"Das ist hier eine der trockensten und heißesten Gegenden der Erde. Ohne gewisse Technologien kann man hier nicht überleben", sagt Issam Kazim, Geschäftsführer der Tourismusförderung in Dubai. Es herrschen Lufttemperaturen von bis zu 50 Grad. Ohne Klimaanlagen wäre das Leben dort kaum möglich. Dubai will nun aber "grün" werden – mit so wenig CO₂-Ausstoß wie möglich. Beim Verkehr, der Industrie oder der Kühlung. Das Geld, mit dem die neue Nachhaltigkeit bezahlt wird, kommt aber aus dem Verkauf von Öl und Gas.
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Bemühen um Vorzeigeprojekte
Die Zukunft nach dem Erdöl-Zeitalter – wie schaut die aus? Die Emirate bemühen sich um Vorzeigeprojekte, wie zum Beispiel CO₂-neutrale Siedlungen und riesige Solarparks. Sie investieren viel in die Erforschung von Zukunftstechnologien und haben dem sogar ein ganzes Museum gewidmet, das "Museum of the Future" in Dubai.
Die Lebensrealität aber ist eine andere. Der Großteil der Bevölkerung der Vereinigten Arabischen Emirate wohnt in klimatisierten Hochhäusern ohne Begrünung. 90 Prozent des Trinkwassers kommt aus Meerwasserentsalzungsanlagen. Etwa 60 bis 70 Stück gibt es davon in den Emiraten. Umweltschützer mahnen, dass die Anlagen nicht nur extrem energieintensiv sind, sondern auch eine Belastung für die Umwelt. Denn das herausgefilterte, hochkonzentrierte Salzwasser fließt häufig zurück ins Meer, erhöht dort wiederum die Temperatur und bringt das Ökosystem durcheinander.
Proteste von Umweltschützern
Auch auf dieser Weltklimakonferenz wird wieder mit Protesten gerechnet. Diese werden durch UN-Richtlinien ermöglicht. Außerhalb des Konferenzgeländes in Dubai rechnen Beobachter dagegen nicht mit Klimaprotesten. Denn auch wenn die Emirate in ihrer Verfassung Versammlungsfreiheit garantieren, in der Realität würde diese nicht existieren, kritisieren Menschenrechtler immer wieder.
Nichtsdestotrotz ist das Wissen um den Klimawandel bei jungen Emiratis durchaus präsent. Und doch sei vielen kaum bewusst, dass sie auch durch ihren eigenen Lebensstil zur Erderwärmung beitragen, berichten Beobachter. Immerhin stoßen die Emiratis pro Kopf weltweit mit am meisten CO₂ aus: rund 22 Tonnen jährlich pro Person. In Deutschland sind es zum Vergleich neun Tonnen.
Im Teufelskreis gegen die Zeit
Bereits jetzt werden in den Emiraten fast jährlich neue Höchsttemperaturen von über 50 Grad gemessen. Bis Ende des Jahrhunderts könnte sich die Gegend um 5 Grad erhitzen, sind Forscher und Forscherinnen überzeugt. Dies erhöht die Gefahr von Sandstürmen und macht Extrem-Wetterereignisse, die zu Überflutungen und Erdrutschen führen, wahrscheinlicher. Auch der Anstieg des Meeresspiegels gefährdet die Bevölkerung in der Golfregion, deren große Metropolen nah am Meer gebaut sind.
Wie dieser Teufelskreis zu durchbrechen ist, dafür gibt es in den Emiraten bislang noch kein umfassendes Konzept. Besonders die oft von den Emiraten angeführte Technologie der CO₂-Speicherung (CCS) konnte sich bislang noch nicht im großen Maßstab beweisen. Deshalb fordern Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch bei dieser Weltklimakonferenz in Dubai, dass es keine Investitionen mehr in den Abbau von fossilen Energieträgern geben darf. Sonst liefen wir Gefahr, den Klimawandel nicht mehr in den Griff zu bekommen. Doch trotz vieler grüner Versprechen, der staatliche Ölkonzern in den Emiraten ADNOC hat eine massive Expansion seiner Förderung von Öl und Gas geplant – etwas, das mit den Zielen der Weltklimakonferenz nur schwer vereinbar scheint.
Im Audio: Bundeskanzler Scholz redet vor Plenum bei COP28
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