Archivbild: Polizisten am Wuhan-Institut für Virologie
Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Koki Kataoka
Audiobeitrag

Archivbild: Polizisten am Wuhan-Institut für Virologie

Audiobeitrag
>

Corona-Pandemie: BND glaubt an Laborunfall als Auslöser

Corona-Pandemie: BND glaubt an Laborunfall als Auslöser

Der Bundesnachrichtendienst geht laut Medienberichten davon aus, dass sich die Corona-Viren nach einem Unfall in einem chinesischen Labor verbreiteten. In Wuhan soll es riskante Experimente und Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften gegeben haben.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Der Bundesnachrichtendienst (BND) neigt Medienberichten zufolge zu der Einschätzung, dass ein Unfall in einem chinesischen Biolabor Auslöser der weltweiten Corona-Pandemie gewesen sein könnte. Zu dieser Bewertung sei der deutsche Geheimdienst bereits im Jahr 2020 gekommen, berichten die "Süddeutsche Zeitung" und die "Zeit" (externe Links, möglicherweise Bezahlinhalte).

Offenbar Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften in Wuhan

Grundlage sei neben einer Analyse öffentlicher Daten vor allem Material, das im Rahmen eines nachrichtendienstlichen Einsatzes mit dem Codenamen "Saaremaa" beschafft worden sei. Dabei handele es sich unter anderem um wissenschaftliche Daten aus chinesischen Forschungseinrichtungen, darunter dem Wuhan-Institut für Virologie.

Neben Hinweisen auf riskante sogenannte Gain-of-Function-Experimente der künstlichen Veränderung von in der Natur vorkommenden Viren soll das Material demnach auch zahlreiche Verstöße gegen Vorschriften für die Laborsicherheit nachweisen.

Nicht alle Wissenschaftler von Labor-These überzeugt

Laut einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt) gab es in den vergangenen Wochen einen Austausch mehrerer spezialisierter Wissenschaftler beim BND, in den auch das Kanzleramt eingebunden gewesen sei. Nach ausgiebigen Untersuchungen lägen zahlreiche Indizien für eine Laborherkunft vor.

Allerdings schreibt die NZZ auch, dass nicht alle beteiligten Forscher gleichermaßen überzeugt seien, dass das Virus eindeutig aus dem Labor kommt. Einige sähen aber eine wachsende Wahrscheinlichkeit, dass das Virus aus dem Wuhan Institute of Virology stamme. Der BND wollte sich zu den Berichten auf Anfrage nicht äußern.

Bundesregierung äußert sich nicht

Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sagte in Berlin vor Journalisten, man habe die Berichterstattung zur Kenntnis genommen. Zu nachrichtendienstlichen Erkenntnissen und Tätigkeiten könne man sich aber nicht äußern. Die zuständigen geheim tagenden Gremien des Bundestages würden in solchen Angelegenheiten unterrichtet.

Ein Argument von Befürwortern der Laborthese ist, dass China andernfalls längst wissenschaftliche Belege für den natürlichen Ursprung des Virus hätte liefern können und müssen. "Chinesische Wissenschaftler haben dafür alle technischen Möglichkeiten", hatte der Virologe Christian Drosten im Januar der Zeitung "taz" gesagt. Er habe solche Studien auch erwartet – gekommen seien sie aber nicht. Je mehr Zeit vergehe, desto skeptischer werde er. Letztlich fehle aber weiterhin ein Beweis, so Drosten, für den natürlichen Ursprung genauso wie für den Labor-Ursprung.

China arbeitete mit Sars-ähnlichen Corona-Viren

Seit Ausbruch der Pandemie Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan gibt es Diskussionen darüber, ob das Virus aus einem Labor stammt oder von Tieren auf einem Markt auf den Menschen übertragen wurde. Die chinesische Regierung bestreitet die Labor-Version vehement. Hintergrund der Debatte ist auch, dass in China in Laboren an sogenannten Sars-ähnlichen Corona-Viren gearbeitet wurde.

Im Januar hatte der US-Geheimdienst CIA mitgeteilt, er vermute, dass das Corona-Virus aus einem Labor stamme. Die US-Behörde hatte zuvor jahrelang erklärt, sie könne nicht sagen, ob das Corona-Virus von einem Labor-Vorfall stamme oder natürlichen Ursprungs sei.

Die Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Virus gilt als hochpolitisch. In den vergangenen Jahren sind weltweit Hunderte Millionen Menschen erkrankt und Millionen verstorben. Die Pandemie führte zudem zu einem dramatischen Wirtschaftseinbruch weltweit und gesellschaftlichen Spannungen.

Mit Informationen von Reuters und dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!