18.02.2025, Berlin: Im Berliner Dom wird mit einem Trauergottesdienst und Staatsakt der verstorbene ehemalige Bundespräsidenten Horst Köhler geehrt.
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Deutschland nimmt Abschied von Horst Köhler

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Deutschland nimmt Abschied von Horst Köhler

Deutschland nimmt Abschied von Horst Köhler

Der frühere Bundespräsident Horst Köhler wurde heute mit allen politischen und militärischen Ehren verabschiedet. Die Spitzen der deutschen Politik und Staatsorgane sowie Weggefährten erwiesen ihm die letzte Ehre. Köhler war am 1. Februar verstorben.

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In Berlin nahm Deutschland von seinem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler Abschied – mit Trauergottesdienst, Staatsakt, Großem militärischem Ehrengeleit und einem Trauerempfang im Berliner Rathaus. Anwesend waren die Spitzen des deutschen Staates und zahlreiche seiner Weggefährten. Auf den Stufen zum Altarraum des Berliner Doms war der Sarg des Verstorbenen aufgebahrt, darüber gebreitet eine Nationalfahne. Köhler war am 1. Februar im Alter von 81 Jahren verstorben.

Unter den Anwesenden befanden sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD), Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie die Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht, Bärbel Bas (SPD), Anke Rehlinger (SPD) und Stephan Harbarth (CDU). Auch die früheren Bundespräsidenten Christian Wulff und Joachim Gauck sowie Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) waren in den Berliner Dom gekommen.

Trauergottesdienst: "Als Menschheit zusammenstehen"

In seiner Predigt beim Trauergottesdienst im Berliner Dom würdigte der frühere EKD-Ratsvorsitzende, Wolfgang Huber, Horst Köhlers Verdienste. Köhler habe den Menschen in Deutschland besonders in Erinnerung gerufen, "dass wir als Menschheit zusammenstehen müssen, in Europa, in Afrika, als Weltgemeinschaft". Köhlers beharrliche Haltung bleibe gerade heute "eine unvergessliche Mahnung", so Huber.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verneigte sich bei seiner Ankunft vor Köhlers Sarg. Beim anschließenden Staatsakt sagte er, Köhler habe "nicht viel Aufhebens um die eigene Person oder um das Amt" gemacht. Er habe sich über eine Begegnung mit dem Papst ebenso gefreut wie mit Mitarbeitenden einer Obdachlosenhilfe und sei offen für Lebensentwürfe und Denkweisen gewesen, "die vielleicht nicht seine waren".

Vom Flüchtlingskind zum Bundespräsidenten

Laut Steinmeier war Horst Köhlers Aufstiegsgeschichte - nach der Vertreibung seiner Familie aus Polen und den Jahren als Flüchtlingskind - vielleicht auch exemplarisch für die junge Bundesrepublik, die es möglich gemacht habe, dass "aus einem Flüchtlingskind" der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und schließlich der Bundespräsident werden konnte.

Köhler habe Deutschlands Blick auf Afrika "entscheidend verändert" und den Kontinent durch sein Wirken "vom Objekt zum Subjekt geopolitischer Diskurse" gemacht, so Steinmeier. In seiner Amtszeit als Bundespräsident habe er klargemacht, dass "ethische Maximen und praktische Politik zusammengehören".

In seiner Ansprache rief Steinmeier die mehr als 1.000 Gäste und alle Deutsche dazu auf, Köhlers Vermächtnis zu bewahren: "Wenn wir heute dankbar sind für Horst Köhler und seinen Dienst an unserem Land, dann erkennen wir damit auch eine Verpflichtung: Dieses Land in seinem Sinne zu bewahren und als höchst lebenswerten Ort auch für zukünftige Generationen zu erhalten."

Im Audio: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei Staatsakt für Horst Köhler

18.02.2025, Berlin: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht im Berliner Dom während des Trauergottesdienstes und Staatsaktes für den verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei Staatsakt für Horst Köhler

Großes militärisches Ehrengeleit und Trauerempfang

Ansprachen gab es auch vom früheren österreichische Bundespräsidenten Heinz Fischer und von Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU). Anschließend fand vor dem Berliner Dom ein militärisches Abschiedszeremoniell statt - das Große militärische Ehrengeleit. Danach lud Bundespräsident Steinmeier zu einem Trauerempfang ins Berliner Rathaus. 

Ein Staatsakt ist ein seltenes Ereignis und gilt als Ausdruck höchster Würdigung durch die Bundesrepublik. Den bisher letzten Trauerstaatsakt gab es im Januar vergangenen Jahres für den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble.

Bundespräsident von 2004 bis 2010

Horst Köhler war als Nachfolger von Johannes Rau von Juli 2004 bis zu seinem Rücktritt im Mai 2010 Deutscher Bundespräsident. Sein Rücktritt mit sofortiger Wirkung kam damals sehr überraschend. Nie zuvor war ein Bundespräsident von seinem Amt zurückgetreten.

Mit Informationen von dpa, AFP, KNA und epd

Im Video: Altbundespräsident Horst Köhler gestorben

Altbundespräsident Horst Köhler gestorben
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