Milwaukee: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump und der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance.
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Milwaukee: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump und der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance.

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Vize-Kandidat J.D. Vance: Vom Never-Trumper zum Trump-Jünger

Vize-Kandidat J.D. Vance: Vom Never-Trumper zum Trump-Jünger

Trump hat seinen Vize-Präsidentschaftskandidaten bekannt gegeben: J.D. Vance, Senator aus Ohio, ist sein "Running Mate". Wer ist der Mann, der einst Trump verachtete und den ein Buch landesweit bekannt machte? Ein Portrait.

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"Die amerikanischen Staaten müssen sich mehr auf Ost-Asien fokussieren", sagt J.D. Vance im Februar in München. "Das wird die Zukunft der amerikanischen Außenpolitik für die nächsten 40 Jahre sein – und Europa muss aufwachen und das akzeptieren." Und vor allem: Europa müsse selbst mehr für die eigene Sicherheit tun.

Vance sitzt da auf der Bühne der Münchner Sicherheitskonferenz, neben ihm unter anderem Grünen-Chefin Ricarda Lang. Bei dem Treffen wird traditionell der Wert der transatlantischen Partnerschaft betont, die Geschlossenheit gepriesen, noch mehr seit Beginn des Ukraine-Krieges. J.D. Vance, der republikanische Senator aus Ohio, wird ein wenig als Antithese zum gewohnten Geist der Sicherheitskonferenz erwartet. Und er liefert – im Ton zwar sanfter als bei Interviews in den USA, in der Sache aber klar.

Vance einst ein "Never Trump Guy"

Nun hat Donald Trump Vance zum Vize-Präsidentschaftskandidaten erkoren. Vance, 39 Jahre alt, wäre der jüngste Vize-Präsident jemals. Er ist verheiratet mit einer Anwältin, die indischer Abstimmung ist. Das Paar hat drei Kinder. Dass er Trump verehrt, das machte er über die letzten Jahre deutlich. In München lobt er ihn unter anderem als "den besten Präsidenten seit Generationen, wenn es darum geht, Russland abzuschrecken". Doch die Zuneigung für Trump – die hatte Vance nicht immer.

2016, als Trump zum ersten Mal antritt, sieht Vance die politische Welt noch anders. "I’m a never Trump Guy", sagt er über sich. "Ich habe ihn nie gemocht", Trump sei ein "grauenhafter Kandidat", man sei ein "Idiot, wenn man für ihn stimmt". Des Weiteren beschreibt er ihn als "kulturelles Heroin" oder als "Arschloch". In einer privaten Nachricht nennt er Trump "Amerikas Hitler".

Ein Buch machte ihn landesweit bekannt

Geboren wird James Donald Vance in der Kleinstadt Middletown in Ohio. Er kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Das Leben und Aufwachsen in einer Gegend, die von Drogenkriminalität und Gewalt geprägt ist, hält er in seiner 2016 erschienenen Biographie "Hillbilly Elegy" fest, frei übersetzt: Klagelied des Hinterwäldlers. Das Buch habe ihn "zu Tränen gerührt", sagte beispielsweise Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

"Hillbilly Elegy" wird zum Bestseller und Vance damit auch landesweit bekannt. Das Buch ist für viele ein Einblick in das Amerika, das sich vernachlässigt fühlt und deswegen Trump zugewandt hat.

Vance kann diesen Verhältnissen entfliehen. Er geht zur US-Armee und ist unter anderem im Irak stationiert, später schafft er es auf die Yale Law School und wird zum Millionär. Er arbeitet in San Francisco für den Milliardär und Investor Peter Thiel, der ihn finanziell bei seinem Ohio-Wahlkampf unterstützt. Über zehn Millionen Dollar gibt ihm Thiel, der politisch als ein Unterstützer des sehr rechten Flügels der Republikaner gilt.

Trump hat seinen Vize-Präsidentschaftskandidaten bekannt gegeben: J.D. Vance, Senator aus Ohio. Ein Porträt.
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Trump hat seinen Vize-Präsidentschaftskandidaten bekannt gegeben: J.D. Vance, Senator aus Ohio. Ein Porträt.

Gegner der Ukraine-Hilfen

Heute sei Trump für ihn "der beste Präsident, den ich je erlebt habe". Spätestens 2022 finden beide zusammen. Vance' politische Karriere nimmt von da an Fahrt auf und Trump unterstützt ihn im Senatswahlkampf in Ohio. "Ich bin sehr ehrlich, wenn es darum geht, dass ich kritische Dinge über ihn gesagt habe", sagt Vance 2021 über Trump. "Ich bereute diese Dinge und ich bereue bei ihm falsch gelegen zu haben." Seine Anti-Trump-Tweets hat er mittlerweile alle gelöscht.

Vance gilt als enger Freund von Donald Trumps ältestem Sohn. Dieser soll bei seinem Vater Überzeugungsarbeit geleistet haben, dass er Vance unterstützt.

Im Senat zeigt sich Vance als stramm konservativ. Besonders kritisch ist er beim Thema Ukraine-Hilfe. In einem Interview sagt er, dass es ihm ziemlich egal sei, was mit der Ukraine passiert. In München auf der Sicherheitskonferenz begründet er seine Ablehnung damit, dass Geld überhaupt keine Rolle spiele – weder die USA noch Europa produzierten genügen Waffen und Munition, um einen Unterschied zu machen, so der Republikaner. Dass die USA sich mehr auf sich konzentrieren sollte, ist eines seiner politischen Mantras.

Seine "America First"-Haltung lässt sich in München daran erkennen, dass ihn nur bedingt zu interessieren scheint, wer mit ihm auf der Bühne sitzt. David Lammy, da noch Teil des Labour-Schattenkabinetts und heutiger Außenminister Großbritanniens, nennt Vance nicht beim Namen, sondern konstant "meinen englischen Freund". Der wirkt erst irritiert, tut es ihm aber gleich und spricht Vance fortan mit einem Lächeln als "meinen amerikanischen Freund" an.

Vance kommt aus Swing State

Auch wenn Vance vorab als Kandidat für den Vize-Posten galt, so ist die Wahl doch etwas überraschend. Allzu großen Einfluss haben die Vize-Kandidaten in der Regel nicht, aber sie sollen Schwächen des Hauptkandidaten abfedern. So war die Wahl des Vize-Kandidaten Mike Pence auf dem Trump-Ticket 2016 eine logische. Pence, ein Vertreter der religiösen Rechten, strenggläubig, ruhig im Ton (wenn auch hart in der Sache), aus dem Mittleren Westen kommend, bildete ein Gegenpol zum aus New York stammenden und teils aggressiv und erratisch auftretenden Trump, der inzwischen zum dritten Mal verheiratet ist.

Vance bringt den Vorteil mit, dass er aus einem Swing State kommt; einem jener Staaten, die mal demokratisch, mal republikanisch wählen und damit häufig wahlentscheidend sind. Donald Trump gewann Ohio 2020 und 2016, in den Wahlen 2012 und 2008 wählte eine Mehrheit den Demokraten Barack Obama.

Und Vance verkörpert auch einen Generationenwechsel. Er gilt durch seine Nominierung als jüngeres Gesicht der "Make America Great Again"-Bewegung; als der Bannerträger, der den Trumpismus auch nach der Zeit von Donald Trump lebendig halten und damit Wahlen gewinnen soll.

Kann er Trump wirklich helfen?

Trump und Vance sind sich in vielen Punkten ähnlich, möglicherweise zu ähnlich. Ein Vize-Kandidat Marco Rubio, Senator aus Florida, hätte mehr die hispanische Bevölkerung ansprechen können. Eine Kandidatin hätte versuchen können, Trumps Unbeliebtheit bei Frauen abzufedern.

Biden hat seine Präsidentschaft in großen Teilen dem Wahlverhalten der Frauen zu verdanken – 55 Prozent von ihnen stimmten für den Demokraten, 43 Prozent für Trump. Bei den Männern lag der Republikaner vorne – 51 zu 46 Prozent.

Vance dürfte dabei nicht helfen. So sagt er vor zwei Jahren beispielsweise, dass Frauen, die in einer gewalttätigen Ehe leben, diese wegen der Kinder nicht verlassen sollten (externer Link). Er stimmt wiederholt gegen Gesetze für das Recht auf Abtreibung und verglich Abtreibung mit der Sklaverei.

Vance macht Biden für Attentat auf Trump verantwortlich

Zudem wird Vance beim Vorwurf gegen Trump, dass er im Zweifel die Regeln der Demokratie brechen würde, kein Gegengewicht darstellen können. In einem ABC-Interview sagt er Anfang des Jahres, dass er – wenn er 2020 Vize-Präsident gewesen wäre – den Wahlsieg von Joe Biden nicht zertifiziert hätte.

Einen sanfteren Ton im Vergleich zu Trump dürfte es ebenfalls nicht geben. Nach dem Attentat auf Trump schreibt Vance auf X: "Die zentrale Prämisse der Biden-Kampagne ist, dass Präsident Donald Trump ein autoritärer Faschist ist, der unter allen Umständen gestoppt werden muss. Diese Rhetorik hat direkt zum versuchten Attentat auf Präsident Trump geführt."

Prof. Stephan Bierling, Politikwissenschaftler an der Universität Regensburg, analysiert im BR24-Interview Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance und dessen politische Stellung in den USA.
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Prof. Stephan Bierling, Politikwissenschaftler an der Universität Regensburg, analysiert Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance.

"Abscheulich": Wie die Demokraten auf Vance reagieren

Für die Demokraten bietet Vance aufgrund dieser und anderer Aussagen viel Angriffsfläche. Für Präsident Biden ist Vance "Trumps Klon", die demokratische Kongressabgeordnete Annie Kuster nennt seine Nominierung "abscheulich" und Melanie Stansbury, ebenfalls demokratische Kongressabgeordnete, spricht von "einer direkten Gefahr für amerikanische Werte und Rechte".

Während Vance auf dem Parteitag der Republikaner als Held der arbeitenden Bevölkerung und Erfolgsstory gefeiert wird, scheinen die Demokraten wegen seiner Ansichten und Anti-Trump-Vergangenheit Morgenluft zu wittern.

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