Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump.
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Trumps Lügen und die US-Wahl: Wenn Fakten nicht mehr zählen

Trumps Lügen und die US-Wahl: Wenn Fakten nicht mehr zählen

In knapp drei Wochen wählen die US-Amerikaner einen neuen Präsidenten. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris. Viele warnen, dass Trump eine Gefahr für die Demokratie sei. Wie hat er die USA bereits jetzt verändert? Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: Die Entscheidung am .

Donald Trump stellt auch in diesem Wahlkampf das Ergebnis der anstehenden Präsidentschaftswahl infrage. In seinen Reden – aber auch im TV-Duell mit Kamala Harris - weigerte er sich, die Frage zu beantworten, ob er das Resultat im November akzeptieren werde. Für ihn scheint zu gelten: Wahlen können nur dann stimmen, wenn er sie gewinnt.

Verfängt diese Rhetorik bei den amerikanischen Wählerinnen und Wählern? Ja. So veröffentlichten die öffentlich-rechtlichen US-Radio- und TV-Sender NPR und PBS Anfang Oktober eine Umfrage, in der sie wissen wollten, wie groß die Angst vor Wahlfälschung ist. 58 Prozent der Befragten gaben an, dass sie große oder sehr große Sorgen hätten. Unter den Republikanern waren es sogar 86 Prozent. Auch unter den Demokraten ist es jeder Dritte, was allerdings auch auf Trumps Versuche zurückzuführen ist, das Ergebnis der letzten Wahl zu beeinflussen.

Eine CNN-Umfrage von vergangenem Jahr ergab, dass sieben von 10 Republikanern glauben, der Wahlsieg Joe Bidens 2020 sei unrechtmäßig gewesen. Mit der Realität haben diese Behauptungen nichts zu tun: Nach der Wahl gab das Ministerium für innere Sicherheit – damals noch geleitet von einem Trump-Parteikollegen - bekannt, dass es die sicherste Wahl in der Geschichte des Landes gewesen sei.

  • Trumps Versuche der Wahlmanipulation, warum ihn nach wie vor so viele US-Amerikaner unterstützen und was in einer möglichen zweiten Trump-Amtszeit droht: Alles zu hören in der neuen Staffel des BR-Podcasts "Die Entscheidung": Die US-Wahl, Trump und die Demokratie - zu finden in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt

Trump attackiert das politische System

Wie viel Schaden hat Trump der Demokratie bereits zugefügt? Der Republikaner hat während seiner Präsidentschaft eine Vielzahl von demokratischen Normen verletzt: Er biederte sich Diktatoren an ("Wir haben uns verliebt", sagte er über Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un), seinen Vorgänger Barack Obama nannte er einen "Verräter" und Medien bezeichnete er als "Feinde des Volkes".

Aber es waren nicht nur die Normen. "Er hat bei seinen Anhängern das Vertrauen in unser Wahlsystem untergraben", sagt Michael Isikoff im Gespräch mit BR24. Er ist Investigativ-Journalist und hat ein Buch über Trumps Versuch geschrieben, das Wahlergebnis zu beeinflussen. Trump habe die Glaubwürdigkeit in die Institutionen und das politische System attackiert, so Isikoff.

"Wenn ich Geschichten erfinden muss ...."

Den Diskurs fluten Trump und seine Getreuen häufig mit falschen Behauptungen, die in ihre Narrative passen – wie beispielsweise beim TV-Duell, als Trump die Lüge verbreitete, haitianische Einwanderer würden Hunde und Katzen der Einwohner einer Kleinstadt in Ohio essen. Neu ist, dass sie es offen zugeben. So sagte Trumps Vize-Präsidentschaftskandidat J.D. Vance angesprochen auf diese Lüge im "CNN"-Interview: "Wenn ich Geschichten erfinden muss, damit die amerikanischen Medien tatsächlich das Leiden des amerikanischen Volkes in den Blick nehmen, dann werde ich das tun".

Das Ergebnis dieser Strategie: Jeder zweite Trump-Wähler hält laut einer YouGov-Umfrage Trumps Hunde-und-Katzen-Erzählung für "wahrscheinlich" oder sogar "definitiv" wahr.

US-Wahl: Droht im November ein ähnliches Szenario?

Sollte Trump im November verlieren, dürfte er abermals von Wahlbetrug sprechen - eine Taktik, die er seit Jahren wiederholt: In den republikanischen Vorwahlen 2016 verlor er den ersten Staat – und sprach von Fälschung. Im Wahlkampf gegen die Demokratin Hillary Clinton sprach er konstant von einem manipulierten Wahlsystem. Auch sein Sieg gegen Clinton sei nur teilweise korrekt gewesen – schließlich hätte er viel höher gewinnen müssen, behauptete Trump anschließend. 2021 mündete die Behauptung der gestohlenen Wahl im Sturm auf das Kapitol.

Ist so ein Angriff auf die Demokratie erneut möglich? Das dürfte auch davon abhängen, wie knapp das Ergebnis wird. Trump hatte 2020 auch deswegen so viel Druck gemacht, weil der Unterschied zwischen ihm und Biden in manchen Staaten nur wenige Tausend Stimmen betrug. Aber auch Trumps Anhänger werden gesehen haben, dass inzwischen mehr als 800 Kapitolstürmer zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Wie viele würden ihre Freiheit riskieren, auch wenn sie Trump glauben?

Der Graben zwischen den beiden politischen Lagern dürfte in jedem Fall vorerst tief bleiben – und Trumps Rhetorik das Land noch über Jahre prägen, auch wenn er von der politischen Bildfläche verschwinden sollte. Der Trumpismus hat nicht nur die republikanische Partei, sondern das gesamte politische System der USA verändert.

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