Vor rund vier Monaten nahmen Angehörige und Spitzenpolitiker Abschied von dem CDU-Politiker Wolfgang Schäuble. Nun hat es einen Vorfall an seinem Grab in Offenburg gegeben: Ein Unbekannter grub ein etwa 1,20 Meter tiefes Loch, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten. Bis zum Sarg drang die Person jedoch nicht vor.
Städtische Mitarbeiter bemerkten demnach am Morgen auf dem örtlichen Waldbachfriedhof den Erdaushub. Nach Angaben eines Polizeisprechers dürfte sich die Tat in der Nacht zum Montag ereignet haben. Der polizeiliche Staatsschutz ermittele in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. Die Hintergründe seien bislang unklar.
Vorerst kein Kreuz mehr auf dem Grab
Nach Angaben eines Polizeisprechers gab es vor der Beschädigung keinen Grabstein. Nicht näher bezeichnete "Utensilien" auf dem Grab seien als Beweismittel beschlagnahmt worden.
Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete, ist das geschändete Grab derzeit nicht mehr als solches erkennbar. Es verblieb eine rechteckige Erdfläche, das Holzkreuz mit dem Namen Schäubles sei nicht mehr zu sehen. Möglicherweise wurde es im Rahmen der Ermittlungen beschlagnahmt.
"Zutiefst erschüttert und traurig"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der "Bild", Schäuble sei einer der bedeutendsten Demokraten der Republik gewesen. "Das Grab von Wolfgang Schäuble zu schänden, ist eine widerwärtige Straftat." Diese müsse hart verfolgt werden, forderte sie.
"Ich bin zutiefst erschüttert und traurig", erklärte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas in Berlin. "Es ist unerträglich, dass es offenbar Menschen gibt, die Wolfgang Schäubles Grab schänden und seine Totenruhe stören." Es besorge sie, "wenn einzelne Teile der Gesellschaft solche Zeichen von Verrohung zeigen".
Störung der Totenruhe: Freiheitsstrafe bis zu drei Jahre
Der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) erklärte, am Grab Schäubles sei in niederträchtiger Weise die Totenruhe gestört worden. "Das ist schrecklich und macht uns traurig", so der Rathauschef laut einer Erklärung. "Wir hoffen auf rasche Aufklärung durch die Polizei und eine harte Bestrafung der Täter."
Die Störung der Totenruhe kann laut Strafgesetzbuch mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden. Zeugen des Vorfalls wurden gebeten, sich zu melden.
Schäuble starb Ende 2023 mit 81 Jahren
Schäuble war am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben. Der Badener hatte wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er.
Mit Informationen von dpa
Im Video aus dem Archiv: Nachruf auf Wolfgang Schäuble
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