Drei Frauen mit Kopftuch
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Diskriminierung: Für viele Minderheiten in Deutschland die Regel

Diskriminierung: Für viele Minderheiten in Deutschland die Regel

Für viele Menschen ist Diskriminierung Alltag. Vor allem Muslime und Schwarze Menschen sind betroffen. Eine neue Studie zeigt, dass bestimmte Personengruppen regelmäßig in Deutschland benachteiligt werden. Wer diskriminiert? Und was sind die Folgen?

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Für viele Menschen ist Rassismus nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Nach den Ergebnissen des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismus-Monitors sind 54 Prozent aller Menschen, die sich ethnischen oder religiösen Minderheiten zugehörig fühlen, betroffen. Sie erfahren mindestens einmal im Monat Diskriminierung.

Blickt man auf einzelne Gruppen, fallen die Werte noch höher aus. Von subtilen Diskriminierungsformen sind besonders muslimische Frauen und Schwarze Menschen betroffen – jeweils mehr als 60 Prozent gaben entsprechende Erfahrungen an.

Hautfarbe und Religion spielen große Rolle

Für Schwarze und asiatische Menschen ist ihre Hautfarbe und für Muslime ihre Religion der häufigste Diskriminierungsgrund. Diskriminierungserfahrung sei deshalb nicht zufällig, sondern erfolge anhand rassistischer Zuschreibungen, bilanzieren die Studienleiter.

Diskriminierung – auch durch die Polizei

Oft werden Menschen im öffentlichen Raum ungleich behandelt: 42 Prozent der Schwarzen Männer und 38 Prozent der muslimischen Frauen berichten davon. Diskriminierung erleben die Betroffenen auch in Ämtern und Behörden und in ihrer Freizeit – zum Beispiel in Restaurants, Geschäften und bei Veranstaltungen. Betroffene berichten auch, durch die Polizei diskriminiert zu werden.

Diskriminierung hat dabei viele Gesichter: von Nachteilen bei der Job- und Wohnungssuche, unangenehmen Fragen und anlasslosen Kontrollen zum Beispiel von Sicherheitskräften bis hin zu Schikane und Beschimpfungen auf der Straße.

Folgen: Krankheiten und sinkendes Vertrauen in Politik und Staat

Die Folgen sind zum Teil schwerwiegend. Wer regelmäßig diskriminiert wird, hat ein erhöhtes Risiko, krank zu werden. Betroffene zeigen deutlich häufiger Symptome wie Depressionen und Angststörungen. Was wenig überrascht: Sie verlieren in erheblichen Maße Vertrauen in die Politik, in den Staat und in die Justiz. So vertrauen nur 19 Prozent der Betroffenen der Polizei, wenn sie häufig durch diese diskriminiert wurden.

Die Studie hat auch herausgefunden, dass rassistische Vorurteile innerhalb der deutschen Bevölkerung fortbestehen. Etwa ein Fünftel der Befragten hat gefestigte rassistische Einstellungen. Sie sind der Ansicht, ethnische und religiöse Minderheiten stellen zu viele Forderungen nach Gleichberechtigung und hätten in den vergangenen Jahren wirtschaftlich mehr profitiert als ihnen zustehe.

Faeser: Mit der Kraft der gesamten Gesellschaft Betroffene schützen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser mahnte vor dem internationalen Tag gegen Rassismus am Freitag mehr Zusammenhalt und Respekt in der Gesellschaft an. Der Spaltung unserer Gesellschaft in "wir" und "die" müsse entgegengetreten werden, sagte die SPD-Politikerin. Neben starken Sicherheitsbehörden, Prävention und politischer Bildung brauche es im Kampf gegen Rassismus zugleich "die Kraft unserer gesamten Gesellschaft", um Betroffene zu schützen. Die Ministerin betonte: "Deutschland ist ein Einwanderungsland – und wird es auch bleiben." Verbände und Gewerkschaften rufen dazu auf, die Zivilgesellschaft zu stärken.

Der Diskriminierungs- und Rassismus-Monitor wird vom Deutschen Zentrum für Integration- und Migrationsforschung erstellt und unter anderem vom Bundesfamilienministerium gefördert. Rund 13.000 Menschen werden regelmäßig befragt. Darunter viele Menschen aus Afrika, Asien, der Türkei sowie aus mehrheitlich muslimischen Ländern.

Zum Video: Alltagsrassismus - die unsichtbare Gewalt

Moderatorin Christina Wolf; ein Schwarzer Mann sitzt deprimiert neben einem europäisch aussehenden Kollegen; vier weiße Pfeile, die geradeaus zeigen neben einem dunklen Pfeil, der einen Knick macht
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RESPEKT: Rassismus im Alltag

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