Nach der Absage der "Taylor Swift"-Konzerte in Wien aufgrund von Terrorgefahr stellt sich auch in Deutschland die Frage, wie hoch das Risiko für Anschläge ist. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Die aktuellen Ermittlungen in Wien zeigen, wie ernst die Bedrohung durch islamistischen Terror in Europa zu nehmen ist. Unsere Sicherheitsbehörden tauschen sich mit den österreichischen Behörden eng aus." Inzwischen haben die Ermittler einen weiterer Verdächtiger festgenommen.
BKA: Hinweise auf Gefährdungen nehmen zu
In Bezug auf Deutschland sagte die SPD-Politikerin: "Die Bedrohungslage durch islamistischen Terrorismus ist auch in Deutschland anhaltend hoch."
Deutschland stehe nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes unverändert im "Zielspektrum" unterschiedlicher Terrororganisationen.
"Manche sagen: Der IS ist zurück. Ich würde eher sagen: Der IS war nie weg", sagte Sven Kurenbach, Leiter der Abteilung "Islamistisch motivierter Terrorismus/Extremismus", der "Süddeutschen Zeitung" (externer Link). "Und wir registrieren auch seit zwei Jahren eine Zunahme von relevanten Gefährdungshinweisen."
Das BKA spreche bereits seit einiger Zeit von einer 'abstrakt hohen Gefahr' für Deutschland, so Kurenbach. Die Sicherheitsbehörden im Bund und in den Bundesländern seien seit Längerem sensibilisiert und gingen jedem Hinweis nach, um einen Anschlag zu verhindern.
Mehr Gefährdungshinweise, aber weniger Gefährder
Während das Bundeskriminalamt also einerseits mehr Hinweisen auf relevante Gefährdungen nachgeht, sinkt gleichzeitig die Zahl der registrierten islamistischen "Gefährder". Das zeigt eine Statistik des BKA für den Zeitraum 2014 bis 2024.
Ein BKA-Sprecher sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), mit Stand vom 1. August seien 472 Islamisten als sogenannte religiös motivierte Gefährder eingestuft gewesen. Von diesen seien 96 in Deutschland inhaftiert, 208 innerhalb des Bundesgebiets auf freiem Fuß sowie 168 im Ausland. 2023 hatte die Zahl der registrierten islamistischen "Gefährder" noch bei 483 gelegen, 2022 bei 520.
ISPK als ernstzunehmende Bedrohung
BKA-Mann Kurenbach zufolge beobachten die Sicherheitsbehörden bereits seit 2022 auch jene islamistische Organisation, die 145 Menschen tötete mit einem Anschlag auf eine Konzerthalle in einem Vorort der russischen Hauptstadt Moskau: Der "Islamische Staat in der Provinz Khorasan", kurz ISPK, ist ein afghanischer Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
Er verfolge zunehmend eine internationale Agenda. Das BKA stellt klar: Mit dem russischen Angriffskrieg seien die Grenzen nach Osten durchlässiger geworden. "Auf diese Weise sind auch Personen aus Zentralasien zu uns gekommen, bei denen wir Verbindungen zur Terrororganisation ISPK vermuten."
UN warnen vor steigendem Terrorrisiko für Europa
Auch die Vereinten Nationen warnen vor einem steigenden Terrorrisiko für Europa durch den ISPK.
Er stelle für Europa "die größte von außen kommende terroristische Gefahr" dar, sagte der Leiter des Anti-Terror-Büros der UNO, Wladimir Woronkow, am Donnerstag vor dem UN-Sicherheitsrat.
Der ISPK habe seine "finanziellen und logistischen Fähigkeiten in den vergangenen sechs Monaten verbessert", sagte Woronkow weiter. Die Gefahr, dass der ISPK Terroranschläge im Ausland verübt, sei "offensichtlich" geworden.
Mit Informationen von dpa und afp
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