Sahra Wagenknecht, Kanzlerkandidatin und Bundesvorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht BSW, spricht auf dem Bundesparteitag.
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Sahra Wagenknecht, Kanzlerkandidatin und Bundesvorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht BSW, spricht auf dem Bundesparteitag.

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BSW-Parteitag: "Mann, ist die Stimmung gut"

BSW-Parteitag: "Mann, ist die Stimmung gut"

Monatelang konnte das BSW einen Wahlerfolg nach dem anderen verbuchen. Doch ausgerechnet vor der Bundestagswahl sind die Umfragewerte gesunken. Beim Parteitag in Bonn wird deutlich, wie es Wagenknecht im Februar doch noch schaffen will.

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Um halb drei an diesem Sonntagnachmittag ist es so weit. Der Parteitag des Bündnisses Sahra Wagenknecht steuert auf seinen Höhepunkt zu. Streicherklänge erfüllen die Bonner Kongresshalle, begleitet von schweren Bässen. Über den großformatigen Bildschirm vorne auf der Bühne flattern stilisierte Friedenstauben. Und dann betritt sie den Saal: die Parteichefin und Kanzlerkandidatin des nach ihr benannten Bündnisses. Ihren Weg säumen rote Leuchtkörper, die im Gleichschritt mit Wagenknecht anspringen. Die rund 600 Teilnehmer des Parteitags klatschen stehend Beifall.

BSW lässt in Umfragen nach

Es sind Bilder, wie sie das BSW jetzt braucht. Denn nach dem guten Abschneiden bei der EU-Wahl und zweistelligen Ergebnissen bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland könnte die Erfolgsserie nun reißen. In Umfragen zeigt die Kurve inzwischen nach unten. Der aktuelle ARD-Deutschlandtrend sieht das BSW bei fünf Prozent, das ZDF-Politbarometer nur noch bei vier Prozent.

Wagenknecht will vor Neuwahl Zuversicht verbreiten

Doch die Parteichefin setzt in Bonn alles daran, Bedenken beiseite zu wischen. "Mann, ist die Stimmung gut", ruft sie zu Beginn der Rede ihren jubelnden Anhängern zu. Ja, die Umfragewerte fürs BSW hätten ein Jahr nach der Gründung etwas nachgelassen, so Wagenknecht. Das aber sei völlig normal für eine so junge Partei. Im Unterschied zu anderen habe man schließlich noch keine Stammwählerschaft. Und doch gibt sich die 55-Jährige zuversichtlich: "Wir werden um jeden Wähler kämpfen müssen, aber auch erfolgreich kämpfen können."

Wagenknecht fordert "billige Energie" aus Russland

Überzeugen will das BSW zum Beispiel mit der Forderung nach einer anderen Wirtschaftspolitik. "Deutschland braucht endlich wieder billige Energie", sagt Wagenknecht. Und meint damit, wenn nötig wieder russisches Gas in großem Stil zu beziehen. Dass der Kreml Deutschland von sich aus den Gashahn abgedreht hat und mit den früheren Einnahmen aus den Energielieferungen den Krieg gegen die Ukraine vorbereiten konnte, erwähnt sie nicht. Die deutschen Militärhilfen für das angegriffene Land will das BSW einstellen und den Krieg zügig auf dem Verhandlungsweg beenden. Einzelheiten dazu spart Wagenknecht auch diesmal aus.

Im Video: Wagenknecht für Ende der Sanktionspolitik

Sahra Wagenknecht, Kanzlerkandidatin und Bundesvorsitzende des BSW, spricht auf dem Bundesparteitag.
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Sahra Wagenknecht, Kanzlerkandidatin und Bundesvorsitzende des BSW, spricht auf dem Bundesparteitag.

Wagenknecht nimmt sich AfD vor

Überraschend sind bei diesem Parteitag vor allem die verbalen Attacken auf die AfD. Bisher war es die Strategie der BSW-Führung, die Konkurrenz am rechten Rand nicht ausdrücklich ins Visier zu nehmen. Aus Sorge davor, AfD-Anhänger zu verprellen, statt wie gewünscht mit der Forderung nach einer harten Linie in der Einwanderungspolitik ins eigene Lager zu holen. Doch in den Reden auf diesem Parteitag ist die AfD allgegenwärtig. Diese wird mal als Partei der "Rüstungsfanatiker" bezeichnet, mal als politische Kraft dargestellt, die sich an Donald Trump anbiedere.

BSW braucht Kredite zur Wahlkampffinanzierung

Ein Strategiewechsel, der sich auch als Zeichen der Nervosität deuten lässt. Hinzu kommen finanzielle Herausforderungen. Die zurückliegenden Wahlkämpfe waren für die Partei zwar ein Erfolg. Aber sie haben auch eine Menge Geld gekostet – und das fehlt jetzt im Bundestagswahlkampf. Wie die Partei BR24 bestätigt, braucht sie Kredite von sechs Millionen Euro – etwa für Veranstaltungen und Wahlplakate. Man habe die Summe fast beisammen, es liefen aber noch Gespräche.

Wagenknecht fehlen personelle Ressourcen

Ein anderes Problem für die Organisation eines bundesweiten Wahlkampfs besteht darin, dass die Partei nach wie vor relativ klein ist. Rund 1.100 Mitglieder zählt das BSW, in Bayern sind es rund 100. Es könnten mehr sein. Doch die Berliner Zentrale setzt auf "kontrolliertes Wachstum".

Glücksritter und Querulanten sollen draußen bleiben – und vor allem Leute von Rechtsaußen. Also dürfte im Wahlkampf einiges an den rund 25.000 Unterstützern der Partei hängen bleiben. Viel Zeit bleibt ihnen nicht, um den negativen Umfragetrend zu drehen. In nur sechs Wochen wird ein neuer Bundestag gewählt.

Im Video: Parteitag des BSW

Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat beim Parteitag in Bonn das Programm für die Bundestagswahl beschlossen.
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Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat beim Parteitag in Bonn das Programm für die Bundestagswahl beschlossen.

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