Alice Weidel (M), Bundesvorsitzende und Kanzlerkandidatin der AfD, Tino Chrupalla (l), und Björn Höcke (r) bei der Wahlparty der AFD.
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Alice Weidel (M), Bundesvorsitzende und Kanzlerkandidatin der AfD, Tino Chrupalla (l), und Björn Höcke (r) bei der Wahlparty der AFD.

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Bundestagswahl: Wo die AfD besonders stark ist – und warum

Bundestagswahl: Wo die AfD besonders stark ist – und warum

Keine Partei verzeichnet bei dieser Wahl so große Zugewinne wie die AfD. Besonders stark ist sie in Ostdeutschland, aber auch in Bayern gab es ein deutliches Plus. Die AfD ist längst keine reine Protestpartei mehr.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Am Tag nach der Wahl überbieten sich die beiden AfD-Vorsitzenden darin, das Ergebnis für ihre Partei zu feiern. "Sensationell" nennt Parteichef Tino Chrupalla den Stimmenanteil von 20,8 Prozent, den die AfD laut dem vorläufigen Wahlergebnis eingefahren hat. Co-Parteichefin und Kanzlerkandidatin Alice Weidel freut sich über "das beste Ergebnis in unserer Parteigeschichte". Die AfD konnte ihren Stimmenanteil im Vergleich zur vorangegangenen Bundestagswahl vor dreieinhalb Jahren verdoppeln und erzielte von allen Parteien die größten Zuwächse. Weidel zieht daraus den Schluss: "Wir sind Volkspartei."

Stammwählerschaft der AfD wächst

Die AfD sieht sich also selbst nicht mehr als Protestpartei, die von der Unzufriedenheit über die politische Konkurrenz profitiert. Sondern als politische Kraft, die mit ihrem Programm überzeugen will – und das quer durch alle Bevölkerungsgruppen. Ein Blick in die Wahlanalysen von "Infratest dimap" zeigt zwar, dass 39 Prozent der AfD-Wähler ihre Entscheidung aus Enttäuschung über andere Parteien getroffen haben. Allerdings waren das weniger als bei der Bundestagswahl 2021. Und 54 Prozent der AfD-Unterstützer wählen die Partei mittlerweile aus Überzeugung.

Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Deutschlandkarte. Der Osten ist inzwischen weitgehend blau gefärbt. Außer in Berlin ist die AfD dort zur stärksten Kraft herangewachsen. Zumindest in den ostdeutschen Ländern sei die AfD inzwischen Volkspartei, sagt die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch im BR24-Interview. Sie komme dort "in fast allen Milieus" an. Den Meinungsforschern von "Infratest dimap" zufolge schneidet die AfD über alle Altersgruppen hinweg gut ab – vor allem bei Menschen mittleren Alters. Auch kann sie in unterschiedlichen Berufsgruppen punkten, besonders aber bei Arbeitern und bei Menschen, die ihre wirtschaftliche Situation als schlecht einschätzen.

AfD empfiehlt sich als Vertreterin ostdeutscher Interessen

Ein wichtiger Grund für die starke Stellung der AfD im Osten dürfte darin liegen, dass viele Menschen dort die Partei als Vertreterin ihres Landesteils wahrnehmen. 24 Prozent der Befragten trauen am ehesten der AfD zu, sich für ostdeutsche Interessen einzusetzen. Damit belegt die Partei einen Spitzenplatz. Schon bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr hat die AfD an ein ostdeutsches Selbstverständnis angeknüpft – etwa mit dem Wahlkampfmotto "Der Osten macht’s".

Die Bundestagswahl zeigt aber auch, dass die Stärke der AfD kein rein ostdeutsches Phänomen mehr ist. Auch in Teilen Westdeutschlands und gerade in Bayern konnte die Partei beachtliche Erfolge erzielen. In keinem anderen westdeutschen Wahlkreis hat die AfD einen so hohen Zweitstimmenanteil erzielt wie in Deggendorf. Dort entschieden sich 29,2 Prozent der Wähler für die in Teilen rechtsextreme Partei. Es folgen im westdeutschen Ranking zwei weitere bayerische Wahlkreise: Schwandorf und Straubing.

Zuwanderung für viele AfD-Wähler ausschlaggebend

Die Politikwissenschaftlerin Münch erklärt den Erfolg der AfD generell auch mit Ängsten in der Arbeitnehmerschaft, verbunden mit Globalisierung und Fluchtbewegungen. "Die wollen eine Partei, die zusätzliche Migration eher fernhält, die vor allem Flüchtlinge fernhält." Dazu passt, dass für die meisten AfD-Wähler die Zuwanderung die größte Rolle bei ihrer Entscheidung gespielt hat.

Ein Thema, das infolge der Anschläge von Magdeburg, Aschaffenburg und München den Wahlkampf dominiert hat. Der AfD kam diese Zuspitzung in der Debatte offensichtlich zugute. Sowohl bei der Kriminalitätsbekämpfung als auch in der Flüchtlingspolitik konnte sie ihre Kompetenzwerte verbessern. Münch erinnert allerdings auch daran, dass es zumindest in Westdeutschland einen "harten Widerstand" gegen die AfD gebe. Als Beispiel nennt sie die jüngsten Großdemonstrationen gegen Rechtsaußen.

Fazit: Die AfD ist in weiten Teilen Ostdeutschlands stärkste Kraft geworden und kann dort über verschiedene Bevölkerungsgruppen hinweg punkten. Allerdings erzielt sie auch im Westen und gerade in Bayern starke Ergebnisse. Und immer mehr Menschen wählen die AfD aus Überzeugung – und nicht bloß aus Protest.

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