Deutschland reagiert mit Trauer und Respekt auf den Tod von Alt-Bundespräsident Horst Köhler. Er starb am frühen Samstagmorgen im Alter von 81 Jahren "nach kurzer schwerer Krankheit" im Kreise seiner Familie in Berlin, wie das Bundespräsidialamt mitteilte.
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Steinmeier: "Großes geleistet - für Deutschland und die Welt"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Köhler als einen "Glücksfall für unser Land". In seinem Kondolenzbrief an Köhlers Witwe Eva Luise hob er dessen "Zugewandtheit, sein ansteckendes Lachen und seinen Optimismus" hervor.
Anerkennung habe er oft auch mit seinen klaren und teilweise auch unbequemen Mahnungen bekommen. Wörtlich schrieb Steinmeier: "Mit Horst Köhler verlieren wir einen sehr geschätzten und überaus beliebten Menschen, der Großes geleistet hat - für unser Land und in der Welt."
Scholz: "Engagierter Politiker für eine gerechtere Welt"
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) schrieb in einem Kondolenzschreiben, Köhlers zentrale Anliegen seien Nahbarkeit und Dialog gewesen: "Wer mit ihm sprach, spürte, dass er es ernst damit meinte." Köhler sei "ein Präsident für alle Menschen, die hier leben" gewesen. Zugleich würdigte sie sein Engagement gegen den Klimawandel und in Afrika.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte Köhler einen "engagierten Politiker, der sich Zeit seines Lebens für eine gerechtere Welt eingesetzt" habe.
Merkel: "Mann mit Ecken und Kanten"
Altbundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte: "Er war im besten Sinne des Wortes ein eigensinniger Mensch." Sie habe Köhler "als Mann mit Ecken und Kanten geschätzt" und seine "fröhliche, optimistische und unerschrockene Herangehensweise half mir häufig dabei, Lösungen auch für schwierige Probleme zu finden". Seine Stimme werde ihr fehlen. Merkel hatte Köhler als Kandidaten für das Bundespräsidentenamt ins Spiel gebracht.
CDU-Chef Friedrich Merz schrieb, Köhler habe "diesem Land mit Anstand, Klarheit und großer Leidenschaft gedient". Mit seinem Tod verliere Deutschland einen "klugen Kopf, einen aufrichtigen Demokraten und einen Staatsmann, der unser Land geprägt hat".
Habeck: "Klarer Kompass und große Menschlichkeit"
Auch Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) wies auf Köhlers Verdienste hin: "Sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit und internationale Verantwortung auch über sein Amt hinaus - insbesondere für Afrika und eine gerechte Weltwirtschaft - bleibt ein Vermächtnis." Gerade in der heutigen Zeit erinnere Köhlers Wirken daran, "dass Politik Mut, Weisheit und Haltung braucht". Köhler habe "mit klarem Kompass und großer Menschlichkeit für unser Land" gestanden.
FDP-Chef Christian Lindner würdigte den Verstorbenen als "feinsinnigen Diener unseres Staates". Köhler sei für freien Welthandel und sichere Handelswege eingetreten. "Damals wurde er dafür diffamiert. Heute erkennen wir seine Weitsicht", schrieb Lindner.
Nach Worten von Bundesinnenministerin Nancy Faeser werden Köhlers Offenheit, seine manchmal unbequeme Haltung und sein Einsatz für Gerechtigkeit in Erinnerung bleiben.
Söder: "Ein toller, ein feiner, ein großer Mann"
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte Köhler im Gespräch mit BR24 als guten Bundespräsidenten, dessen Tod er sehr bedaure. "Er war ein guter Bundespräsident, ein anderer als viele andere, weil er von außen kam. Aber er hat ein großes Maß an Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern erzeugt", sagte Söder. "Er war ein toller, ein feiner, ein großer Mann."
Knobloch: Jüdische Gemeinschaft trauert um wahren Freund
Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, drückte auf "X" ihre Anteilnahme am Tod Köhlers aus: "Deutschland verliert einen großen Staatsmann und Menschen", schreibt sie. "Die jüdische Gemeinschaft und auch ich persönlich trauern um einen wahren Freund. Mit meinen Gedanken bin ich bei seiner Familie, insbesondere seiner hoch geschätzten Gattin Eva Luise Köhler."
Kirchen würdigen Köhlers Ideale
Ebenso zollen die Kirchen Horst Köhler Respekt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigte ihn als Brückenbauer. So sei er ein visionärer Staatsmann gewesen, zudem habe er "wie kaum ein anderer Brücken zwischen den Kontinenten gebaut".
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hob Köhlers "unbestechlichen Gerechtigkeitssinn" und seine "beeindruckende Weitsicht" hervor. Die Nächstenliebe sei dem Ökonomen auch im politischen Handeln "eine klare Leitplanke" gewesen.
Mit Informationen von AFP, dpa, KNA
Im Video: Horst Köhler gestorben
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