Deutschland wird der Ukraine ein weiteres Luftabwehrsystem vom Typ Patriot liefern. Wie das Bundesverteidigungsministerium am Samstag mitteilte, fiel die Entscheidung dazu "aufgrund der weiteren Zunahme der russischen Luftangriffe" gegen das Land. Die Einleitung der Übergabe aus Beständen der Bundeswehr erfolge "unverzüglich".
Bislang hat Deutschland zwei Patriot-Systeme an die Ukraine geliefert. Das System habe sich im Kampf gegen die russische Aggression bewährt, hieß es.
"Der russische Terror gegen ukrainische Städte und die Infrastruktur des Landes führt zu unermesslichem Leid", sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) laut Mitteilung. "Er gefährdet die Energieversorgung der Menschen und zerstört die für die Einsatzbereitschaft der ukrainischen Streitkräfte wichtigen Industrieanlagen." Deutschland gehe deshalb mit der "Unterstützung der Ukraine so weit, wie wir es mit Blick auf unsere eigene Einsatzbereitschaft vertreten können."
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Selenskyj dankt Kanzler Scholz
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für die Lieferung des zusätzlichen Patriot-Systems. Via Telegram erklärte er, dies geschehe in einer "kritischen Zeit". Er forderte alle anderen Staatsführer der Partnerländer auf, diesem Beispiel zu folgen.
Beide Politiker hatten zuvor miteinander telefoniert. Scholz habe mit Selenskyj Möglichkeiten der weiteren Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung besprochen, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Auf X schrieb der Kanzler nach dem Telefonat: "Wir stehen unverbrüchlich an der Seite der Ukraine."
Wenige Stunden zuvor hatte Selenskyj die aus seiner Sicht mangelnde militärische Unterstützung des Westens im Abwehrkampf seines Landes gegen die russischen Invasionstruppen beklagt. "Leider verlangsamt sich ein Teil der Unterstützung, und wir müssen alles tun, was wir können, um unsere eigenen Fähigkeiten zu verbessern", sagte er. Aktuellstes Problemfeld der Ukraine sei gegenwärtig der Energiesektor, der im Visier ständiger schwerer russischer Angriffe steht und bereits unter großen Ausfällen in der Stromversorgung leidet.
Nach massiven russischen Angriffen seit Mitte März ist offenbar der Großteil der ukrainischen Wärmekraftwerke zerstört oder unter russischer Kontrolle.
Armeechef: Militärische Lage in Ostukraine "erheblich verschlechtert"
Der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrsky äußerte sich ebenfalls besorgt. Die militärische Situation im Osten des Landes spitze sich zu: "Die Lage an der Ostfront hat sich in den vergangenen Tagen erheblich verschlechtert", sagte Syrsky am Samstag. Seit der Präsidentschaftswahl in Russland vor einem Monat habe die russische Armee ihre Offensive "deutlich verstärkt". Die Ukraine wolle daher "die problematischsten Verteidigungszonen mit elektronischer Kriegsführung und Luftverteidigung verstärken", kündigte Syrsky an.
Karte: Die militärische Lage in der Ukraine
Offenbar Dorf nahe Awdijiwka von russischer Armee erobert
Tatsächlich gibt es offenbar aktuell einen weiteren militärischen Erfolg der russischen Armee in der Ostukraine. Nach eigenen Angaben eroberte sie eine Ortschaft nahe der ostukrainischen Stadt Awdijiwka. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Samstag, die Truppen hätten das südlich von Awdijiwka gelegene Perwomajske "befreit".
Russland hatte Awdijiwka im Februar nach langen Kämpfen vollständig unter seine Kontrolle gebracht. Moskau meldet seit Wochen regelmäßig Erfolge der eigenen Armee in der Gegend um Awdijiwka, während die ukrainische Armee unter den Folgen von Munitionsmangel und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Soldaten leidet.
Video: Ukraine-Krieg einfrieren? Possoch klärt!
Mit Informationen von dpa und AFP
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