigentlich auch Verwaltungsleistungen über das Netz abwickeln könnte, diese Erfahrung macht bislang kaum jemand, konkret nur 15 Prozent.
Der Wunsch nach mehr wäre dabei durchaus da. Die Menschen würden sich laut Bitkom vor allem gerne ihre Führerscheine oder Personalausweise online ausstellen lassen. Als praktisch empfände man auch, den Wohnsitz online ummelden, oder das Auto abmelden zu können, ohne zur Gemeinde gehen zu müssen. Und sogar online zu heiraten oder sich scheiden zu lassen, wäre zumindest für einige denkbar.
Bitte keine KI-Entscheidungen
Das Verhältnis zu Künstlicher Intelligenz ist bei den Bürgerinnen und Bürgern dagegen etwas gespalten. Grundsätzlich ok, aber nur in Grenzen. Nur eine Minderheit fände es in Ordnung, mit einem KI-Assistenten zu kommunizieren anstatt mit einer echten Person – auch wenn sich dadurch die Wartezeit verringern würde. Und was die Mehrheit überhaupt nicht will: dass künftig nur noch KI im Alleingang über Anträge entscheidet.
Großes Ärgernis beim digitalen Personalausweis
Der digitale Personalausweis wäre eigentlich Dreh- und Angelpunkt für viele digitale Serviceleistungen der Behörden. Man kann sich damit schnell – und inzwischen auch ohne Zusatzgeräte – einfach nur mit dem Smartphone identifizieren. Die Menschen würde den ePerso laut der Studie gerne auch mehr einsetzen. Nicht nur gegenüber den Behörden, sondern auch zum Beispiel beim Check-in in einem Hotel. Tatsächlich aber nutzt ihn kaum jemand – gerade mal 15 Prozent.
Das Problem: da man den digitalen Personalausweis so selten verwendet, ist die nötige Pin meist nicht mehr parat. Um eine neue Geheimzahl zu beantragen, musste man in der Vergangenheit einen Brief zuschicken lassen. Schon das war nicht wirklich praktisch und war mit immer mit ein paar Tagen Wartezeit verbunden. Seit neuestem ist es noch komplizierter: Für eine neue Pin ist jetzt der Gang zur Gemeinde nötig. Nach Ansicht des Bitkom-Präsidenten ein Rückschritt ins letzte Jahrhundert.
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